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Mit "Der Fluch der 100 Pforten" setzt N. D. Wilson seine Reihe um den zwölfjährigen Henry York fort, der eine Zeit bei seiner Tante Dotty, seinem Onkel Frank und den drei Töchtern Anastasia, Penny und Henrietta in Kansas verbringen muss - besser sollte man sagen: darf. Dabei entdeckt er in seinem Zimmer auf dem Dachboden unzählige Fächer in der Wand hinter seinem Bett, die in die unterschiedlichsten Welten, an die merkwürdigsten Orte und in verschiedene Zeiten führen. Im Vorgängerband
Das Geheimnis der 100 Pforten bestand Henry zusammen mit der gesamten Familie bereits ein gewaltiges Abenteuer, zum Glück konnten sie die Hexe, die ihnen nach dem Leben trachtete, aber niederstrecken.
Kaum von dem Schrecken erholt, erhält Henry nun die Nachricht, dass seine "Eltern" sich werden scheiden lassen und er demnach wohl in ein Internat oder noch schlimmeres geschickt wird. Und das, obwohl sie ja gar nicht seine richtigen Eltern sind! Henrys leibliche Eltern kommen aus Baden Hill - einem Ort, den man durch eines der Fächer erreichen kann - und sie möchte er nun endlich finden. Natürlich muss er dazu wieder die "Magie" der Fächer nutzen, und dass dies nicht ganz so einfach ist wie gedacht, zeigt sich sehr schnell. Henry wird plötzlich von merkwürdigen und beängstigenden Träumen heimgesucht, die sogar nach dem Aufwachen bleibenden Schaden hinterlassen - seine Augen sind geschwollen, verklebt und er ist blind! Henry begegnet in seinem Traum einem großen Magier, Darius, der wie er ein Siebtgeborener ist, nur weiß Henry bisher nichts von seinem Schicksal. Aber es scheint zu stimmen - Henry hat magische Kräfte, so wie alle Siebtgeborenen und Darius will ihn zu seinem "Sohn" machen, ihn körperlich so verändern, dass er zu ihm gehört. So müsste Henry zwar nicht in das gefürchtete Internat, aber was ist schlimmer - zwischen seinen geschiedenen "Eltern" hin- und hergeschoben zu werden oder der magisch an einen bösen Magier gebundene "Sohn" zu werden und ihm mit Haut und Haaren zu gehören und gehorchen zu müssen? Darius schafft es sogar mittels seiner Zauberkräfte nach Kansas zu gelangen und reißt schließlich das gesamte Haus mitsamt der Verwandtschaft in eine andere Welt. In Kansas bleibt nur ein großer Krater zurück ...
Nimmt man sich diesen Kinder- und Jugendfantasyroman zur Hand, freut man sich zunächst, dass er um über 100 Seiten länger ist als der Vorgänger. Noch mehr Seiten rund um Henry und die freundliche, verrückte Familie, die ihn aufgenommen hat. Aber leider ist es ein Fluch, dass dieses Buch mehr Seiten hat als der erste Band. Die Geschichte hat keinen rechten roten Faden; sobald Henry von seinen magischen Fähigkeiten "heimgesucht" wird, wird es zunehmend verwirrend. Die Kapitel sind aneinandergereiht, haben häufig keinen Bezug zueinander.
Dieser Roman ist empfohlen für Kinder ab zehn Jahren, jedoch fragt man sich bei der Lektüre, wie ein Kind dieser überaus wirren Geschichte überhaupt folgen können soll, zumal sie durch das wirre Durcheinander auch nicht unbedingt besser oder spannender wird. Die Seiten und Kapitel ziehen sich dahin, die Dialoge sind zum Teil schon wieder vergessen, bevor der Satz überhaupt zu Ende gelesen wurde. Der Charakter des Magiers Darius ist außerdem für Kinder außerhalb Nordamerikas, die sich mit der Geschichte dieses Landes noch nicht beschäftigt haben, nicht sehr leicht vorstellbar. Er trägt den typischen hohen schwarzen Hut und Schnallenschuhe, wie es die Kinder in den USA aus den Feiern am Unabhängigkeitstag kennen, dies ist aber nicht unbedingt überall auf der Welt ein bekanntes Bild. Zudem ist er in seinen Methoden recht brutal, was Kindern durchaus unheimlich werden kann. Glücklicherweise gibt es etliche andere Personen im Buch, die das Auftreten des Darius wieder ausgleichen und durchaus auch hin und wieder Spaß beim Lesen bereiten können.
Die Aufmachung des Buches ist ganz wunderbar, das Cover ist ansprechend und passend mit dem zu sehenden aufgeklappten Fach, die Verarbeitung des Buches ist hervorragend und es übersteht auch mehrmaliges Lesen tadellos.
Wäre die Geschichte nicht so verwirrend und voller belangloser Unterhaltungen, könnte man jetzt schon sehnsüchtig auf die Fortsetzung warten, deren englisches Original bereits im Januar 2010 erschienen ist. So aber bleibt nur zu hoffen, dass der Inhalt dieses Romans nach dem Lesen doch etwas besser erscheint, als er denn tatsächlich war, und man dann doch bald gerne zum dritten Band der "100 Pforten"-Reihe greift. Wer sich nach den ersten 80 Seiten noch gut unterhalten fühlt, wird auch mit dem Rest des Buches seinen Spaß haben!