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Lucky Luke reitet nach Navajo-City, auf der Straße herrscht reger Verkehr: Postkutschen, Planwagen und Reiter überholden den einsamen Cowboy. Als er in die Stadt reitet, sieht er den Grund: Ein riesiges Tuch ist quer über der Hauptstraße angebracht, ein Rodeo findet am morgigen Tag statt. Das Preisgeld beträgt sagenhafte 10.000$.
Lucky Luke fragt sich, ob er in der überfüllten Stadt überhaupt noch ein Zimmer bekommt.
Gleichzeitig mit Lucky fragt der berüchtigte "Cactus Kid" nach einem Zimmer. Da nur noch ein einziges zu haben ist, schlägt Cactus Kid einen Münzwurf vor, doch er versucht zu betrügen und eine wilde Schlägerei beginnt. Sehr elegant und ungeheuer schnell bewegt sich Lucky Luke, wie ein wütender Stier Cactus Kid. Da dieser den Kampf verliert, bekommt Lucky Luke das Zimmer.
Am nächsten Tag beginnt das Rodeo. Es entwickelt sich ein Duell zwischen Lucky und Cactus Kid und der Gauner versucht mit üblen Tricks, dem Glück ein wenig nachzuhelfen. Doch plötzlich ertönt ein Schrei: Das Preisgeld wurde gestohlen.
Auf seinem weiteren Ritt durch die Prärie bekommt es Lucky Luke in Desperado-City mit den "Pistol Brothers" zu tun, zwei üblen und gefährlichen Verbrechern.
In der dritten Episode ("La ruée vers l?or de Buffalo Creek") verursacht Lucky Luke durch einen Scherz einen wahren Goldrausch in Buffalo Creek.
Eine wahre Kostbarkeit ist diese Ausgabe des zweiten Abenteuers von Lucky Luke. Denn das 1949 erschienene Abenteuer ist nicht wie die späteren Alben mit dem Texter Goscinny entstanden, sondern von Desmond Morris als Zeichner und Texter. In der französischen Ausgabe sind folgende Punkte herauszustellen:
1. die Zeichnungen entbehren völlig des liebevollen Humors der späteren Alben.
2. die Charaktere sind in sehr geringem Umfang ausgearbeitet. Lucky Luke ist eine hässliche Gestalt mit rundem Gesicht und viel zu kurzen Beinen und zu langem Oberkörper, keiner Mimik und dämlichem Grinsen.
3. sämtliche Personen sind hässlich gezeichnet, maskenhaft und zeigen keine Individualität. Sie entbehren völlig dem Charme der Charaktere späterer Alben.
4. die vier Episoden sind seltsam kurz und wenig originell. Anleihen an bekannte Abenteuergeschichten, zum Beispiel von Jack London, sind leicht auszumachen.
5. der Text ist nicht witzig, sehr knapp und eher langweilig, soweit es meine Übersetzungskünste erlauben, dies zu beurteilen.
6. weder Landschaften noch Gebäude sind detailreich. Sie wirken "zweidimensional", eine Perspektive fehlt fast gänzlich. Zudem sind die Farben wenig natürlich.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der Autor weit von der Qualität der späteren Alben entfernt ist. In nahezu allen Belangen weist diese Geschichte erhebliche Mängel auf.
Doch fallen diese Mängel nur dem Leser auf, der die späteren Alben von Morris, also Album Eins bis Neun, und Morris mit Goscinny zusammen, Album Zehn bis Vierzehn, kennt.
Für das Jahr 1949 lässt sich feststellen, das dieses Album zusammen mit dem ersten Abenteuer - "Die Goldmine von Dick Digger" - eine Sensation waren. Ein Belgier zeichnete Comics aus der Pionierzeit Amerikas und das machte er so erfolgreich, dass der eltweite Siegeszug auch in Amerika diesen Helden zur Nummer Eins werden ließ. Alle Kritik lässt sich also nur aus heutigem Blickwinkel anbringen. Zur Zeit der Entstehung war Lucky Luke brillant und einmalig.
Aus diesem Grunde sollten die ersten Bände dieser Abenteuerserie in keiner Sammlung fehlen. Seit 2004 werden in chronologischer Reihenfolge je drei Alben zusammengefasst und mit einigen Informationen versehen neu verlegt. Bisher sind neun Folgen, also 27 Alben, in dieser liebevoll gemachten Edition verlegt. Einen Blick sollte jeder riskieren, der dem Genre Comic etwas abgewinnen kann.