Onomichi ist ein Küstenörtchen im Süden Japans.Yasujiro Ozus berühmter Film von 1953 „Die Reise nach Tokyo“ ("Tokyo monogatari" im Original) beginnt und endet in der Stadt. Wim Wender nennt „Die Reise nach Tokyo“ seinen Lieblingsfilm – und so war für ihn sofort klar, dass er Onomichi besuchen musste, als er erfuhr, dass dies einer der Handlungsorte des Filmes sei. Zusammen mit seiner Frau machte er sich auf den Weg von Tokyo nach Onomichi. Die Reise hielt er in Bildern fest, die in einem kleinen Bildband bei Schirmer/Mosel anlässlich einer Ausstellung des Jahres 2009 in Berlin erschienen sind.

Das zweisprachige Buch kommt mit wenig Text aus. Bis auf eine längere Einleitung und den Vergleich zwischen Wirklichkeit und der Stadt aus dem Bild findet man nur Bildunterschriften. Ansonsten beschränkt sich das Buch ganz auf die Bilder der Reise nach Onomichi.
Die Fotos stellen eine Mischung aus meditativen Schnappschüssen, etwa von einem toten Baum über einer Stadt oder Steinen, bis hin zu Aufnahmen, die heute fast in jeder japanischen Stadt hätten entstehen können. Bemerkenswert ist, dass bis auf das Foto „On the Battleship“ keine Menschen zu sehen sind. So haben die Bilder alle etwas Einsames und Verlorenes. Ein Gefühl, dass sicher gut zu den Emotionen des Filmes passt.

Auffällig ist auch, dass man hier nicht die gewohnte Postkartenidylle von Japan zu sehen bekommt, die man aus anderen Büchern kennt. Hier ist Japan hässlich, etwas verkommen und industriell – und doch erkennt man den Charme, den diese Orte und das ganze Land haben, auch an diesen ganz alltäglichen Orten.

Journey to Onomichi ist sicher ein Buch, das Japan-Reisende anspricht, die auch die alltäglichen und höchstens auf den zweiten Blick hübschen Seiten des Landes mögen und vielleicht sogar vermissen.
Aber auch wer Wim Wenders Fotokünste mag oder einfach eine andere Seite des Regisseurs kennen lernen will, sollte zumindest einen Blick in dieses Buch riskieren. Es erzählt viel von Sehnsucht und zeigt eine neue Seiten Japans und sicher auch von Wim Wenders selbst.