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"China und seine Provinzen" ist eine gelungene Mischung aus Bildband und Sachbuch, wobei das üppige Format (größer als DIN A 4) dem Bildbandcharakter natürlich sehr entgegenkommt.
Das Buch weist eine klare Gliederung auf. Nach einer Einführung, die sich mit dem Gesamtgebilde China und seiner Geschichte befasst, folgen die zweiundzwanzig Provinzen und elf weiteren Verwaltungseinheiten des riesigen Staates in alphabetischer Reihenfolge.
Jedem dieser Kapitel wird eine Landkarte (auf der die jeweilige Provinz mit ihren Nachbarn zu sehen ist) vorangestellt, anschließend kann sich der Leser über statistische Daten, Topographie, Klima, Landwirtschaft, Industrie, Verkehrsverbindungen, Geschichte, die jeweilige Hauptstadt, weitere Städte und Sehenswürdigkeiten informieren. Angaben etwa zur Einwohnerzahl sind nachprüfbar auf einem aktuellen Stand (überwiegend 2001, doch finden auch relevante Ereignisse von 2004 und 2005 Erwähnung). Die Texte wurden trotz der hohen Informationsdichte nicht unangenehm trocken gestaltet; sie lesen sich gut und ermüden nicht.
Über 500 Bilder illustrieren den Text - oder sind sie die Hauptsache, und der Text ergänzt sie? Viele der Aufnahmen erstrecken sich über eine der wie erwähnt herrlich großformatigen Doppelseiten und vermitteln atemberaubende Eindrücke von exotischen Landschaften, Tempelanlagen oder auch Skylines. Zahlreiche Motive stammen aus dem Alltag der Provinzen; sie zeigen Menschen bei der Arbeit auf dem Feld und in der Fabrik, bunte Märkte, Angehörige von Minderheiten in ihren farbenfrohen Trachten, Kinder im Kollektiv und unzählige andere Facetten des riesigen Landes.
Es fällt auf, dass aus der Gegenwart fast ausschließlich positive Aspekte gezeigt werden, unberührte Landschaften, blitzsaubere Fabriken, ästhetische Skylines wie jene von Hongkong. Schattenseiten wie die hässlichen Außenbezirke der Metropolen und die hemmungslose Umwelt- und Landschaftszerstörung im Zuge der forcierten Industrialisierung tauchen nicht auf. Vielleicht gehören sie nicht in einen Bildband?
Insgesamt sind die Bilder von guter Qualität, allerdings wirken die meisten größeren Aufnahmen etwas pixelig. Das ganz große Plus der Aufnahmen stellt die erwähnte Vielfalt der ausgewählten Motive dar.
Den Texten hätte eine stilistische Überarbeitung nicht geschadet, auch fällt eine Abneigung gegen Bindestriche auf. Inhaltlich ist das Buch, soweit ich das beurteilen kann, fast fehlerfrei (abgesehen von widersprüchlichen Zahlenangaben, S. 132, und einer in der Karte falsch lokalisierten Provinz, S. 204) - eine enorme Leistung bei über 600 Seiten mit einer derartigen Fülle an Fakten.
Dieses vom Konzept und von der Gestaltung her wirklich überzeugende Buch ist jedem zu empfehlen, der den Wunsch hegt, China zu bereisen, oder der sich ganz einfach für dieses faszinierende Land und fremde Gegenden und Kulturen interessiert!