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Als Avi in einem Londoner Krankenhaus erwacht, weiß er nichtmal mehr seinen Namen, auch nicht, was mit ihm geschehen ist. Die Ärzte stellt er vor ein Rätsel: Er ist vor eine U-Bahn gesprungen, hatte schwerste Verletzungen, die allerdings in kürzester Zeit verheilt sind. Ein medizinisches Wunder oder steckt doch mehr dahinter? Als Avi überstürzt aus dem Krankenhaus fliehen muss, weiß er zunächst gar nicht, wohin. Nur langsam entdeckt er seine Identität wieder, auch mit Hilfe eines Mannes, der sich ihm als Wächter Durin vorstellt. Seine Aufgabe ist es, über Avi zu wachen, bis er in seine eigene Welt, das Feenreich, zurückkehrt. Doch genau diese Rückkehr gilt es zu verhindern, ist er doch in der Menschenwelt unsterblich. Genau aus diesem Grund versucht ein Goblin namens Kellen mit aller Macht, Avi zurück in die Feenwelt zu befördern und ihn dort zu töten. Doch warum? Wer ist Avi, welche Bedeutung hat er für die beiden Welten und wovor flieht er eigentlich? Das alles gilt es herauszufinden, zusammen mit dem Mädchen Hannah, dem Wächter Roosevelt und Brucie, einer Wahrheitselfe.
Hier eröffnet sich ein ganz neues London, als man es kennt. Es ist anders als das, welches man selbst als Tourist kennen lernt, anders als das fantastische London, wie man es beispielsweise bei Christoph Marzi in der Geschichte der
Uralten Metropole findet und doch so vertraut, dass man viele Schauplätze wieder erkennt. Zusammen mit Avi macht man sich auf Entdeckungsreise durch diese Stadt und durch seine eigene Geschichte, denn nur schwer lässt sich sein Gedächtnisschwund vertreiben. Dabei irrt der Leser mit ihm zusammen durch Erinnerungsfetzen und Orte, da er die Geschichte aus Avis Blickwinkel miterlebt. Dadurch wird der Fortgang der Geschichte sehr spannend, da man selbst darauf gespannt ist, wie Avi in der menschlichen Welt gelandet ist und was seine Aufgabe hier ist. Denn das er zu Großem bestimmt ist, das scheint jedem klar zu sein.
Viele fantastische Geschöpfe lässt Melissa Fairchild hier aufleben, Goblins, Kobolde, Feen und Elfen, Gestaltenwandler sind nur ein kleiner Teil davon. Die fantastischen Kreaturen Londons sind furchterregend, aber es gibt hier auch Verbündete und Freunde für Avi und die anderen.
Die Charaktere sind liebevoll und detailliert gezeichnet, ein jeder wächst dem Leser beim Lesen ans Herz durch seine ganz besonderen Eigenheiten. Avi steht man natürlich dadurch nahe, dass man die Geschichte durch seine Augen sieht, aber auch die anderen können den Leser für sich einnehmen, sei es Brucie, die Elfe, die nicht lügen kann und durch ihre freche Art ein wenig an eine weniger zickige Version von Tinkerbell erinnert, Hannah, die zufällig in die Geschichte gerät und die Avi in eine ganz andere Art der Verwirrung stürzt als ein Gedächtnisverlust, Roosevelt, der ständig Shakespeare zitiert oder auch Kellen, der in diesem Buch die Rolle des Bösen einnimmt und diese äußerst überzeugend verkörpert.
Vor allem für Jugendliche ab 13 Jahren, für die das Buch in erster Linie geschrieben ist, werden sich sehr gut mit den Charakteren identifizieren können, aber auch für ältere Leser hat das Buch durchaus seinen Reiz. Das liegt zum einen am ganz neuen Blick, den man hier auf London und seine Bewohner werfen kann, zum anderen an den vielen kleinen Details und Anspielungen, die sich finden, denn nicht nur Shakespeare wird oftmals zitiert.
„Himmelsauge“ löst nicht alle Fragen, die es stellt, und lässt den Leser daher gespannt und voller Vorfreude auf den zweiten Band der Serie zurück, der unter dem Titel „Weltenwanderer“ im Dezember 2010 erscheinen soll.