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El Presidente hat noch lange nicht genug. Der Diktator einer kleinen karibischen Inselstaats laviert seit einiger Zeit, nämlich seit der Veröffentlichung des dritten Teils der Spielereihe Tropico von Kalypso Media, wieder erfolgreich zwischen den Machtblöcken USA und UdSSR, lässt die ewige Sonne auf seine Fidel-Castro-Mütze scheinen und tut das, was Diktatoren am liebsten tun: selbstgerecht herrschen. Die Wirtschaft voranbringen, Devisen auf sein Schweizer Konto schaffen, Intellektuelle verhaften und die Pressefreiheit kassieren, wenn sie allzu unliebsam über El Presidente berichtet.
Tropico 3 heimste vor einiger Zeit verdiente Lorbeeren ein, da es der zynischen Wirtschaftssimulation einen grafisch wie spielerisch würdigen Relaunch verpasste. Offenbar kam das auch bei den Spielern so gut an, dass Kalypso seiner Minidiktatur ein Addon spendiert. Und die hat es in sich.
"Tropico 3 - Absolute Power" ergänzt das Hauptspiel durch zahlreiche neue Elemente. Auf der einen Seite kann El Presidente nun weitere Gebäude zu seinem Ruhm und zur Verschönerung der Insel errichten, von Stadien und Statuen bis zu Riesenrädern und Heißluftballons, die über der Insel kreisen und die Touristen ergötzen. Auch eine neue Fraktion ist hinzugekommen - die Loyalisten, des Präsidenten treuste Anhänger, die es nun ebenfalls bei Laune zu halten gilt. Und für die harte Regierungsarbeit stehen zehn neue Edikte zur Verfügung, sinnigerweise unter dem Punkt "Größenwahn" zusammengefasst. Wie wäre es mit einem Nationalfeiertag oder einem Ideologiebüchlein à la Mao? Oder einer Fernsehshow, in der El Presidente wöchentlich zum Volk spricht? Oder hat sie schon immer der Radiomoderator Juanito genervt? Erschießen sie ihn ... auf die Gefahr hin, dass ein Piratensender an seiner Stelle die Kommentierung ihrer Amtsgeschäfte übernimmt.
Hinzu kommt eine neue Kampagne mit zehn neuen Missionen, die allesamt origineller sind als jene des Hauptspiels. Auf "Hippie Island" gilt es eine weiche Diktatur zu errichten, um der kiffenden Allgemeinbevölkerung ein wohliges Leben zu bereiten. An anderer Stelle wird die Insel durch ein Zeitloch in die Vergangenheit zurückkatapultiert und muss mit reduzierter Technik den Staat wieder aufbauen. Oder El Presidente erfindet ein karibisches Nessie, um die Touristen anzulocken. Sehr gelungen!
Einziger Wermutstropfen: die Änderungen wirken sich in der Spielgeschwindigkeit aus und fordern Prozessor und Grafikkarte deutlich mehr ab. Wer keinen Highend-Rechner hat, kann sich auf leichtes Ruckeln einstellen und wird sich über die deutlich langsamer herumstreunenden Tropicaner ärgern. Vielleicht löst ein baldiger Patch dieses Problem.
Fazit: Kaylpso Media macht vor, wie ein Addon sein sollte - mit neuen Inhalten, die sich auch spielerisch auswirken, witzigen Missionen und kleinen Verbesserungen (wie dem kompakteren Parkhaus oder der neuen Mülldeponie). Wer "Tropico 3" liebt, wird auch dieses Addon lieben, da es das Hauptspiel konsequent verbessert und viele heitere Stunden im karibischen Paradies verspricht. Sofern man sich nicht mit El Presidente anlegt und in einem anonymen Grab verscharrt wird. Aber das Risiko kennen wir ja ...