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Die Phex-Geweihte und Alchimistin Adara kommt zusammen mit ihrem Begleiter, dem Fasarer Magier Faisal, in die nordmärkische Stadt Kyndoch. Schon bald müssen die beiden feststellen, dass hier einiges im Argen liegt. Kurz nach ihrer Ankunft retten sie eine Khunchomer Händlerin vor dem Zugriff zweier Stadtbanden und einem fast tödlichen Zauber, und auch der Phex-Tempel, in dem sie sich einquartieren, scheint in einem bedauernswerten Zustand. Zusammen mit dem bislang mangelhaft ausgebildeten Phex-Novizen Ragnar versuchen Adara und Faisal den Geheimnissen Kyndochs auf die Spur zu gehen – und geraten dabei an einen Feind, der selbst für zwei Phexens-Diener eine Nummer zu groß zu sein scheint.
"Nachtrichter" ist der 118. Band der DSA-Romanreihe und stammt aus der Feder von Dorothea Bergermann, die sich in Rollenspielerkreisen bislang durch die Kurzgeschichte
"Fuchs und Greif" und den lesenswerten Artikel
"Bogen, Sehne und Pfeil" (beide 2004 auf alveran.org veröffentlicht) einen Namen gemacht hat.
Als Erstlingswerk ist "Nachtrichter" eine durchaus beachtliche Leistung. Der Roman besticht durch exzellente Charakterzeichnung und eine lebhafte Schilderung des aventurischen Städtelebens. Die beiden Hauptcharaktere Adara noch Faizal sind weder typische Helden noch die derzeit beliebten Anti-Helden, sondern Charaktere mit Stärken und Schwächen, in denen sich die verschiedenen Aspekte ihres Gottes Phex widerspiegeln.
Überhaupt weiß der Roman durch seine Beschreibung der aventurischen Götterdiener und -kulte zu überzeugen. Gerade der Mystik-Aspekt des Phex-Glaubens wird hier zum ersten Mal in einem DSA-Roman derart stark thematisiert, was eine willkommene Abwechslung zu dem langweiligen phexschen Taschendiebstahl darstellt. Immerhin umfasst der Begriff des "Nachtrichters" einige radikalere Aspekte des aventurischen Diebesgottes, was im Übrigen die Darstellung des Mungos auf dem Cover im Gegensatz zu dem bei Phex üblichen Fuchs erklärt. Auch das Leben in einem Tempel samt Götterdienst, Andachten und Meditationen wird als fester Bestandteil gut in die Geschichte eingebunden.
Ein weiterer positiver Aspekt an "Nachtrichter" ist, dass man dem Roman anmerkt, wie viel Recherche in ihn eingeflossen ist. Vor allem die alchimistischen Untersuchungen, die Adara vornimmt, sind präzise geschildert, aber dennoch gut in einen aventurischen Kontext übertragen. Auch die Darstellung des Stadtlebens weiß zu überzeugen, angefangen von den Rundgängen der Nachtwächter bis hin zu Details wie dem Prüfstein zur Geldkontrolle.
Da sich dieser Roman mit den Dienern des Gottes Phex befasst, wäre es verwerflich, nicht auch auf die Schattenseiten zu sprechen zu kommen. So schildert "Nachtrichter" zwar anschaulich das Leben in einer typischen mittelreichischen Stadt, jedoch vermisst man das Lokalkolorit. Kyndoch wirkt stellenweise wie eine Allerweltsstadt, die keinerlei regionale Besonderheiten wie Dialekt, Kleidung oder Sehenswürdigkeiten bereithält. Zur Ehrenrettung der Autorin sei gesagt, dass Kyndoch auch in den entsprechenden Regionalspielhilfen zu "Das Schwarze Auge" relativ farblos daherkommt.
Dorothea Bergermann hat mit "Nachtrichter" eine für einen Erstlingsroman beachtliche Leistung vorgelegt, die Appetit auf mehr macht. Die Charaktere sind gut geschrieben und wirken in sich schlüssig. Auch die vielen kleinen Details wie alchemistische Untersuchungen und das mittelalterliche Stadtleben wirken gut recherchiert und fügen sich nahtlos in die Geschichte ein. Für einen potenziellen Folgeroman sollte sich die Autorin allerdings eine aventurische Stadt oder einen Landstrich aussuchen, der etwas mehr Lokalkolorit aufweist, um die Szenerie nicht zu generisch wirken zu lassen. Abgesehen davon handelt es sich bei "Nachtrichter" aber um einen unterhaltsamen DSA-Roman, der zweifelsohne zu den besseren der Reihe gezählt werden kann.
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