Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Von der Heuschrecke bis zum Elefanten
Gefährliche Tiere: Dieses Buch macht zunächst einmal bewusst, wie sehr die Definition des Wortes "gefährlich" der Willkür unterliegt. Denn dass Löwen, Haie und gereizte Elefanten gefährlich sind, sieht jeder ein - doch Heuschrecken? Dennoch finden auch sie Beachtung in "Gefährliche Tiere der Welt", weil sie innerhalb kürzester Zeit Millionen von Menschen die Lebensgrundlage entziehen können. Und auch eine Manguste ist als gefährlich einzustufen, zwar nicht für den Menschen, aber unter anderem für ein anderes gefährliches Tier, die Kobra.
Das Buch ist in Abschnitte über die einzelnen Kontinente sowie die Weltmeere unterteilt; zu Anfang erhält der Leser eine kurze Einführung in den jeweils behandelten Kontinent beziehungsweise den Lebensraum Weltmeere und seine Besonderheiten. Dann folgen die einzelnen Tierarten; jede erhält eine Doppelseite. Vielseitig und gründlich wird die Lebensweise des jeweiligen Tieres vorgestellt, wozu zahlreiche Farbzeichnungen und Fotos beitragen, die einen Gesamteindruck des Tieres vermitteln, aber auch Details wie Krallen, Reißzähne und, schrittweise gegliedert, Jagd-, Kampf-, Brutpflege- oder Abwehrtechniken darstellen.
Ein Infokasten enthält die wichtigsten Daten, für größere Säuger zum Beispiel Gewicht, Länge, Schulterhöhe, Geschlechtsreife, Paarungszeit, Tragzeit, Anzahl der Jungen pro Wurf, Häufigkeit der Geburten, Nahrung und Lebensdauer. Auf einer Karte des Kontinents ist die Verbreitung des vorgestellten Tieres markiert. Unterarten, Arten derselben Familie oder auch nicht verwandte, aber von der Lebensweise her ähnliche Arten werden einander durch zeichnerische Vergleiche und etwas Text gegenübergestellt. So wird die Funktionsweise der Evolution verständlich.
Am Schluss gibt es ein übersichtliches und gründliches Register, mit dessen Hilfe sich jedes erwähnte Tier, aber auch manche charakteristische Lebens- und Verhaltensweisen, morphologische Besonderheiten und andere Attribute leicht wieder finden lassen.
Das Buch besitzt einen hohen Informationsgehalt und ist sehr ansprechend gestaltet, wobei der Sachbuchcharakter trotz der kindgerechten Ausführung im Vordergrund steht. Bewusst wurde auf eine anthropozentrische Betrachtungsweise verzichtet, wie man sie zumindest ansatzweise in vielen Kinderbüchern findet: Der Gepard jagt, tötet und verzehrt die Antilope nach einem bestimmten Schema. Das Opfer ist nicht "arm", das Verhalten des Geparden bedarf keiner Rechtfertigung, und selbstverständlich wird kein Tier "sympathischer" porträtiert als ein anderes. Die Natur tritt in diesem Buch dem Thema entsprechend nicht als friedlich und heil auf: Auch der lustige Schimpanse ist gelegentlich ein gefährliches Tier. In diesem Zusammenhang hätte ich mir zuweilen eine klare Beschreibung des ökologischen "Sinns" einer räuberischen Lebensweise gewünscht, wie zum Beispiel "biologische Polizei", Ausmerzung kranker und schwacher Tiere und Kontrolle der Populationsgröße.
Die Aufmachung ist, wie bei Tessloff üblich, robust und durchweg hochwertig. Die Texte sind in sprachlicher Hinsicht vorbildlich, nämlich sowohl für Kinder gut verständlich als auch in einem sehr guten Stil verfasst - und meines Erachtens völlig fehlerfrei.
Ein Buch, das sicherlich dazu beitragen kann, schon früh das Verständnis und die Begeisterung für die Natur auf einer von Wissen geprägten Grundlage zu fördern!