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Die TV-Serie "Die dreibeinigen Herrscher", basierend auf der berühmten Science-Fiction-Trilogie "
The Tripods" von John Christopher, wurde in den Jahren 1984 und 1985 von der BBC ausgestrahlt. Kurios: Es handelt sich um eine Trilogie, die nur aus zwei Staffeln besteht – der dritte und eigentlich entscheidende Roman schaffte es nicht bis zur Verfilmung, die Dreharbeiten wurden eingestellt; zu kostspielig und aufwändig war die Adaption des Stoffes fürs TV selbst für die BBC. Koch Media hat beide Staffeln von "Die dreibeinigen Herrscher" als DVD-Set herausgebracht; die erste erschien im Oktober 2009, die zweite (und letzte) im Mai 2010.
Staffel 2 enthält die Folgen 14 bis 25 der Serie – jede umfasst 25 Minuten - und entspricht inhaltlich im Prinzip dem zweiten Roman "Das Geheimnis der dreibeinigen Monster" ("The City of Gold and Lead"). Für die Fernsehadaption wurde allerdings sehr viel verändert und der Inhalt entspricht nicht mehr wirklich dem Roman.
Will Parker (John Shackley), sein Cousin Henry (Jim Baker) und der Franzose Jean-Paul (Ceri Seel), den die Freunde aufgrund seiner Statur Bean Pole ("Bohnenstange") nennen, haben unter vielen Gefahren glücklich die Weißen Berge erreicht und sich den Rebellen, die sich als letzte den dreibeinigen Herrschern widersetzen, angeschlossen. Nun soll die gigantische Stadt der Tripoden infiltriert werden, um mehr über die seltsamen Dreibeiner herauszufinden und sie, falls möglich, zu vernichten. Dazu nutzen die Rebellen die regelmäßig stattfindenden Wettkämpfe, bei denen die stärksten und geschicktesten jungen Männer ausgewählt und in die goldene Stadt entsandt werden. Was dort mit ihnen geschieht, ist unklar, denn noch nie kehrte jemand aus der geheimnisvollen Stadt zurück. Letztendlich wird Will ausgewählt; an seiner Seite steht der junge Deutsche Fritz (Robin Hayter). Was die beiden Jungen dann in der Tripoden-Stadt zu sehen bekommen, lässt ihnen das Herz stocken: In einer lebensfeindlichen Umgebung, einem Albtraum aus fremdartigen Formen und modernster Technologie, arbeiten die Menschen als Sklaven der außerirdischen Meister, die höchst befremdlich aussehen. Die Atmosphäre in der Stadt ist giftig, so dass Will und die anderen Menschen stets Atemmasken tragen müssen; zudem lässt die Atmosphäre sie unnatürlich schnell altern und bereits nach wenigen Jahren äußerlich wie Greise erscheinen. Will beginnt, sich das Vertrauen seines Meisters zu erschleichen, um mehr über seine Lebensgewohnheiten und die goldene Stadt herauszufinden. Doch das Leben als Spion ist lebensgefährlich – und Will weiß nicht, wie er die abgeschottete Stadt jemals wieder lebend verlassen soll …
Aus heutiger Sicht wirkt diese 80er-Jahre-Produktion natürlich drollig und stellenweise sogar trashig, obwohl sie es eigentlich nicht ist. Für damalige Verhältnisse waren die Special Effects – es wurde mit zahlreichen Modellen gearbeitet, unter anderem mit einem lebensgroßen Tripoden-Fuß von drei Metern Durchmesser sowie mit vollem Einsatz von Bluescreens – anscheinend bahnbrechend und gerade für eine Fernsehserie unglaublich aufwändig und teuer. Im direkten Vergleich mit einer im gleichen Zeitraum entstandenen BBC-Serie, die gleichfalls Kultstatus erreichte, nämlich "Robin of Sherwood" mit Michael Praed in der Hauptrolle, wirkt "Die dreibeinigen Herrscher" weit laienhafter und oft wie mit der Handkamera gedreht. Dieser Eindruck liegt aber auch am Genre beziehungsweise an der Vorlage – die authentische Umsetzung eines mittelalterlichen Settings (Robin of Sherwood) ist natürlich wesentlich einfacher als die Konstruktion einer futuristischen Stadt mit außerirdischen Bewohnern, die sich beamen können und die 30 Meter hohe Roboter steuern. Insofern kann man den Entwicklern nur Respekt zollen für die ambitionierte, liebevolle Adaption, die sich auch nicht damit aus der Affäre zieht, dass man die Tripoden nur hin und wieder zu Gesicht bekommt – im Gegenteil, an Einstellungen mit den 30 Meter hohen Tripods und den außerirdischen Meistern selbst wurde nicht gespart. Vor allem Letztere sind erstaunlich gut gelungen.
Bei den anderen Effekten muss man teilweise großzügig beide Augen zudrücken. Die durch die Landschaft stapfenden Tripods wirken einfach so hölzern und so unecht (und setzen sich so deutlich von ihrer Umgebung ab), dass man sich das Grinsen an der einen oder anderen Stelle nicht verkneifen kann, ebenso wenn in der goldenen Stadt leuchtende Dreiecke durch die Straßen fliegen – sicherlich damals der Gipfel ausgefallener SFX-Technik, heute zum Lachen. Wer also eine richtig durchproduzierte Serie in Hochglanzoptik erwartet, der wird nach zehn Minuten genervt die Augen verdrehen. Für alle anderen gilt: "Die dreibeinigen Herrscher" ist Kult! Tatsächlich lebt die BBC-Serie zu einem recht großen Teil von ihrem Kultfaktor und von ihrer Fangemeinde, die sich aus denen zusammensetzt, die in den 80ern als Kinder vor dem Fernseher saßen und mit Spannung die Abenteuer von Will verfolgten. Der nicht unerhebliche Kultfaktor und die gute Story sorgen dann dafür, dass auch die schlechten Spezialeffekte unterhalten können, einfach weil sie findig und fantasievoll eingesetzt worden sind.
Die inhaltliche Veränderung der Vorlage im Rahmen der zweiten Staffel ist wahrscheinlich Geschmackssache; die wichtigsten Handlungsabschnitte sind identisch geblieben, doch die Handlung in der goldenen Stadt selbst wurde im Vergleich zum Roman ziemlich abgewandelt, und zwar zum Schlechteren. Wer die Unterschiede mit eigenen Augen sehen will, sollte einfach zum Roman greifen, der wesentlich düsterer und bedrohlicher ist und in dem die Lebensbedingungen in der vergifteten goldenen Stadt von der ersten Sekunde an viel schmerzlicher für Will und seine Verbündeten sind.
Sehr interessant sind die Extras, die der zweiten Staffel beigelegt sind. Neben Szenenbildern gibt es zwei jeweils 30-minütige Features, von denen eines aktuelleren Datums ist und einen Blick auf den Kult rund um die Fernsehserie wirft ("The Cult of: Die dreibeinigen Herrscher"). Hier kommen nicht nur die Produzenten, der Autor selbst oder die inzwischen erwachsenen Darsteller zu Wort, es gibt auch interessante Einblicke hinter die Kulissen, etwa in die Special Effects. Das andere Feature ("Blue Peter") ist aus den 80ern und beschäftigt sich ebenfalls mit den Effekten – ein unvergleichlich grummeliger Special Effects-Mitarbeiter ist hier im Gespräch mit einer Moderatorin, die ein absolutes Abbild der 80er-Jahre-Mode ist – sehenswert!
Ein Jammer, dass die treuen Zuschauer nie erfuhren, was in Teil 3 passiert, zumindest nicht in der BBC-Serienfassung. Hier bleibt also nur, doch zu den Romanen zu greifen. Dennoch ist "Die dreibeinigen Herrscher" auf DVD ein sehr kultiges, spannendes und atmosphärisches Erlebnis, das viele Kinder der 80er wieder in dieses Jahrzehnt zurückversetzen wird!