Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Die Struktur des Letzten Reiches ist zerschlagen, der Oberste Herrscher ist tot, die versklavten Skaa sind befreit. Nach langer Zeit hat die Rebellion gewonnen und dafür gesorgt, dass ein neues und blühendes Reich entstehen kann, doch was dann geschah, konnte keiner vorhersehen. Natürlich gab es nach dem Umsturz ein großes Machtvakuum, das sowohl die Rebellenarmee als auch die verbliebenen Adligen füllen wollten. Luthadel war hierbei als ehemaliger Hauptsitz des Reiches ein zentraler Punkt, den jede Armee einnehmen wollten, zumal hier die Vorräte des unglaublich seltenen Metalls Atium lagerten.
Aber es zeigt sich, dass diese kleinen Querelen, diese Kriege, Strategien und Schlachten, nicht das sind, was wirklich die Ordnung der Welt bedroht. Gegen ihren Willen hat die junge Nebelgeborene Vin eine uralte Kraft befreit, die sich nach dem Untergang des Lebens sehnt. Sie ist es, die den Nebel stärker werden lässt, die dafür sorgt, dass Menschen darin sterben und die Asche dichter aus den Aschebergen quillt. Dies ist eine Macht, der sich kein Heer, keine Kraft entgegenstellen kann.
Doch selbst am Ende aller Tage gibt es noch Grund zur Hoffnung. In einer uralten Prophezeiung ist von einem Held aller Zeiten die Rede, der das Übel besiegen und Leben bringen wird. Allerdings arbeitet eine dunkle Macht, die sich Ruin nennt, seit Jahrhunderten daran, diese Prophezeiungen zu verdrehen, so dass niemand wer weiß, worauf sie sich beziehen und welche Worte die wahren sind. Manchmal jedoch ist es kurz vor dem Sonnenaufgang am dunkelsten und vielleicht gibt es auch für das Letzte Reich einen Neuanfang, wenn der Held gewillt ist, seine Rolle zu tragen.
"Herrscher des Lichts" ist der letzte Teil der Trilogie, die mit "Kinder des Nebels" und "Krieger des Feuers" ihren Anfang nahm. Eine der wichtigen Hauptfiguren ist auch dieses Mal die Nebelgeborene Vin, die gemeinsam mit ihrem Gemahl Elant versucht, das Reich zu einen und darum kämpft, dass dessen Bewohner trotz des dichten Nebels genug zu essen haben. Aber auch die anderen ehemaligen Gefährten der Rebellentruppe wie Marsch, Spuki, Sazed oder Weher bekommen ihren ganz eigenen Part im Roman, denn Brandon Sanderson weiß geschickt, jede seiner Figuren zu führen. Und genau diese feinsinnige Führung ist es auch hier, in der die Erzählstränge aus allen Büchern zusammengeführt werden, um einen abschließenden und endgültigen Schluss der Trilogie zu finden.
Es ist erstaunlich, wie es dem Autor gelingt, so vielen winzigen Details aus den ersten Bänden auf einmal so viel Bedeutung beizumessen. Im Licht der neuen Erkenntnisse betrachtet ergeben sie nämlich einen vollkommen anderen Sinn. All die bizarren und seltsamen Schöpfungen, die Kandra, die Inquisitoren, die Nebelgeister, sie fügen sich zu einer komplexen und realistischen funktionierenden Fantasywelt zusammen, die gerade wegen ihrer Komplexität so überzeugend wirkt. Kaum ein Leser wird von selbst auf diesen bombastischen und spektakulären Abschluss gekommen sein und dennoch fügt er sich nahtlos in die Geschichte ein, da er eine vollkommen logische Schlussfolgerung aus allen vorhergegangenen Ereignissen darstellt. Von dieser Kontinuität könnten sich andere Autoren durchaus eine Scheibe abschneiden.
"Herrscher des Lichts" ist ein epochaler Wälzer, der die Prophezeiung zu einem unvorhergesehenen Ende führt. Auch wenn an einigen Stellen des Romans leise und philosophische Töne vorherrschen, wird der Leser an anderen Teilen dafür fest von der Spannung gepackt, da eine neue Wendung wieder ganz neue Schlüsse zulässt, so dass man stets gemeinsam mit den Helden der endgültigen Lösung, der Rettung der Welt entgegenfiebert. Ein wunderbares und fantastisches Epos, das diese Bezeichnung auch zurecht verdient hat.