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Freya Graffam, eine junge Kommissarin, die erst vor kurzer Zeit aus London ins beschauliche Lafferton wechselte, bekommt einen Vermisstenfall zugeteilt. Auf den ersten Blick erscheint dieser durchaus normal, wäre da nicht die Unstimmigkeit des Charakters. Angela Randall, die Verschwundene, ist eine zuverlässige Frau mittleren Alters ohne Familie, die nie einfach so verschwinden würde. Als Freya in ihrem Haus teure Manschettenknöpfe mit einer Widmung findet, glaubt sie an einen größeren Hintergrund und beginnt, in ihrer Freizeit zu ermitteln. Dabei erhält sie Hilfe vom jungen Nathan Coates.
Kurze Zeit später wird eine weitere Frau vermisst, diesmal Anfang 20. Im Zuge dieses Ereignisses beginnt auch Simon Serrailler, Leiter der Polizeistelle in Lafferton, an ein Verbrechen zu glauben.
Dieser Simon stammt aus einer Ärztefamilie und ist sozusagen das schwarze Schaf der Familie, da er „nur“ Polizist werden wollte. Sein Vater ignoriert ihn deswegen völlig, nur seine Mutter und seine Drillingsschwester Cat halten zu ihm. Cat freundet sich auch mit Freya an und ist die Erste, die bemerkt, dass Freya etwas für Simon Serrailler empfindet, obwohl er ihr Chef und auch als Herzensbrecher bekannt ist. Noch dazu scheint er ein Geheimnis zu verbergen, dem keiner auf die Spur kommen kann.
Der Täter unterschätzt Freya zuerst, dann wird es für ihn jedoch zu einem grausamen Spiel, welches er bis zur letzten Minute auskosten will. Diese Grausamkeit bringt viele Menschen in Gefahr, auch Freya selbst …
Viele der Menschen in diesem Roman sind nicht das, was sie vorgeben zu sein. Dies macht die Tätersuche schwer, auch der Leser ist ständig am Miträtseln. Der Rezensentin erging es so, dass sie ihre Meinung über den Täter etwa jedes zweite Kapitel geändert hat; ein klares Anzeichen für die Spannung, die aufgebaut wird.
Immer wieder wird der Leser zu psychologischen Überlegungen überredet, da die Kapitel in einem ständigen Perspektivwechsel geschrieben sind. Mal erhält man Informationen über die Gedanken des Täters, welche dieser auf Tonband aufnimmt. Dann wechselt die Sicht zu Cats, dann wieder zu Freyas Perspektive. Auch Simon Serrailler bekommt die Chance, dem Leser Einblick in seine Gefühle zu gewähren.
Dies sorgt dafür, dass der Leser sich von allen Hauptcharakteren ein gutes Bild machen kann. Vor allem die Kälte und der Wahnsinn des Täters werden durch die Tagebuchform verdeutlicht.
Ein Kritikpunkt an diesem Buch ist, dass zu viele Erzählstränge begonnen und nicht richtig beendet werden. Zum Beispiel versteift sich Cat auf die Idee, manche der Naturheilpraktiker aus Lafferton vertreiben zu wollen, allerdings verschwindet dieser Handlungsfaden im Nichts. Auch gibt es einige Stränge, die den Anschein erwecken, dass die Autorin sie einfach vergessen hat, da sie abrupt enden. Dadurch entsteht am Ende der Eindruck, dass der Roman nicht ganz fertig geworden ist. Diese Unfertigkeiten betreffen aber nur Nebenhandlungen, der eigentliche Fall ist durch und durch schlüssig und interessant.
Das Ende an sich ist ein weiterer Punkt, über den man erst ungläubig den Kopf schütteln wird. Nicht, weil es schlecht wäre, ganz im Gegenteil … Es kommt nur so unerwartet, der Leser ist sich felsenfest sicher, dass diese Geschichte nicht so enden kann. Doch sie tut es, und dies beweist dann doch wieder die Fähigkeit der Autorin, eine gute und vor allem überraschende Kriminalgeschichte zu schreiben.
Ein weiteres Zeichen für ihre Fähigkeit ist die Genauigkeit, mit der sie die Charaktere vorstellt. Der Leser lernt jeden Charakter richtiggehend kennen und, in den meisten Fällen, auch mögen, da sie die Handlungen und Gedanken in einer sehr realistischen und eindrucksvollen Art beschreibt.
Dieses Buch eignet sich für alle, die gerne gute Kriminalgeschichten mit überraschendem Ende lesen, sich aber nicht zu sehr an vernachlässigten Nebenhandlungen stören.