Mit dem Ruhm ist es immer so eine Sache - einerseits wird man geachtet und respektiert und, was noch viel wichtiger ist, von den Kunden gebucht, aber andererseits bringt es auch sehr viel Aufmerksamkeit mit sich - etwas, womit ein echter Meisterdieb normalerweise eher weniger anzufangen weiß. Meisterdieb Garrett, auch "Der Schatten" genannt, wird genau dies zum Verhängnis, als ihn sein Kontrakthändler an mächtige Leute verscherbelt, um seine eigene Haut zu retten.
Als die "Entführung" durch die Garde des Königs endet, findet sich Garrett den mächtigsten Menschen der Stadt Awendum gegenüber - dem alten Erzmagier Arziwus, Graf Alistan Markhouse, Befehlshaber der Leibgarde des Königs, dem Narr des Königs, der Elfenprinzessin Miralissas und König Stalkon IX höchstpersönlich. Sie alle sind zusammengekommen, da sich nach Jahrhunderten des Friedens der Unaussprechliche wieder regt und sich Giganten, Oger und Dämonen zu einer gewaltigen Armee formieren. Und ausgerechnet Garrett soll sich einem Trupp aus drei Elfen und den zehn unerbittlichsten Kämpfer des Landes anschließen, um das magische Artefakt, das den Unaussprechlichen so lange gefangen hielt, zurück zu holen. Doch das Horn befindet sich im beinernen Labyrinth von Hrad Spine und der einzige Plan über Hrad Spine ging vor 300 Jahren im verbotenen Viertel Awendums verloren.

Leider bleibt Garrett keine Wahl - zu viele Feinde hat er sich in den letzten Jahren gemacht und leistet er dem Aufruf nicht Folge, landet er im Graue Steine, um in diesem schrecklichen Gefängnisturm sein Leben auszuhauchen. Also bleibt ihm nur die Wahl in den Graue Steine zu gehen oder sich auf eine Mission in das verbotene Viertel einzulassen, welches die Wenigsten je lebend verlassen haben. Sollte er diesen Ausflug überleben, muss er sich einer noch gefährlicheren Mission anzuschließen, um das Königreich vor dem Unaussprechlichen zu bewahren.

"Schattenwanderer" ist der Auftakt der neuen Reihe "Die Chroniken von Siala", geschrieben von dem russischen Autor Alexey Pehov. Der Unaussprechliche ist dabei sich wieder zu erheben und ausgerechnet ein Dieb soll mitwirken, um das Reich vor dieser Bedrohung zu bewahren.
Das Buch wird vorwiegend aus der Perspektive des Diebes geschildert und an seiner Seite kommt man auch in die Handlung hinein, während man ihm bei der Erledigung eines Auftrags über die Schulter schaut. Während der Leser Garrett begleitet, gewährt Autor Alexey Pehov dem Leser auch erste Einblicke in die Welt, in der Garrett lebt, und lässt sie in die eigentliche Handlung einfließen.
Mit diesem Wissen ausgerüstet, ist man da gewappnet, wenn der große Überfall auf Garrett vonstattengeht und das Abenteuer erst beginnt. Obwohl das Leben eines Diebes von Alexey Pehov abenteuerlich geschildert wird, kommen Spannung und Action erst so richtig in Schwung, nachdem Garret der scheinbar unmögliche Auftrag aufgezwungen wurde, denn die Hauptfigur muss sich nun echten Herausforderungen stellen. Und als ob die Aufgaben an sich nicht schon knifflig genug wären, sitzt auch noch ein großer Unbekannter Garrett im Genick und versucht ihm das Leben so schwer wie möglich zu machen.

Viele Elemente werden hier zusammengetragen, die die Handlung und den Leser ständig im Atem halten, doch ohne eine interessante Welt und ebensolche Figuren würde das nicht viel bringen. Alexey Pehov führt seinen Leser in eine Welt, in der aus den Vollen schöpft: Elfen, Kobolde, Oger, Orks, Gnome, Zwerge, Magier, Schamanen und natürlich, nicht zu vergessen, die Dämonen, Gouhle und Geister und viele andere, die dieser Geschichte durch ihre Vielfalt Leben einhauchen. Auch die unterschiedlichen Menschenschläge beeindrucken den Leser durch die Detailtreue, die Pehov in seine Figuren einfließen lässt. Jede Figur wirkt lebendig und farbenfroh und gibt dem Buch seine eigene Note.
Abgerundet wird das Ganze durch ein Glossar, in dem die wichtigsten Begriffe noch einmal erläutert werden.

Damit ist "Schattenwanderer" ein sehr gelungener Auftakt für Alexey Pehovs neue Reihe. Sicherlich, zu zart darf man nicht besaitet sein, denn gerade in den Schatten der Welt gedeihen Mord und Todschlag nur zu gut, aber es lohnt sich, während man auf einer Welle von Spannung dahinreitet und darauf wartet, wie es wohl weiter gehen will, denn das Ziel ist noch lange nicht erreicht!