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Daniel Stiller könnte eigentlich mit seinem Leben zufrieden sein. Bei der Agentur Maxprom, die sich auf das Vermarkten von Prominenten spezialisiert hat, ist er einer der besten Angestellten, und mit Ende dreißig ist er noch so attraktiv, dass er reihenweise Frauen "abschleppen" kann. Gerne hat er dabei auch mehrere Freundinnen gleichzeitig, nicht wenige dieser Damen verheiratetet. Kein Wunder, dass die Ehe für ihn ein rotes Tuch ist. Einzig die Finanzkrise stört etwas die Aussichten, denn Daniel hat einen Großteil seiner Ersparnisse verloren. Da kommt das Angebot, in die Geschäftsleitung aufzusteigen, wie gerufen. Nur gibt es da ein kleines Problem: Mitglieder der Geschäftsleitung müssen verheiratet sein, so ein ungeschriebenes Gesetz der Eigentümerin. Nur hat Daniel im Moment noch nicht mal eine (halbwegs) feste Freundin und bisher auch nur verbrannte Erde hinterlassen. So ist es eine völlig neue Situation, als er Sarah auf einem Seminar gegen Flugangst kennen lernt. Denn plötzlich ist die junge Frau nicht mehr nur eine mögliche Eroberung, sondern eine potentielle Ehefrau. Doch Daniel muss sich beeilen. Nur sechs Monate gibt ihm die Geschäftsleitung oder er wird fliegen – aus der Geschäftsleitung und aus der Firma. Zum ersten Mal in seinem Leben muss Daniel Stiller, der notorische Single und Bindungshasser, sich um eine Frau bemühen.
Dass es am Ende gut ausgeht, erfährt man schon im Vorwort und ausführlicher im ersten Kapitel, das als eine Art Einleitung in die eigentlichen Ereignisse dient. Dabei erzählt Yannik Mahr die Geschichte so, als wäre sie ein Buch von Daniel Stiller. Ohne diese Einführung und diesen kleinen literarischen Kniff würde das Buch sehr offen enden.
Die Ereignisse, die Daniel mit seinem Werben um Sarah und den Kampf um einen Sitz in der Geschäftsleitung heraufbeschwört, werden von Mahr locker und amüsant erzählt. Daniel Stiller ist ein Eckelpaket und ein furchtbar ich-zentrierter Egoist, der kaum empathisch ist mit seinen Mitmenschen. So gönnt man ihm viele der Missgeschickte und Schwierigkeiten von Herzen. Zum Glück nimmt sich der "Held" der Geschichte selbst nicht allzu ernst, auch wenn er sich nicht für seine Taten entschuldig.
Von der Thematik her wäre "Auf die Knie" eigentlich der perfekte Frauenroman – doch kann man deutliche Unterschiede zu den zahlreichen Büchern weiblicher Autorinnen erkennen. Daniel hat keinen "Erweckungsmoment", in dem ihm klar wird, dass Sarah seine einzig wahre, große Liebe ist. Viel mehr schlittert er langsam und unbewusst in diese Gefühle. Das macht das Buch ehrlich und auch abwechslungsreich. Männer dürften weniger Probleme haben, den Titel in die Hand zu nehmen, denn "gefühlsduselig" geht es hier wahrlich nicht zu.
Wer sich mit dem Thema "heiraten" beschäftigt, dürfte an dem Buch seine helle Freude haben – egal ob strikter Ehegegner wie der Titelheld oder schon auf halbem Weg in die Flitterwochen. Mahr hat viele kleine Anekdoten und Informationen zu den Themen Ehe und Heiratsantrag in seinen Roman eingebaut, die sich nicht nur äußerst amüsant lesen lassen, sondern auch sehr informativ sein können. Absolutes Highlight ist darunter sicher der "Heiratsantragsgenerator" des Standesamts Münster (zu finden hier:
hier).
„Auf die Knie“ ist ein amüsanter Roman, besonders wenn man eine etwas extremere Position zum Thema Ehe hat.