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Neil Gaiman, den Fans fantastischer Literatur bekannt vor allem durch seine preisgekrönte Comic-Reihe "Sandman" und Romane wie "American Gods" und "Niemalsland", veröffentlichte 1998 den Kurzgeschichtenband "Smoke and Mirrors", der 2001 in Deutschland mit dem Titel "Die Messerkönigin" erschien. Zwei der Storys aus dieser Sammlung wurden nun von Michael Zulli als Comic adaptiert. Michael Zulli hat bereits einige der Sandman-Ausgaben mit seiner Arbeit bereichert.
"Geschöpfe der Nacht" enthält die Geschichten "Der Preis" und "Tochter der Eulen". In "Der Preis" steht eine auf dem Land lebende Familie mitsamt ihren aufgenommenen Katzen im Vordergrund. Immer wieder laufen ihnen Katzen zu oder werden sogar direkt auf ihrer Türschwelle ausgesetzt. Niemals verweigern sie einem der Tiere den Aufenthalt. Eines Tages kommt ein schwarzer Kater zu ihnen und bleibt wie viele vor ihm. Doch Nacht für Nacht scheint er in einen Kampf verwickelt zu sein, denn jeden Morgen trägt er neue Verletzungen. Eines Tages möchte sich der Vater selbst ein Bild machen, was in den Nächten passiert, und versteckt sich unweit der Terrasse mit einem Nachtsichtgerät. Was er dann sieht, hätte er wohl niemals erwartet ...
"Tochter der Eulen" widmet sich den geflügelten Geschöpfen der Nacht, den Eulen. Ein Baby wird vor dem Kloster einer kleinen Stadt ausgesetzt, in den Händen hält es ein Gewölle von Schleiereulen. Da die Bürger sicher sind, das Kind würde Unglück bringen, wird es in ein verfallenes Kloster vor den Stadtmauern gebracht. Es wächst heran zum schönsten Mädchen, was weit und breit gesehen wurde, kann aber nicht sprechen, da es die menschliche Sprache nie gelernt hat. Das Unglück schreitet voran, als die Männer der Stadt zur Klosterruine ziehen und ihr Recht an dem Mädchen einfordern wollen - schließlich ist niemand da, um sie zu hindern. Oder ...?
Dieser Band der "Neil Gaiman Bibliothek" aus dem Hause Panini überzeugt nicht unbedingt durch einen besonders großen Umfang. Dafür aber ist das Artwork Michael Zullis eine Offenbarung. Besonders die Panels der zweiten Geschichte erinnern an Gemälde auf Leinwand und wirken besonders gut, wenn man sie nicht allzu nah ans Auge hält. Die Illustrationen mögen auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig sein, auf den zweiten sind sie aber sehr tiefgründig. Hat man sich erst einmal an Zullis Stil gewöhnt, kann man sich an den Illustrationen kaum satt sehen. Das gilt auch für das Cover, welches zunächst wenig ansprechend wirkt, den Betrachter aber nach kurzer Zeit mit vielen schönen Details verwöhnt.
Gaiman und Zulli - das passt erstklassig zusammen. Der sehr individuelle Stil Zullis unterstreicht dabei Gaimans ungewöhnliche Fantasien.
Beide Storys zeugen zudem erneut von Gaimans Geschick, ganz unterschiedliche fantastische Geschichten erfinden zu können und den Leser damit zu fesseln. "Der Preis" tendiert stärker zum Horror-Genre, wobei "Tochter der Eulen" eher an eine klassische Geistergeschichte nebst tragischem Schicksal der Protagonistin erinnert.
"Geschöpfe der Nacht" ist sehr hochwertig gestaltet und sollte jedes Regal eines Gaiman- oder Zulli-Fans schmücken. Auch Freunde von mystischen Geschichten über Katzen und Eulen werden mit diesem Band ihre Freude haben. Zugegeben, der Preis ist für nur 52 Seiten recht hoch, es lohnt sich aber dennoch, zumal man einen solchen Band sicher nicht nur einmal in die Hände nehmen wird.