Groß, dunkel, schlank und unheimlich attraktiv. Nie hätte Holly Barrett gedacht, dass sich ein so gutaussehender Mann im Bus ausgerechnet neben sie setzt. Doch das ist erst der Anfang. Nach und nach verwickelt er die schüchterne junge Frau in ein Gespräch, scherzt mit ihr und Tage später treffen sie sich das erste Mal, um gemeinsam essen zu gehen. Jack heißt er, arbeitet als Kellner und kommt aus England. Soviel kann Holly in Erfahrung bringen, während sie sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Die nächsten Wochen ihres Lebens sind voller Glück. Nach einer kurzen Phase des Kennenlernens zieht Jack bei ihr ein und auch Kate, ihre fünfjährige Tochter, scheint den smarten Engländer zu mögen. Liebevoll und einfühlsam kümmert er sich um sie, spielt mit ihr und versucht ihr ein guter Freund zu sein. Alles ist perfekt, bis auf die Momente, in denen Holly nach Jacks Vergangenheit fragt. Dann wird der lebensfrohe Mann plötzlich einsilbig und versucht abzulenken. Mit dem Ziel, ihm etwas mehr Zeit zu geben, dringt Holly nicht weiter in ihn und genießt stattdessen die lang ersehnte Zweisamkeit. Doch so glücklich Holly auch ist, so skeptisch schaut ihre Umgebung dem aufkeimenden Glück zu. Bill, Kates leiblicher Vater, findet Jack merkwürdig, ihrer Freundin Anna geht alles viel zu schnell und auch ihr Großvater Henry hat ein eigenartiges Gefühl im Bauch. Doch wirklich erklären kann er es nicht. Erst als sich merkwürdige Zufälle häufen und ihm Jack nachts mit Kate allein am Strand begegnet, während Holly tief und fest schläft, beginnen er und Bill Nachforschungen anzustellen und stoßen auf ein schreckliches Geheimnis.

„Befleckt“ ist das Debüt der Schriftstellerin Brooke Morgan, das nicht nur voller subtiler Spannung steckt, sondern auch unheimlich gefühlvoll und intensiv vonstatten geht. So ist es nicht allein der gut durchdachte Plot, der dieser verhängnisvollen Geschichte ihr Leben einhaucht, sondern es sind vor allem die fabelhaft ausgearbeiteten, glaubwürdigen Charaktere, die den Dreh- und Angelpunkt darstellen und das Besondere an diesem Thriller sind. Da ist zum einen die ledige Mutter Holly Barrett, die immer im Schatten anderer steht. Mit 17 geschwängert, führt sie gemeinsam mit Tochter Kate und Großvater Heny ein Leben in Abgeschiedenheit und Stille. Erst als sie ihrem Traummann begegnet, blüht sie auf. Ein tragischer Irrtum, der ihr letztendlich zum Verhängnis wird. Oder Bill, der Vater von Kate, der einem verlorenen Glück hinterhertrauert und erst zu spät bemerkt, was er an Holly hat. Aber auch Großvater Henry spielt eine nicht unbeachtliche Rolle während der sich dramatisch zuspitzenden Ereignisse. Immer darauf bedacht, für seine Enkeltochter das Beste zu wollen, begeht er einen folgenschweren Fehler, der auch für ihn gefährlich wird. Und nicht zuletzt Jack, den ein Kindheitstrauma zu der Person werden ließ, die er ist, als er Holly begegnet. Eine wirklich schicksalhafte Mischung, die Brooke Morgan gekonnt agieren lässt und den Hörer damit in Atem hält.
Gelesen wird die überaus fesselnde Geschichte von der Schauspielerin Valerie Niehaus, die es mit ihrer Interpretation versteht, eine von Geheimnissen umwitterte, beklemmende Atmosphäre zu schaffen. Eine Situation, in welcher der Hörer darauf wartet, dass jeden Moment etwas Ungeheuerliches geschieht. Doch ehe es soweit ist, muss er sich in Geduld üben. Ein Umstand, der immer schwerer fällt.

Fazit:
„Befleckt“ ist ein hervorragend gelesener Psychothriller, der von unterschwelliger Spannung lebt und überaus beklemmend und geheimnisvoll vonstatten geht.