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 Gone, Band 1: Verloren


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Es ist eigentlich erst zum Lachen: Plötzlich, ohne jede Ankündigung, sind alle Erwachsenen verschwunden. Eben noch hörten die Schüler der Perdido Beach School im Geschichtsunterricht den Ausführungen ihres Lehrers zu – und im nächsten Moment hat er sich buchstäblich in Luft aufgelöst. Euphorie und Verwirrung schlagen schnell in Entsetzen und Panik um, als sich herausstellt, dass nicht nur alle Erwachsenen weg sind, sondern alle Leute, die 15 oder älter sind. Und es kommt noch schlimmer: Die Stadt ist auf einmal von einer absolut undurchdringlichen Barriere umschlossen, es gibt kein Entkommen.
Die Kinder sind vollkommen auf sich allein gestellt, ohne Eltern, ohne ältere Geschwister und ohne eine Ahnung, was sie nun tun sollen. Neben dringlichen Problemen wie der Frage, woher die seltsame Barriere kommt, ob nun alle Eltern tot sind und warum ihnen niemand von außen zu Hilfe eilt, treten bald erste Streitigkeiten und Kämpfe auf. Plötzlich drängen sich manche Schüler in den Vordergrund und versuchen, die Macht in der in sich geschlossenen Stadt an sich zu reißen – notfalls mit allen Mitteln. Mitten in diesen Kämpfen findet sich vierzehnjährige Sam Temple wieder. Gemeinsam mit ein paar Freunden versucht Sam, die Ordnung in Perdido Beach aufrecht zu erhalten und zu ergründen, was es mit der Barriere auf sich hat. Schnell wird es ein Kampf auf Leben und Tod, denn in der isolierten Stadt beginnen die Kinder, sich zu verändern und Superkräfte zu entwickeln …

Eine Barriere, die eine Stadt umschließt, aus der es kein Entkommen gibt und die sich bald zur tödlichen Falle entwickelt – Moment mal, kommt das dem einen oder anderen (erwachsenen) Leser bekannt vor? Ein ähnliches Szenario hat unlängst Stephen King mit seinem Roman "Die Arena" zu Papier gebracht. Doch "Gone – Verschollen", der erste Teil einer actionreichen Jugendbuchtrilogie, ist kein Abklatsch dieser Idee, abgesehen davon, dass das Buch bereits 2008 veröffentlicht wurde. Und niemand anderes als King persönlich lobt diesen Roman auf der Rückseite mit den Worten "Ich liebe dieses Buch".

Sehr clever und unheimlich realistisch hat Autor Michael Grant diese Horrorvision umgesetzt, die noch bedrohlicher wird, weil es eben keine Erwachsenen sind, sondern Kinder, die im Mittelpunkt stehen. Dabei hat Grant an alles gedacht: Was passiert mit den Babies und Kleinkindern, wenn alle Erwachsenen spurlos verschwunden sind? Wer kümmert sich um sie, wer teilt die Lebensmittel ein, wer ist für Recht und Ordnung zuständig? Wie soll man die Kranken behandeln, wenn es keine Ärzte mehr gibt, wie soll man Feuer löschen, wenn niemand ein Feuerwehrauto fahren kann? Die Kinder in Perdido Beach beginnen sehr schnell, die Machtpositionen unter sich aufteilen und sich wie kleine Erwachsene zu benehmen – ein beklemmendes Szenario, das stellenweise an "Der Herr der Fliegen" erinnert, denn nach kürzester Zeit eskaliert die Gewalt, dann gibt es den ersten Mord. Es soll nicht der letzte sein.

Hinzu kommt eine übersinnliche Komponente, denn unter der Barriere beginnen sowohl Menschen als auch Tiere übernatürliche Kräfte zu entwickeln. Der charismatische Sam Temple kann Lichtstrahlen aus seinen Händen abschießen; andere Kinder können sich teleportieren, die Schwerkraft beeinflussen oder Verletzungen heilen. Grant mischt hier ein bisschen Horror mit Sci-Fi - noch weiß der Leser nicht genau, wo die Reise hingeht.
Zwischen Sam Temple, zu dem viele aufschauen, weil er eine geborene Führungspersönlichkeit ist, und dem ebenso charismatischen Schüler Caine beginnt bald ein Kampf auf Leben und Tod, ein Kampf zwischen Gut und Böse. Diebeiden Jugendlichen haben nicht viel Zeit, denn in Kürze werden sie 15 Jahre alt. Was wird dann passieren – werden sie ebenfalls spurlos verschwinden? Dieses Buch ist ein echter Pageturner, was auch dadurch erreicht wird, dass von der ersten Seite an ein Countdown von 300 Stunden heruntergezählt wird: noch genau 300 Stunden, bis Sam Temple 15 Jahre alt wird.

"Gone – Verloren" ist ein extrem packender Einstieg in eine spannende Trilogie, in der sich beklemmende Realität und Übersinnliches gelungen vermischen. Michael Grant geizt nicht mit Gewalt, die einem "erwachsenen" Buch durchaus ebenbürtig ist; die Altersempfehlung ab zwölf Jahren scheint etwas zu niedrig angesetzt. Das Ende und die im Buch enthaltende Leseprobe machen unheimlich neugierig auf den zweiten Teil, der den Titel "Hunger" trägt.

Auf der Website von Ravensburger gibt es einen Trailer zum Buch: zur Website.

Christina Liebeck



Hardcover | Erschienen: 1. März 2010 | ISBN: 9783473353163 | Originaltitel: Gone | Preis: 17,95 Euro | 500 Seiten | Sprache: Deutsch

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