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Den wenigsten wird der Name "Harry S. Morgan" ein Begriff sein, doch in der Pornoindustrie ist er kein Unbekannter. Als Produzent und Regisseur solcher Filme hat er die Branche maßgeblich mitgeprägt und ist seit über dreißig Jahren im Geschäft. Er war es, der Gina Wild alias Michaela Schaffrath bekannt gemacht und zu einer weltweit berühmten Ikone aufgebaut hat. Anfangend als Nachwuchsfotograf, der am Tag für Modehäuser knipste, widmete er sich schon recht früh dem Ablichten von nackter Haut bei Nacht. Über die Jahre hinweg wurde aus dem Hobby ein Beruf, der Fotoapparat gegen die Kamera eingetauscht.
Er erlebte das "Golden Age" der Pornoindustrie in den 80ern und deren langsamen Niedergang, nicht zuletzt durch das Internet, in den 90ern. Unter seiner Regie entstanden Filme wie "Gina Wild - Jetzt wird es schmutzig" oder "Sündhaftes Spiel", mit Vivan Schmitt. Der Produzent und Regisseur wurde im Laufe seiner Karriere mit drei "Venus Awards" (1997, 2001, 2004) und einem "Erotic Award" (2007) ausgezeichnet. In Zeiten sinkender Verkaufszahlen, Absatzschwierigkeiten durch das Internet und Auslagerung der Produktion nach Tschechien ist Harry S. Morgan nach wie vor aktiv und produziert noch heute.
Mit "Harry S. Morgan: Der Meister der Pornografie" stellt Christoph Strasser den titelgebenden Produzenten und Regisseur vor. Der Autor führte hierzu mehrere Interviews, die kapitelweise abgedruckt sind. Die Dialoge werden mit Schwarz-Weiß-Bildern zum jeweiligen Thema ergänzt. Eine etwas andere Biografie, die durch einen locker-lustigen Stil zu bestechen weiß.
Es ist amüsant zu lesen, wie der "Pornokönig" im flapsigen Gespräch von seiner Vergangenheit berichtet und seine Ansichten zu verschiedenen Themen erläutert. Hierbei nimmt Morgan kein Blatt vor den Mund und erwähnt Stellungen und Begriffe, die sonst in der Öffentlichkeit nicht ausgesprochen werden. Wer schon immer wissen wollte, was "Deep Throat", "DP" oder "Gonzo" bedeutet, wird hier fündig. Eine erfrischende Ehrlichkeit, manchmal aber hart an der Grenze des guten Geschmacks.
Zudem kann der Leser einen Blick hinter die Kulissen der Branche werfen, die Abläufe und Personen kennenlernen, die sonst nur vor der Kamera zu "bewundern" sind. Auch das Drehbuch zu "Sündhaftes Spiel" wurde abgedruckt, was lustige Szenenbeschreibungen und Dialoge beinhaltet. Abgerundet wird das Ganze durch ein Glossar am Ende, der die verschiedenen "Fachbegriffe" erklärt (Wikipedia lässt grüßen).
Fazit:
Ein freches Buch, das sich nicht um politische Korrektheit und moralische Zwänge schert. Die Biografie eines Mannes und gleichzeitig Beschreibung einer Branche, die im Schatten steht und die doch jeder kennt. Flapsig und ehrlich geschrieben, bietet das Buch Lesespaß und wer schon immer eine "etwas andere" Biografie lesen wollte, wird beim Lesen von "Harry S. Morgan: Meister der Pornografie" sicher keine Langeweile haben.