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In dem vorliegenden Buch finden sich zwei Novellen des Autors, die beide bereits verfilmt wurden: "Langoliers" und "Das geheime Fenster". Letztere war mit Johnny Depp und John Turturro sogar noch recht prominent besetzt.
In "Langoliers" begleitet der Leser einen Nachtflug von Los Angeles nach Boston. Brian Engle, selbst Pilot, befindet sich unter den Passagieren; familiäre Angelegenheiten führen ihn nach Boston. Der Start verläuft planmäßig, es scheint ein gewöhnlicher, ruhiger Nachtflug zu werden. Die meisten der Passagiere nutzen die Zeit, um zu schlafen. Doch dann wacht Dinah, ein blindes Mädchen, das mit ihrer Tante unterwegs ist, aus dem Schlaf auf. Sie will nur etwas trinken; doch niemand reagiert auf sie. Entsetzt muss Dinah feststellen, dass ihre Tante fort ist, aber offenbar nicht nur diese. Es scheint, als seien alle Passagiere sowie die Flugzeugcrew einfach weg - zumindest fast alle. Eine Handvoll Menschen befindet sich noch im Flugzeug, und als die groteske Lage erkannt wird, versucht man, eine Erklärung für diese Unmöglichkeit zu finden. Brian Engle gelingt es schließlich, das Flugzeug zu landen. Doch das wahre Grauen erwartet sie erst nach der Landung.
Die zweite Geschichte handelt von dem geschiedenen Schriftsteller Mort Rainey, dem der Vorwurf des Plagiats gemacht wird. Bei dem Ankläger handelt es sich um einen mysteriösen Fremden, der sich John Shooter nennt. Rasch wird Mort klar, dass Shooter es mit seinem Vorwurf ernst meint und auch rabiate Mittel einsetzt, um Mort unter Druck zu setzen und seine Ansicht, wer von wem gestohlen hat, durchzusetzen. Doch Mort hat nicht nur dieses Problem: Er hat die Trennung von seiner Exfrau noch immer nicht verkraftet und kommt auch mit deren neuem Lebenspartner nicht zurecht, und die Arbeit an einem neuen Roman kommt nur schleppend voran. Ein zähes Ringen um die Urheberrechte der Geschichte "Das geheime Fenster" zwischen den ungleichen Kontrahenten beginnt. Mort versucht verzweifelt, zu beweisen, dass er die Geschichte nicht gestohlen hat, doch Shooter scheint ihm immer einen Schritt voraus.
King serviert gewohnte Kost gewohnt gut. Vor allem in der zweiten Novelle spielt er facettenreich mit Schein und Sein und führt den Leser tief in die Abgründe einer menschlichen Seele. Nur zu schnell lässt man sich in Morts trägen Alltag hineinziehen, in dem Shooters Besuche - und seine späteren Einschüchterungsversuche - umso heftiger wirken. Obwohl "Das geheime Fenster" im Umfang natürlich nicht an einen gewöhnlichen King-Roman heranreicht, sind die Charaktere, allen voran Mort und Shooter, gut herausgearbeitet und bestechen durch ihre Entwicklung, ob sie sich dem Leser gleich offenbaren oder erst beim überraschenden Finale geklärt werden.
"Langoliers" ist handwerklich ordentlich, die Spannung weicht während der gesamten Geschichte selten. Allerdings erscheinen gerade gegen Ende hin manche Wendungen allzu konstruiert und übertrieben, was den Lesespaß doch schmälert. Die Figurenkonstellation wirkt durch die unterschiedlichen Charaktere etwas gekünstelt; wo ein Pilot in der Gruppe, der das Flugzeug sicher landen kann, schon einen sehr glücklichen Zufall darstellt, kommen weitere Figuren dazu, die in ihren Fertigkeiten zu versiert sind. Auch wenn der Leser nicht unbedingt immer weiß, wie es weitergeht, entsteht doch das Gefühl, die Charaktere würden die Situation schon meistern.
Der Untertitel besagt allgemein "Das Buch zum Film". Da beide Novellen verfilmt wurden, ist dies irreführend, wenn nicht sogar falsch. Einerseits suggeriert der Untertitel, dass der Film vor dem Buch entstanden sein könnte, zum anderen erwartet man mehr Informationen über den Film - besser gesagt die Filme - als lediglich die Geschichten, die als Ausgangspunkt für die Filme dienten. Zu beiden Novellen gibt der Autor zwar eine Vorbemerkung ab, doch auch diese haben keinerlei Bezug zu den Verfilmungen. Insofern sollte der Leser trotz des Untertitels keine näheren Einblicke in die Filme erwarten.
Insgesamt zwei sehr unterschiedliche Novellen - sowohl vom Inhalt als auch von der Qualität - setzt King seinem Leser hier vor. Dabei hebt "Das geheime Fenster" die Gesamtwertung noch etwas, da "Langoliers" eher eine der schwächeren Arbeiten Kings ist.