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Das Rhinozeros Phileon hat nur einen Wunsch: Es möchte von dem riesigen Schiff runterkommen, auf dem es lebt. Phileon hält es einfach nicht mehr aus, jeden Tag Partys zu feiern und auf so kleinen Raum beschränkt zu sein, denn auch wenn er auf einem riesigen Dampfschiff lebt, ist das doch etwas anderes als Wälder und Wiesen, von denen er allerdings nur gelesen hat. Nur dummerweise will die Sicherheitsmannschaft nicht, dass er flieht, und jagt ihm hinterher. Den Passagieren wird sogar erzählt, dass Phileon eine ansteckende Krankheit habe und man ihn deswegen dringend außer Gefecht setzen müsse.
Der einzige, der der Sache auf den Grund gehen will, ist der junge Bruno. In seinem Pagenkostüm verfolgt er Phileon und bringt ihn schließlich in die Kabine von ihm und seiner Mutter. Edmée ist alles andere als begeistert, schließlich will sie keinen Ärger bekommen, trotzdem lässt sie Phileon eine Nacht bleiben. Bruno wird natürlich schnell von seinen Ideen mitgerissen und so kommt es, dass sie sich bald zu dritt auf der Flucht befinden, denn Edmée lässt ihren Jungen natürlich nicht alleine.
Ihnen auf den Fersen ist allerdings ein gefährlicher Fanatiker. Der machtgierige Anführer ihrer Feinde, mit Namen Feinvogel, fährt schnell aus der Haut und will vor allen Dingen eins: alles beherrschen. Dazu gehört auch, dass sich ihm niemand widersetzt und keiner das Schiff verlässt, denn über was sollte er auf einem leeren Gefährt schon herrschen? Allerdings weiß auch er nicht, was sich "da draußen" überhaupt abspielt und so stolpern alle Beteiligten einer nach dem anderen in eine ihnen völlig unbekannte und neuartige Welt.
Der Zeichner und Autor Jean-Baptiste Andreae hat mit "Die mechanische Welt" einen außergewöhnlichen, fantastischen Comic geschaffen. Als erstes fällt auf, dass er damit ganz klar das Genre Steampunk bedient, welches sich gerade im englischsprachigen Raum bereits großer Beliebtheit erfreut, nach und nach aber auch den Weg nach Deutschland findet. Alleine das riesige Schiff mit seinen Maschinen ist beeindruckend, aber es sind auch viele Kleinigkeiten, die jeden Steampunk-Fan begeistern werden. So gibt es mechanische Brillen, Fluggeräte, einen Menschen, der halb zu einem Roboter umgebaut wurde, und sogar eine ganze Stadt voller mechanischer Wesen. Zu viel kann hier allerdings nicht verraten werden, da die Spannung nicht vorweg genommen werden soll.
Das wirklich Besondere in "Die mechanische Welt" ist jedoch die Verschmelzung von Steampunk und Fantasy, denn die Wesen, denen man begegnet, sind von ungewöhnlicher Vielfalt. Viele Humanoide haben ein tierisches Aussehen, obwohl sie aufrecht gehen und sprechen können. Allen voran sind das natürlich der Protagonist, das Rhinozeros Phileon, und sein Widersacher Feinvogel, der einen Raubvogel darstellt, aber auch viele andere. Ihre zeichnerische Darstellung ist absolut prächtig gelungen.
Die Geschichte selbst rückt gegen die optische Ausarbeitung leider ein wenig in den Hintergrund. Insgesamt fehlt es immer wider ein Stück weit an Intensität, so dass man nicht wirklich mit den Protagonisten fühlen und fiebern kann. In diesem Comic kommt es eher auf die vielen kleinen Abschnitte an, die er bietet. Es gibt häufig kleine Sequenzen, die fast für sich stehen könnten und nicht unbedingt eines Kontextes bedürfen, die einem besonders ins Auge stechen. Hier beweist der Zeichner und Autor ein feines Gespür für eine zarte Komik, die einen garantiert zum Schmunzeln bringt.
Insgesamt ist "Die mechanische Welt" trotz kleinerer Abstriche ein toller Comic, der durch großartige Zeichnungen besticht. Mit seinen 144 Seiten ist er sehr umfangreich geraten und enthält die komplette Geschichte in einem Band. Dafür hat er ein etwas kleineres Format als die beim Slitterverlag üblichen Einzelbände. Gerade Steampunk-Fans werden an der Geschichte sicherlich ihre Freude haben.