Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Als Julie nachts nach Hause kommt, findet sie ihren Sohn Luke tot in der Badewanne vor. Blüten treiben auf dem duftenden Wasser, während sein starrer Körper bis auf die Haare vollständig versunken ist. Ein Anblick, den Julie nie wieder vergessen wird. Während sie darüber nachdenkt, warum ihr Sohn sich das Leben genommen hat, ist für die verantwortliche Ermittlerin Vera Stanhope schnell klar, dass es sich hier um Mord handelt. Von fremder Hand erwürgt, entkleidet und ins Wasser gelegt, ist Luke eines unnatürlichen Todes gestorben. Ein erster Anhaltspunkt wird in der Vergangenheit des Sechzehnjährigen gefunden, der beteiligt war, als während einer Rangelei unter Jugendlichen sein einziger Freund Thomas am Kai von North Shields ertrank. Der Gedanke, dass jemand Rache für den frühen Tod des Jungen geübt hat, ist nicht von der Hand zu weisen. Doch schon bald schwimmt die nächste Tote in einer Senke am Meer. Geschmückt mit einer Vielzahl von Blüten hat der Täter ein Bild inszeniert, das an ein Kunstwerk denken lässt und eindeutige Parallelen zu dem Jungen in der Badewanne aufweist. Eine Tatsache, die Vera Stanhope schwer zu schaffen macht. Denn niemand weiß, ob der unbekannte Mörder erneut zuschlagen wird.
Mit Inspector Vera Stanhope lässt die Bestsellerautorin Ann Cleeves eine Ermittlerin agieren, die mit viel Elan an die Arbeit geht. Während in Kriminalromanen anderer Autoren vor allem männliche Kommissare Jagd auf Verbrecher machen und dabei einmal zu oft zur Flasche greifen, ist es bei ihr eine Frau, die mit diesem unrühmlichen Laster versehen im Trüben fischt. Groß, massig und unschön anzusehen, versteht sie es, ihre äußerlichen Unzulänglichkeiten mit Intelligenz und kriminalistischem Spürsinn zu kompensieren. Eine charismatische Erscheinung, die hoffentlich noch öfter zum Einsatz kommt und viel Leben ins Geschehen bringt - Schwung, der bitter nötig ist. Denn in ihrem derzeitigen Fall, in dem es um den Tod zweier völlig unterschiedlicher Menschen geht, sieht es zunächst nicht so aus, als ob die Ermittler vorankämen. Zu rätselhaft erscheint der Mord an dem sechzehnjährigen Jungen, der zwar Verhaltensstörungen aufwies, ansonsten aber keine Kontakte zur Außenwelt pflegte. Aber auch die ermordete Referendarin, die lediglich für die Zeit eines Praktikums in der Gegend weilte, war niemandem bekannt und so fällt es überaus schwer, ein passendes Motiv zu finden.
Ein Plot, der gut konstruiert zu begeistern weiß, allerdings in seiner Auflösung etwas zu weit hergeholt erscheint. Kombiniert mit einem flüssigen Schreibstil und mit einer stets vorhandenen, unterschwelligen Spannung versehen besitzt der Roman genau die Bestandteile, die Fans englischer Krimis mögen.
Fazit:
Atmosphärisch dicht und psychologisch ausgefeilt präsentiert sich "Totenblüte" dem Leser und lässt ihn wie ein Voyeur durch die Fenster der Bewohner von Northumberland schauen. Ein Krimi, der mit interessanten Verwicklungen in Erscheinung tritt und gut unterhält.