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Polen im 17. Jahrhundert: das Land wird von zwei mächtigen Feinden bedroht - den wilden Tartarenstämmen und den mit ihnen verbündeten Türken. In diesem Trubel ruft der Adel den im Kloster lebenden Michal (Tadeusz Lomnicki) zur Hilfe, einem versierten Obristen, der sich aus Liebeskummer in den Schoß Gottes zurückgezogen hat. Der lebensfrohe - und dem Wein zugetane - Graf Onufry (Mieczyslaw Pawlikowski) kann Michal nur schwer davon überzeugen, die Kutte abzulegen und das Schwert in die Hand zu nehmen; als hilfreich erweist sich dabei der Einsatz seiner beiden Töchter Krzysia (Barbara Brylska) und Basia (Magdalena Zawadzka), die Michals Bedenken rasch zerstreuen. Nach dem er erst mit der älteren, dann mit der jüngeren Tochter anbändelt, ist der Krieger in ihm erwacht. Das ist auch bitter nötig, denn die Tartaren fallen in das Land ein. Polen muss verteidigt werden! Währenddessen schmiedet der tartarische Häuptlingssohn Azja (Daniel Olbrychski), der als Kind von den Polen gefangengenommen wurde und dessen Identität niemand kennt, seine Ränke. Er will die polnischen Truppen verraten ... und Basia, die inzwischen zu Michals Frau geworden ist, mit Gewalt für sich gewinnen.
"Die Rache des Schwertes", so hat der Filmdistributor Schröder Media den Originaltitel dieses polnischen Klassikers "Pan Wolodyjowsk" von 1969 übersetzt (eigentlich eher: Der Obrist Wolodyjowsk"), und ihm ein knalliges, leicht irreführendes Cover verpasst. Wer einen modernen Mittelalterschinken erwartet, wird möglicherweie enttäuscht sein. Dabei haben Schröder Media diesen Winkelzug gar nicht nötig, denn "Pan Wolodyjowsk" muss sich als Film wahrlich nicht vor anderen Historienstreifen verstecken. Basierend auf einer bekannten Vorlage des polnischen Nationalschriftstellers Henryk Sienkiewicz, ist "Pan Wolodyjowsk" ein durchaus gelungener Monumentalfilm, der sehr frei die damaligen Konflikte im frühneuzeitlichen Polen aufgreift und umsetzt. Dazu gehören Liebeswirren und wuchtige Schlachten, Reiterheere und tödliche Duelle, politische Ratssitzungen und jede Menge Nationalpathos, der während der Entstehungszeit des Films (1969) viele Menschen in die Kinos lockte.
Aus heutiger Sicht wirkt der Streifen in Teilen etwas altbacken, verblüfft aber durch seine ungewöhnliche Dramaturgie. Die Handlung lässt sich grob in drei - nicht klar voneinander abgegrenzte - Kapitel einteilen, die sich in Stimmung, Tempo und Aussage deutlich voneinander unterscheiden. Im Mittelpunkt des ersten Parts steht die Läuterung des Obristen Michal; hier wechseln sich Liebesgeplänkel und schwankhafte Festszenen ab, hier werben Männer mit geschwellter Brust um die Herzen hübscher Damen, und der überragend spielende Mieczyslaw Pawlikowski leert manchen Weinkrug und reißt manche Zote, bis das Liebespaar Michal und Basia endlich zusammengefunden hat. Nach diesem seichten Anfang setzt umso unerbittlicher der Mittelpart ein, der sich um den Verrat Azjas und den Tartarenfeldzug dreht. Hier zeigt der Film plötzlich eine Härte und Konsequenz, die man ihm zunächst nicht zugetraut hat: elegische Formationsbewegungen gewaltiger Reiterheere, die dramaturgisch dichte und hochspannende Flucht von Basia durch eine Schneelandschaft, schließlich die grausame Hinrichtung des tartarischen Verräters in sehr expliziten Bildern ... all dies muss den Zuschauer einfach fesseln. Der dritte Teil macht wiederum einen inhaltlichen Schwenk, da es nun um die türkische Bedrohung geht, die schließlich zum Niedergang Polens führt. Eine ausgedehnte Belagerungssequenz sowie sehr ruhig inszenierte, pathetische Schlachtappelle und Ratssitzungen, auf denen der unzähligen Opfer gedacht werden, prägen diesen Schlussteil, in dem die Hauptfiguren völlig in den Hintergrund rücken und der nach dem Abspann einen sehr düsteren Eindruck hinterlässt.
Der ungewöhnliche Spannungsbogen wirkt auch auf heutige Betrachter und lässt ihn manch schwächere Schauspielleistung und inszenatorische Längen vergessen. "Pan Wolodyjowsk", der von Schröder Media in einer ordentlichen Bild- und Tonfassung ausgeliefert wird, ist ein sehr interessanter Historienstreifen, der sich vor ähnlichen Werken aus Russland oder den USA nicht verstecken muss. Dem Distributor ist Respekt zu zollen, den Film wieder dem deutschen Publikum zugänglich zu machen ... auch wenn ein etwas stimmigeres Cover wünschenswert gewesen wäre.