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 Die Tochter der Goldzeit


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Fast 500 Jahre sind seit der Götternacht vergangen und in der Wildwelt hat sich einiges verändert. Vor der Götternacht soll es große Städte, Schiffe und vieles mehr an Wunderwerk gegeben haben - damals, in der Goldzeit. In unterirdischen oder im Inneren eines Berges angelegten Siedlungen wurden einige Artefakte und auch Wissen aus der Goldzeit bewahrt. Doch die Goldzeit-Waffen gelten als verboten, dürfen bei Auseinandersetzungen nicht eingesetzt werden und das Wissen ist geheim. Zu groß ist die Gefahr, dass eine neue Goldzeit heranbricht und der Untergang der Menschheit von neuem bevorsteht. So wird das Geheimnis um den Standort der Lichterburg, die den Goldzeitschatz beherbergen soll, behütet und darf niemals in falsche Hände gelangen.

Aber plötzlich kommen merkwürdige Schiffe aus dem Westen, deren Besatzung den Glauben an Dashirin als den einzig wahren preist und ihm folgend die Neue Goldzeit heraufbeschwören will. Dafür benötigen die Dashirin-Anhänger das Wissen um den Standort der Lichterburg, das sie nur aus einer der befestigten "Erdmenschen"-Siedlungen erhalten können. Die Bewohner einer dieser Siedlungen sehen die Gefahr jedoch nahen und schicken ein Mädchen mit besonderen Fähigkeiten aus, um den Goldzeitschatz vor den bedrohlichen Dashirin-Anhängern zu erreichen. Dieses Mädchen, Katanja, kann Kontakt mit der Anderwelt aufnehmen, einer Welt, die den meisten Menschen unzugänglich ist. An wenigen Stellen in der Wildwelt gibt es Risse, die einen erleichterten Zugang zur Anderwelt anbieten. Trotzdem kommt es nur sehr selten vor, dass ein Mensch mit den Wesen der Anderwelt kommunizieren kann und dass diese sich überhaupt für die kurzlebigen Menschen interessieren. Dieses Mal steht aber auch ihr Schicksal auf dem Spiel und so nehmen sie mit Katanja Kontakt auf, denn um keinen Preis darf es zu einer neuen Goldzeit kommen ...

Fantasy-Romane, die eine abgeschlossene Geschichte in nur einem Band erzählen, sucht der interessierte Leser meist vergeblich. Nur selten findet man Einteiler, fast könnte man an ein Gesetz glauben, dass es verbietet Fantasy-Romane in weniger als zwei Bänden zu veröffentlichen. Aber hin und wieder bricht jemand mit dieser Vorgabe und sticht gerade dadurch schon aus der großen Auswahl heraus - so "Die Tochter der Goldzeit". Der Roman kann außerdem durch ein sehr ansprechendes Äußeres punkten. Auch die vorne und hinten in der Klappenbroschur abgedruckte Karte der Welt ist sehr gut gelungen und macht Lust, mehr von der Wildwelt kennenzulernen. So ganz zieht das Argument mit dem Fantasy-Einteiler jedoch nicht, da es sich bei diesem Roman nämlich nicht um klassische High Fantasy handelt, sondern eher um einen phantastischen Endzeitroman, mit ein paar Steampunkanklängen (Dampfschiffe), Anleihen in der Naturmythologie und durchaus auch einem Hang zur Science Fiction. Wie schon Anne McCaffreys "Pern"-Saga, verbindet dieser Roman Fantasy und Science Fiction und hat damit einen ganz besonderen Reiz, den man leider viel zu selten vorfindet.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt, aufgeteilt in jeweils einzelne Kapitel. Der Leser kann ahnen, dass die Wege der Protagonisten sich begegnen werden, jedoch sind nicht alle Beweggründe von vornherein klar und das Schicksal spielt dem einen oder anderen ziemlich übel mit. Leider sind nicht alle Charaktere so plastisch gezeichnet, dass man bei jedem Schicksalsschlag auch wirklich mitfiebern kann. Die Geschwindigkeit im Roman ist auch manchmal sehr gewöhnungsbedürftig. So wird erst viele Seiten lang eine anstehende Reise vorbereitet und darüber gemutmaßt - für die handelnden Personen vergehen sogar Jahre -, aber als es dann endlich losgeht, ist ruck zuck nach nur wenigen Seiten die Gruppe dezimiert und die vielen Vorbereitungen scheinen zumindest auf den ersten Blick überflüssig gewesen zu sein.

Der Schreibstil Jo Zybells lässt sich nicht immer flüssig lesen, der Autor hat seinen ganz eigenen Stil. Sätze sind oft kurz und scheinen manchmal bezugslos hintereinander aufgereiht zu sein. Im nächsten Absatz ist dann aber schon wieder alles anders. Dies sollte einen jedoch nicht abhalten, dieses wirklich interessante und spannende Stück phantastischer Literatur zu lesen, zumal es auch im letzten Drittel ungemein zu fesseln weiß.

Eine Leseprobe und interaktive Karte sind auf Jo Zybells Webseite zu finden.

Sandra Wiegratz



Taschenbuch | Erschienen: 14. Mai 2010 | ISBN: 9783455402605 | Preis: 15 Euro | 544 Seiten | Sprache: Deutsch

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