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 El Superbeasto


Cover
Gesamt ++---
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Rob Zombie ist nicht unbedingt dafür bekannt, Neuland zu meiden. So hat er neben seiner Karriere als Heavy-Metal-Musiker auch schon mehrmals auf dem Regiestuhl Platz genommen und Terror-Splatter-Movies ("Haus der 1000 Leichen", "The Devil's Rejects") sowie zwei dürftige Remakes von John Carpenters "Halloween"-Filmen produziert. Mit "The Haunted World of El Superbeasto" hat er nun auf der Grundlage eines eigenen Comics auch seine ersten Gehversuche im adult cartoon gemacht – und ist dabei gehörig ins Stolpern gekommen.

Die Männer schätzen ihn, die Frauen lieben ihn und Kinder und Minderjährige hält man am besten von ihm fern: El Superbeasto, seines Zeichens Wrestler, Pornodarsteller, gelegentlicher Weltenretter und ewig notgeiler Groupievernascher. Als Baby mit Wrestlermaske und einer Buddel Hochprozentigem auf einer Türschwelle ausgesetzt, hat er sich zum Liebling von Monsterland gemausert, der zum Leben nicht mehr braucht als Frauen, Sex und Alkohol. Auch als er auf die schlüpfrige Stripperin Velvet Von Black trifft, möchte er seinen Trieben am liebsten freien Lauf lassen. Dummerweise hat es aber auch der hinterlistige Dr. Satan auf die vulgäre Stangentänzerin abgesehen, denn sie trägt das Mal des Teufels – welches da ist: 666 – auf ihrem knackigen Allerwertesten. Durch eine unheilige Heirat mit ihr könnte Satan die Mächte der Finsternis heraufbeschwören, die Weltherrschaft erlangen und so seinen Minderwertigkeitskomplex kompensieren. Doch so leicht lässt sich El Superbeasto seinen Erektionsgaranten nicht ausspannen: Er ruft seine ultrascharfe Schwester Suzi-X und deren erzloyalen, da auf sie fixierten Roboter Murray zu Hilfe, um Dr. Satan gehörig die Bockshörner zu stutzen, mit Velvet in die Kiste zu springen und nebenbei die Menschheit zu retten. Wenn da nur nicht diese aufdringlichen Nazi-Zombies wären, die hinter Suzi-X her sind, nur weil sie mal eben des Führers eingelegten Kopf entwendet hat …

Rob Zombie wird immer wieder vorgeworfen, seine Achillesferse als Filmemacher sei sein Unvermögen, eine Geschichte zu erzählen. Mehr noch als auf jeden anderen seiner Filme trifft dies auf "El Superbeasto" zu: Der Trash-Cartoon wirkt vielmehr wie eine auf Teufel komm raus verdichtete Nummernrevue, vollgestopft mit abgedrehten Subplots, schrägen Charakteren, schmutzigen Gags, rockigen Nummern, irrwitzigen Splattereinlagen und nackten Brüsten am laufenden Band. Dabei hat "El Superbeasto" zweifellos die nur denkbar besten Voraussetzungen, um zu dem Zeichentrickfilm für Erwachsene schlechthin aufzusteigen. Denn: Die Welt von El Superbeasto ist so schrill, so bunt und so bitterböse wie kaum eine zweite. Ein triebgesteuerter Luchador und Pornoakteur als Held der Nation, eine knallharte, blonde, vollbusige Kampfamazone mit Augenklappe, ein notgeiler Megalomane mit Bockshörnern und einem ausgeprägten Hang zur Onanie, ein sprechender Kater, den der Held zwecks Ausbeulung des Schritts in selbigen steckt (Angeber!), ewig saure Schutzstaffel-Zombies, die Hitlers Kopf im Einmachglas bewachen – die Liste könnte noch endlos weitergeführt werden. Für geschmacklose Gags ist sich der Film nie zu schade, etwa wenn Rob Zombie die Nekrophilie umkehrt, indem er den Titelhelden eine laszive untote Schaubusenbesitzerin anbaggern lässt. Mehr Exploitation auf 78 Minuten geht kaum!

Bedauerlicherweise lässt Zombie jedes Gespür für Timing und Angemessenheit vermissen, so dass die Verdrängung des eigentlichen Plots durch Fäkalsprüche, funsplattrige Einlagen und nackte Tatsachen zum reinen Selbstzweck wird. Der Kampf gegen Dr. Satan wird zum belanglosen Element, das in der Fülle an Sauereien und aberwitzigen Gags zu versinken droht und in der zweiten Hälfte des Films sogar zu nerven beginnt, während Nazi-Zombies nicht reizvoller werden, wenn sie im Akkord hereinschneien und schrill das Einmachglas mit Hitlers traurig dreinblickendem Kopf zurückfordern. Und wenn dem Zuschauer zum fünfhundertsiebenundzwanzigsten Mal "bitch", "pussy" und "fucking" in allen Variationen um die Ohren fliegen, dann verlieren auch die witzigsten Schweinereien ihren Reiz; was humorige Fäkaltiraden anbelangt, da haben Filme wie "Tropic Thunder" vorgezeigt, wie es richtig funktioniert. Das gesamte Repertoire an exploitatigen Einfällen hätte gut und gerne für eine Mini-Reihe gereicht – und eine solche hätte Zombie in Angriff nehmen sollen, anstatt besagtes Repertoire krampfhaft in 78 Minuten hinein zu quetschen, denn so wird man des Films schnell überdrüssig. Nicht der schräge und – zweifelsohne – gewöhnungsbedürftige Charakter des Cartoons macht dem Zuschauer zu schaffen, sondern die Fülle an Ideen und Momenten, mit der "El Superbeasto" nicht so ganz umzugehen versteht.

Ein weiterer Schuss, der nach hinten losgegangen ist, sind die Selbstreferenzen, die sich Zombie nicht verkneifen konnte und die einfach nur aufgesetzt wirken: Er lässt das schräge Figurenkabinett seiner bisherigen Filme aufmarschieren, ohne sie aber angemessen in seinen Cartoon einzuflechten. El Superbeasto fährt Michael Myers über den Haufen, Captain Spaulding bezahlt seine rüden Annäherungsversuche bei Suzi-X mit dem Leben und Superbeastos Schwester infiltriert eine Nazi-Burg voller SS-Werwölfinnen in knappen Uniformen – "Grindhouse" lässt grüßen –, doch wirklich witzig sind diese Einlagen nur leidlich.

Neben den gelungenen pseudo-narrativen Rockstücken, von denen "El Superbeasto" in erster Linie lebt, weiß vor allem die Synchronisation zu gefallen – obwohl, eigentlich müsste es an dieser Stelle lauten: die Synchronisationen, denn sowohl die deutsche als auch die Originalsynchro können ohne Abstriche punkten. Im Original bringt Tom Papa ("Der Informant!"), der auch am Drehbuch mitwirkte, den schwerenöterischen Titelhelden hervorragend zur Geltung, Rosario Dawsion ("Sin City", "Death Proof") gibt die verruchte Stripperin Velvet Von Black gelungen und natürlich ist auch wieder Rob Zombies Ehefrau Sheri Moon mit von der Partie, in diesem Fall als sexy Nazi-Verklopperin Suzi-X; besonders sehens- respektive hörenswert: Paul Giamatti ("Lady in the Water", "The Illusionist") als durchgeknallter Dr. Satan. Aber auch die deutsche Synchro braucht sich nicht zu verstecken: El Superbeasto ist mit Oliver Kalkofe ("Der WiXXer") überraschend gut besetzt worden und Martina Hill ("Switch Reloaded") bringt den verführerisch-versauten Charakter von Suzi-X so richtig zur Geltung.

Noch ein paar Worte zur technischen Seite: Die Blu-ray wartet mit einem durchgehend sauberen Bild und kräftigen Farben auf, nur vereinzelt sind Treppeneffekte wahrzunehmen, die aber an dem positiven Gesamteindruck kaum kratzen können. Allerdings muss man sich angesichts des minimalistischen Zeichentrickstils die Frage stellen, ob man "El Superbeasto" unbedingt in High Definition braucht oder ob es nicht auch die "normale" DVD tut. Die deutsche Tonspur kann mit einem dynamischen Klangbild und einer klaren Dialogwiedergabe überzeugen. Die Extras gehen in Ordnung: Neben dem Originaltrailer und der obligatorischen Trailershow gibt es alternative und geschnittene Szenen zu bewundern; daneben kann man sich das Storyboard wahlweise in einer Full-Screen-Fassung oder als Picture-in-Picture parallel zum laufenden Film zu Gemüte führen. Abgerundet wird das Paket mit einem Wendecover.

Fazit:
Ein bitterböser, bizarrer und durchgeknallter adult cartoon mit hohem Trash-Faktor, der es nicht versteht, seine Flut an bissig-derben Gags und abgefahrenen Exploitation-Momenten effektiv zu kanalisieren. Der Film will einfach zu viel auf zu knappem Raum bieten und bringt sich damit selbst um ein Kultprädikat. Was bleibt, ist ein kurzweiliger, zombiesker Trash-Cartoon, den man vielleicht einmal gesehen haben könnte. Aber hey, immerhin: El Superbeasto macht mit den zombiefizierten Village People den Dancefloor unsicher …

Michael Höfel



Blu-ray Disc | Disc-Anzahl: 1 | EAN: 4041658291446 | Erschienen: 9. April 2010 | FSK: 16 | Laufzeit: 78 Minuten | Originaltitel: The Haunted World of El Superbeasto | Preis: 19,90 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch (DTS-HD Master Audio 7.1), Englisch (DTS-HD Master Audio 5.1)

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