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Mit "Drei" liegt der zweite Band der siebenteiligen Reihe des Dunklen Turms vor. Rolands Suche nach dem Turm geht weiter.
Die Handlung knüpft unmittelbar an "Schwarz" an. Roland ist eingeschlafen und erwacht nun wenige Stunden später. Inzwischen hat er durch die Tarotkarten seine nahe Zukunft erfahren. Die Bilder haben ihm den Gefangenen, die Herrin der Schatten und den Tod gezeigt; diese spielen für die kommenden Ereignisse offenbar eine entscheidende Rolle.
Nach einem heftigen Kampf gegen ein hummerähnliches Wesen unmittelbar nach dem Aufwachen zieht der Revolvermann weiter am Meer entlang, das er mittlerweile erreicht hat. Doch die Wunden, die das Untier ihm zugefügt hat, behindern ihn mit Fieber und Schmerzen immer mehr und erschweren seine Reise. Da erreicht er, bereits halb im Delirium, eine im Sand stehende Tür. Durch sie kann er mit den Augen Eddies sehen, einem drogensüchtigen Kleinkriminellen. Wie sich herausstellt, ist er der Gefangene, von dem die Tarotkarten sprachen. Eine fremde, seltsame Welt eröffnet sich dem Revolvermann, als er durch die Tür und damit in Eddies Bewusstsein tritt, mit Wolkenkutschen und viel Papier - in seiner eigenen Welt beinahe kostbarer als Gold.
Aber Roland läuft die Zeit davon. Das Fieber wird schlimmer, und er braucht Medizin. Er baut Kontakt zu Eddie auf, und Roland gelingt es, den Junkie von seiner Existenz zu überzeugen. Die beiden müssen in Eddies Welt - einer, wie wir sie kennen - einige Gefahren meistern, um Roland Medizin besorgen zu können, und schließlich kann der Revolvermann Eddie dazu bringen, mit ihm in seine eigene Welt, Mittwelt, zurückzukehren.
Sie reisen gemeinsam weiter, und jeder muss seinen eigenen Dämon bekämpfen: Eddie die Sucht nach einem neuen Schuss Heroin, Roland das Fieber. Die Situation ist angespannt, das Verhältnis der beiden schwankt zwischen Freundschaft und Hass.
Die nächste Tür, die sie nach Tagen der Reise am Strand entdecken, gibt Zutritt in das Bewusstsein von Detta Walker - oder Odetta Holmes? Der Weg hindurch führt den Revolvermann ein weiteres Mal in die fremde Welt, und er lernt eine Frau kennen, in der zwei Seelen schlummern. Eine ist gutmütig und sanft, die andere jedoch gefährlich und hinterlistig. Wird es Roland und Eddie gelingen, die Herrin der Schatten auf ihre Seite zu ziehen? Und vor allem, auf wen wartet der Tod ... und damit die dritte Tarotkarte?
Die Geschichte knüpft inhaltlich wie stilistisch nahtlos an "Schwarz" an, obwohl mehrere Jahre zwischen diesen beiden Büchern liegen, in denen King sich anderen Arbeiten gewidmet hat.
King lässt sich Zeit, Rolands neue Gefährten einzufügen. So haben die Figuren die Möglichkeit, sich in Ruhe zu entfalten und dem Leser nähergebracht zu werden. Schön herausgearbeitet sind dabei die Charakterzüge der Figuren. Wie man es vom Autor gewohnt ist, bekommt jede ihre positiven und negativen Seiten und bleibt in Wort und Tat konsequent. Vor allem durch die Figur des Eddie erfährt das Element Humor mehr Beachtung, was im ersten Teil eher bescheiden ausfiel.
Roland wird nicht mehr zwingend die meiste Aufmerksamkeit gewidmet, doch auch wenn er auf Grund der neuen Charaktere etwas zurücktritt, besticht er noch immer durch intensive Präsenz.
Auch werden die Verknüpfungen zwischen den Welten, die im ersten Band vielleicht noch als einfallslos oder verwirrend empfunden wurden, näher erläutert, und somit erscheint Kings Geschichte verständlicher. Noch immer werden nicht alle Fragen geklärt, die sich der Leser stellen mag, doch weckt dies nun eher die Spannung, wie es weitergehen mag, als dass es den Lesespaß trübt.
Wenn man so will, stellt "Drei" den Auftakt zur eigentlichen Reise des Revolvermanns auf der Suche nach dem Dunklen Turm dar. Diente "Schwarz" noch dazu, den Leser überhaupt erst einmal nach Mittwelt zu entführen, die Hauptfigur und deren Ziele vorzustellen und eine wichtige Basis für den Fortgang der Geschichte zu legen, so ist "Drei" die Vorbereitung auf denjenigen Teil der Reise zum Turm, den der Leser Roland begleiten darf. Obwohl der Inhalt knapp zusammengefasst dürftig erscheinen mag - Roland gewinnt neue Gefährten und zieht weiter -, bietet King wesentlich mehr als nur das. Die Geschichte bildet eine Sogwirkung, der man sich nur schwer entziehen kann, alte Fragen werden beantwortet und neue aufgeworfen, man lernt die Welt, "die sich weiterbewegt" hat, besser kennen, und man ist noch gespannter, wie die Reise des letzten Revolvermanns Mittwelts wohl weitergehen wird: ein Buch, das man so schnell nicht aus der Hand legt.