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Mit "Die Verblendeten" geht "Die Legende der Drachenritter" in die mittlerweile neunte Runde. Jeder Band der Comicserie ist in sich abgeschlossen, auch wenn die Episoden ab und an Bezug auf bereits vorangegangene Geschehnisse nehmen. So auch dieser. Zehn Jahre ist es inzwischen her, dass die Brisken-Schlacht stattgefunden hat, doch das Ereignis wirft immer noch seine Schatten auf das Leben der Menschen. (Siehe auch Band 4 "
Brisken".)
Die Drachenritter Mathilda vom Orden aus Narak, Loys vom Orden aus Mesara und Oris vom Orden aus Ishtar wachen auf unerklärliche Weise gemeinsam in einem unterirdischen Verlies auf, ohne zu wissen, wie sie dorthin gelangen konnten. Alle haben sich am Abend zuvor wie immer zur Ruhe gelegt. In den Höhlen treiben Monster ihr Unwesen, die das so genannte Übel geschaffen hat. Immer wenn Drachen in der Nähe sind, entstehen bei den Menschen die grauenerregendsten Mutationen. Lediglich Jungfrauen werden von dem Übel verschont, deswegen sind die Drachenritter entstanden - entschlossene Kämpferinnen, die den Untieren den Tod bringen. Doch mit einem solchen unerwarteten Angriff haben Mathilda, Marak und Loys nicht gerechnet, sie haben nicht einmal Waffen bei sich. Es bleibt ihnen nur, sich den Angreifern zu stellen und nach einem Ausweg zu suchen.
Währenddessen spielen sich in der Stadt ganz andere Tragödien ab. Der Priester Hassan handelt nicht nur einmal entgegen seinem Stand. Er hat Becca, die schöne Kurtisane, zu seiner Liebsten erkoren, obwohl er ein Keuschheitsgelübte abgelegt hat. Außerdem macht er heimlich Geschäfte, um mehr Geld für seine geheimen Forschungen zu bekommen. Diese sind wirklich bemerkenswert - so hat er ein Stück eines Drachenfußes magisch am Leben erhalten können und in seiner Sphäre sogar das alles zerstörende Übel herangezüchtet. Doch das ist ihm noch nicht genug, er begehrt mehr Wissen.
"Die Verblendeten" ist eine Episode der Drachenritter-Serie, in der die Machenschaften, die im Hintergrund der verschiedenen Machtebenen ablaufen, im Vordergrund stehen. Zwar gibt es einige Aufsehen erregende Kämpfe, einen echten Drachen bekommt man diesmal jedoch nicht zu Gesicht.
Hier werden die besonderen Vorzüge des qualitativ sehr hochwertigen Comics wieder sehr schön hervorgehoben. Auf der einen Seite sind das die amazonenhaften Kämpferinnen, die durchaus attraktiv anzusehen sind, auf der anderen Seite aber auch die komplexe Struktur der Geschichte. Immer geht es um die Drachenritter, dabei achtet das Verfasserteam "Ange" aber genau darauf, seine Figuren realistisch zu gestalten. Sie zeigen auch Drachenritter, die nicht unfehlbar sind, ja sogar solche, die ihren eigenen Leuten Schaden zufügen. Besonders gelungen ist hier der Spannungsaufbau, der den Leser bis zuletzt im Unklaren lässt. So wird nicht nur ein guter Spannungsbogen aufgebaut, sondern ein guter Überraschungseffekt für das Ende erzeugt.
"Ange" suchen sich für ihre Geschichte immer wieder neue Zeichner, diesmal hat Francisco Ruizgé die Bilder beigesteuert und Stéphane Paitreau und Eiko Takayama zeigen sich für die Kolorierung zuständig. Ihnen sind sehr realistisch wirkende Bilder gelungen, die das Ambiente gelungen wiedergeben. Besonders die Weite der Höhlen mit ihren Monstern ist hervorragend ausgearbeitet worden.
"Die Legende der Drachenritter" ist eine Serie für Fantasy-Fans, die das Besondere mögen. Auch wenn hier durchaus bekannte Muster verwendet werden, zeigen sich die einzelnen Episoden doch immer wieder von unterschiedlichen Seiten. Besonders stechen die starken Charaktere hervor, auf die hier viel Wert gelegt wurde. Die einzelnen Figuren wurden sehr gut ausgearbeitet und zeigen schon in wenigen Bildern ihr Wesen, wodurch man sich ihnen schnell verbunden fühlt. "Die Verblendeten" geht besonders zartfühlend mit seinen Figuren um, zeigt aber auch schonungslos die menschliche Fehlbarkeit. Wer gut durchdachte und komplexe Comics mit Struktur mag, sollte hier auf jeden Fall zugreifen!