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"Tatort"-Fans werden es nicht gerne hören - im Vergleich zu US-amerikanischen und britischen Krimiserien sieht das kriminalistische Vorzeigeprodukt der deutschen ARD ziemlich alt aus. Mit "Sopranos", "Prime Suspect", "The Wire" oder "Cracker" kann es sich nicht messen lassen; zu hölzern die Dialoge, zu theaterhaft die Inszenierung, zu dröge die Fälle. Bei den Konkurrenzsendern sieht es nicht besser aus - eine wirklich herausragende Krimiserie aus dem deutschsprachigen Raum scheint es nicht zu geben.
Falsch - es gibt sie. Auch wenn ihr der große Publikumserfolg versagt geblieben ist - die ZDF-Serie "KDD - Kriminaldauerdienst" wird schon seit einiger Zeit als Geheimtipp gehandelt. Diese Serie, angesiedelt in einer fiktiven Kriminalstelle in Berlin, ist die berüchtigte Ausnahme von der Regel. Denn sie ist all das, was man ansonsten im deutschen Fernsehen eher selten zu sehen bekommt: realistisch, rasant, düster, gnadenlos. Das Personal - einfache Polizisten und ihre Vorgesetzten - ist glaubhaft und hochkarätig besetzt: Menschen aus Fleisch und Blut, die der harte Alltag beim Kriminaldauerdienst gezeichnet hat, die ein Bündel von Problemen mit sich herumschleppen und die nebenbei ihrer Ermittlungsarbeit auffallend gestresst und fast beiläufig nachgehen.
Kein Wunder bei dem alltäglichen Horror, der sich beim KDD aufstaut: Gangmorde und Drogenkriminalität, Vergewaltigungen, schwerer Raub, Straßenkriminalität. Berlin ist in dieser Serie ein unüberschaubarer Moloch mit tristen Straßen; Glamour- und Sightseeing-Ecken bekommt man eher selten zu Gesicht, stattdessen dreckige Straßenzüge in Kreuzberg oder Charlottenburg. Im Mittelpunkt stehen aber nur selten die jeweiligen Verbrechen, denen das KDD nachgeht, sondern die Figuren: Kriminalhauptkommissar Enders (Götz Schubert), ein depressiver, latent überforderter Chef, der einen befreundeten Kollegen verloren hat; Polizeioberkommissarin Maria Hernandez (Jördis Triebel), die von einem Kollegen geschwängert wurde und bei der einfach keine Muttergefühle aufkommen wollen; Kriminalkommissar Mehmet Killic (Billey Demirtas), der sich gerne mal selbst in der Asservatenkammer beim Kokain bedient und in eine lebensgefährliche Abhängigkeit von Drogenhändlern begibt - sie alle taumeln durch ein Berlin, das niemals zur Ruhe kommt, müssen nebenbei Intrigen aus dem höheren Polizeidienst aushalten und sich in ihnen bewähren und bilden einen Mikrokosmos, der so gar nicht zur Tatort-, Dallas- oder "Der Alte"-Romantik passen will.
Nachdem diese dritte Staffel der Serie kürzlich auf ZDF und Arte lief, ist nun endlich auch die DVD-Box erschienen und komplettiert dieses Serienhighlight, das leider in keine vierte Verlängerung gehen wird. Wer einige Folgen verpasst hat - oder neu einsteigen will - sollte sich diese Staffel und ihre Vorgänger auf jeden Fall zulegen. Es werden wohl einige Jahre ins Land gehen, bis man wieder so gute, harte und hochspannende Krimikost aus deutscher Produktion im Fernsehen zu sehen bekommt.