Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Ton | |
„Furchtbar lieb“ ist das Debüt der in Schottland lebenden Autorin Helen FitzGerald, die ihre schriftstellerische Laufbahn mit dem Schreiben von Drehbüchern für das Kinderfernsehen der BBC begann. Der im Jahr 2006 in englischer Sprache erschienene Thriller war so erfolgreich, dass er nicht nur in Großbritannien, sondern darüber hinaus auch in Australien, Frankreich, Italien und den Niederlanden veröffentlicht wurde und nun auch bei uns seinen Platz in den Bücherregalen gefunden hat.
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen zwei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein können. Eine von ihnen ist Krissie. Eine Sozialarbeiterin, die ein chaotisches Leben führt und zu einer festen Bindung nicht fähig ist. Partydrogen, Alkohol und One-Night-Stands gehören genauso zu ihrem Leben wie eine ungewollte Schwangerschaft. Ohne wirklich Verantwortung für sich oder andere zu übernehmen, tingelt sie durchs Leben und findet nur bei ihren Eltern und der besten Freundin Sarah ein wenig Halt. Sarah, die zweite Frau in der Geschichte, ist verheiratet mit dem erfolgreichen Arzt Kyle. Gemeinsam führen sie ein traumhaftes Leben, das fast als perfekt zu bezeichnen ist. Lediglich ein Kind fehlt in der, von Harmonie geprägten, Beziehung und genau an der Erfüllung dieses Wunsches arbeiten die beiden Eheleute seit geraumer Zeit. Doch eine Familienvergrößerung will nicht gelingen und die mit der Zeit immer biestiger werdende Sarah macht ihrem Mann Kyle plötzlich das Leben schwer. Aber auch Krissie hat einige existenzielle Probleme zu bewältigen, und um sich eine Auszeit zu nehmen, starten die drei in einen gemeinsamen Wanderurlaub in die Schottischen Highlands, der ihnen die benötigte Ablenkung bescheren soll. Doch der Urlaub verläuft anders als geplant und ehe Krissie bemerkt, was geschieht, holt sie ihre Vergangenheit mit voller Wucht ein.
Mit „Furchtbar lieb“ hat Helen FitzGerald einer Thriller geschrieben, der sich als wahrer Höllentrip entpuppt. Die mit einem Verbrechen beginnende Geschichte um eine Freundschaft aus Kindertagen braucht zwar eine Weile, bis sie in Fahrt gerät, aber dann erlebt der Hörer eine sich dramatisch entwickelnde Folge von Ereignissen, die es in sich haben. Bevor es aber soweit ist, lernt er die Freundinnen Krissie und Sarah kennen. Begleitet sie in ihrem täglichen Leben, macht einen Streifzug durch ihre Kindheit und erfährt, was ihnen wirklich wichtig ist. Dabei spart die Autorin nicht an einer ausführlichen Beschreibung verschiedenartiger Situationen, denen eine Straffung sicherlich gut getan hätte. Erst im zweiten Teil des Hörspiels wendet sich das Blatt und aus der Lebensgeschichte zweier Frauen wird plötzlich ein gut durchdachter und mit einem ironischen Unterton versehener Thriller, der dem Hörer regelrechte Schauer über den Rücken jagt.
Gelesen wird das Hörbuch von Britta Steffenhagen, die es wunderbar versteht, sich in die Figur der männertollen Krissie hineinzuversetzen. Mit einer leicht heiseren, sanften Stimme lässt sie das Leben einer Frau Revue passieren, die als Kind Schreckliches erfahren hat und es nicht versteht, mit sich ins Reine zu kommen. Eine überaus passende Interpretation, die allerdings an den Stellen, an denen es überaus spannend wird, ihr Manko aufweist. Zu ruhig bleibt dort die Lesung, zu wenig variieren Tempo und stimmliche Nuancen. Eine Schwäche, die nur in besonders dramatischen Momenten zum Tragen kommt und durch eine überaus gefühlvolle Verkörperung der Charaktere kompensiert wird.
Fazit:
„Furchtbar lieb“ ist ein sich langsam entwickelnder Thriller, der im Verlaufe der Handlung unheimlich an Fahrt gewinnt und letztendlich mit ungeahnten Wendungen und dramatischen Szenen überrascht.