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Lange hat es gedauert, aber nun liegt mit
Die Großen Alten auch endlich der abschließende Band der
Gesammelten Werke von H.P. Lovecraft im Festa-Verlag vor. Der 320 Seiten umfassende Band enthält elf Erzählungen aus den Jahren zwischen 1918 und 1941, außerdem zwei kurze Aufsätze über deren Autor aus der Feder von Samuel Loveman (1949) und Joseph Payne Brennan (1955).
Den Anfang macht die mit 169 Seiten umfangreichste Erzählung "Der Fall des Charles Dexter Ward" aus dem Jahr 1927, welche in den letzten Jahren bereits als Hörspiel und als Hörbuch veröffentlicht wurde. Darauf folgen die restlichen Geschichten mit Längen zwischen vier ("Der schreckliche alte Mann") und dreißig Seiten ("Das Grauen in Red Hook"). "Der schreckliche alte Mann" und "Das seltsame Haus hoch oben im Nebel" sind durch die namensgebende Person im ersten Titel miteinander verbunden, ansonsten besteht – wie auch zwischen den anderen Erzählungen – keine thematische Verbindung. Wie bei den meisten Geschichten Lovecrafts liegen die Schauplätze im so genannten "Lovecraft Country", dem amerikanischen New England, welches durch den Autor mit fiktiven Ortschaften wie Arkham, Dunwich und Kingsport angereichert wurde.
Trotz des Mythos bezogenen Titels
Die Großen Alten handelt es sich bei einem Großteil der Erzählungen um einfache Gruselgeschichten ohne Bezug zum Cthulhu-Mythos. Ausnahmen sind "Der Fall des Charles Dexter Ward", in dem erstmals die Mythos-Entität Yog-Sothoth genannt wird, "Nyarlathotep" und "Der Hund", in welchem erstmals das Necronomicon vorkommt. Ebenfalls hervorzuheben wären "Die Fakten über Arthur Jermyn und seine Familie", welche als Art Horror-Persiflage der Tarzan-Geschichten angesehen werden kann, sowie das bereits zuvor genannte "Der Hund", in welchem sich Lovecraft schriftstellerisch vor Edgar Allan Poe verneigt.
Außerdem erhält der Leser einen Überblick über eher unbekanntere Geschichten Lovecrafts, da die bekannten Erzählungen wie "Schatten über Innsmouth", "Der Flüsterer im Dunkeln" und "Cthulhu" bereits in den vorangegangenen Bänden der Reihe erschienen sind.
Lovemans Aufsatz beschreibt das Zusammentreffen des Autors mit Lovecraft, während Brennan mit seinem Beitrag eine kurze Würdigung über den Gentleman von Providence verfasst hat. Beide Texte sind flüssig zu lesen, bieten aber keine neuen Erkenntnisse über Lovecrafts Leben und Werk.
Lovecrafts Geschichten selbst bieten dem heutigen Leser schon eine größere Herausforderung. Der Stil ist oftmals sehr blumig, durchsetzt von zahlreichen Adjektiven und sprachlichen Verschnörkelungen. Das grauenvolle Ende, auf welches die Geschichten in der Regel zusteuern, ist derart offensichtlich, dass es nur selten einen Schauer über den Rücken zu jagen vermag. Man merkt, dass sich die beiden Übersetzer Andreas Diesel und Felix F. Frey bemüht haben, den Stil Lovecrafts ins Deutsche zu retten, doch wie so oft kann eine Übersetzung nur ein Versuch bleiben, die Kunst des Autors in eine andere Sprache zu übertragen.
Wie schon mit den vorangegangenen Bänden ist dem Festa-Verlag mit
Die Großen Alten eine gute Zusammenstellung lovecraftscher Geschichten gelungen. Zwar leitet der Titel aufgrund der geringen Zahl von enthaltenen Mythos-Geschichten etwas in die Irre, dafür erhält der Leser einen interessanten Einblick in die unbekannteren Erzählungen des Autors von Providence. Der Schreibstil ist aus heutiger Sicht gewöhnungsbedürftig, doch sollte man sich auch darüber im Klaren sein, dass jemand, der 24 Euro für dieses Buch ausgibt, schon vorher mit den Werken Lovecrafts in Kontakt gekommen ist und daher weiß, worauf er sich einlässt. Kurzum: "Die Großen Alten" ist ein gelungener Abschluss der Reihe
Gesammelte Werke von H.P. Lovecraft und ein wunderbares Geschenk des Festa-Verlages an die Fans des Gentleman von Providence.