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Ein Mann und eine Frau, sie treffen sich, lernen sich kennen, verlieben sich, werden ein Paar, teilen ihr Leben und trennen sich wieder. Eine ganz alltägliche Geschichte, wie sie das Leben eben so schreibt. Im Laufe dieser Beziehung erlangen Gegenstände für das Paar Bedeutung, die sie sich schenken, selbst geschenkt bekommen, gemeinsam kaufen oder die sie aus sonstigen Gründen verbinden. Eben diese Gegenstände erzählen die Liebesgeschichte von Lenore und Harold.
Lenore ist Redakteurin bei der New York Times, Harold freiberuflicher Fotograf. Auf einer Halloweenparty treffen sich die beiden, verabreden sich und werden ein Paar. In den nächsten Jahren werden sie sich lieben, streiten, versöhnen, reden, diskutieren, reisen, eben ein gemeinsames Leben teilen.
Die Besonderheit des Buches besteht nicht in seinem Inhalt, der ist beliebig. Vielmehr ist es die Art der Erzählung, die dieses Buch aus anderen Liebesgeschichten hervorhebt: Aufgebaut wie ein Auktionskatalog werden in über 300 Gegenständen Begebenheiten aus einem gemeinsamen Alltag erzählt, lange nach Ende der Beziehung.
Die Gegenstände sind persönlich, führen den Betrachter sehr nah an diese zwei Menschen heran, ihre Gewohnheiten, ihre Ängste, Sorgen und Schwächen, ebenso ihre Hoffnungen und Freuden. Die Kleidungsstücke, Bücher, CDs, Fotos, Zeitungsausschnitte, Dekorationsartikel, Briefe, Programmhefte erzählen auf ihre eigenen Art von dieser Liebe, die den klassischen Bogen beschreibt: Vom zögerlichen Kennenlernen über die Höhenflüge der Verliebtheit in den Alltag, die Streitereien, hin zum Ende der Beziehung. Die Gegenstände, die in diesem Auktionskatalog gelistet sind, sind das, was von drei Jahren Liebe bleibt, was die Menschen, die sie verbinden, immer an das gemeinsam Erlebte erinnern.
Natürlich sind die Bilder gestellt, auch die Geschichte ist in ihren Details eine Erfindung der Autorin Leanne Shapton. Auch ist die Idee wohl kaum zur Nachahmung zu empfehlen. Aber auch ohne „wahren Hintergrund“ fühlt man sich beinahe als Voyeur, blättert man durch die Seiten mit den schwarzweißen Abbildungen der Gegenstände. Die Geschichten, die sie erzählen, sind so persönlich, man sieht beinahe die äquivalenten Erinnerungen aus eigenen Beziehungen vor sich ausgebreitet, die vielen Geschenke, Eintrittskarten, verbindende Dinge. Anhand der Beschreibungstexte erlebt der Leser die Geschichte dieser Liebe mit, die störenden Angewohnheiten, die Streitigkeiten, die Feigheiten in schwierigen Situationen. Die Geschichte, die hier erzählt wird, ist zwar einzigartig, die Probleme und Situationen, die Lenore und Harald erleben, nicht. Es ist kaum zu glauben, wie romantisch nüchterne Bilder und Beschreibungstexte wirken können, wie emotionsgeladen diese Seiten sind.
Das Buch ist bestimmt nichts, was man auf einer beliebigen Seite aufschlägt um einzelne Passagen zu lesen, dazu ist es nicht unbedingt geeignet. Seine wahre Faszinationsfähigkeit zeigt es erst, wenn man sich die Zeit nimmt, alle Text von Anfang zu Ende in einem Fluss zu lesen.
So ist der „Auktionskatalog“ eine andere Art der Liebesgeschichte. In Bildern erzählt, ohne Wertung, ohne auf die Gefühlswelt der beiden Protagonisten einzugehen und dennoch bewegend und rührend.