Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Torak hat die Seelenesser besiegt. Doch erscheint dies nun eigentlich vollkommen unwichtig zu sein, denn ein dunkler Schleier bedeckt den Wald, das Meer und die Menschen aller Clans. Eine wahre Mottenplage und, viel schlimmer noch, eine mysteriöse Schattenkrankheit erstickt jedes Leben. Torak könnte einfach aufhören und nichts tun, aber er ist ein Wanderer. Er kann nicht untätig dasitzen. Also beginnt er das wahnwitzig erscheinende Unternehmen gegen die Adlereulenschamanin Eostra. Mitten im tiefsten Winter geht er auf die Reise zum Berg der Geister. Dort hält sich die gefürchtete Gegnerin versteckt und wartet nur darauf, sich auch noch Toraks Seele einzuverleiben und damit grenzenlose Macht über die Lebenden und die Toten in sich zu vereinen. Obwohl sie es geschickt versteht, Torak von seinen bisherigen Gefährten Renn und Wolf zu trennen, begeben diese sich aus den unterschiedlichsten Gründen ebenfalls auf die Suche. Schließlich sind sie bald wieder alle vereint und es gelingt ihnen mit Hilfe anderer Clans zum Berg vorzudringen. Doch sind sie wirklich auf die finale Begegnung mit der unbezwingbaren Eostra und ihren dämonischen Schergen vorbereitet?
Dies ist der sechste und abschließende Band der "Chronik der dunklen Wälder". Doch das dramatische Ende entwickelt sich erst ein wenig schleppend. Nicht nur in den Hütten der Clans herrscht eine lähmende Ruhe, auch die Geschichte selber nimmt nur langsam Fahrt auf. Vielfach gibt es auch einige Rückerinnerungen der Protagonisten an vergangene Ereignisse. Hierbei stechen besonders Torak und seine Erinnerungen an seinen Vater heraus. So sehnt man als Leser Toraks Aufbruch herbei, ab dem die Erzählung dann auch dramatischer und flotter voran kommt. Dem steht sogar Torak selbst im Wege, da er eigentlich nicht so recht weiß, was er machen soll und sich schon eher aus purer Abenteuerlust in die Geschichte einbringt und nicht, weil er seine Mitwirkung als wirklich nutzbringend sieht. Dann ist die Bedrohung durch Eostra zwar oberflächlich stets präsent. Allerdings kann man das von ihr ausgehende Unheil und die tatsächlichen Gefahren, denen sich Torak stellen muss, doch selten in einen Zusammenhang bringen. Und was die Gefährten da erwartet, ist nichts weiter als entfesselte Naturgewalten. Die klirrende Kälte ist fast spürbar; der Leser kann förmlich mit den Figuren zittern. Die Autorin beschreibt ausdrucksvoll die lebensfeindliche Winterlandschaft und insbesondere wie sich das Leben dort trotzdem seinen Platz sucht. Umso verwunderter ist man dann über die nahezu einfallslosen Schilderungen der Höhlenlabyrinthe. Nicht nur, weil dort unten tiefste Finsternis herrscht, bekommt man als Leser kein richtiges Gefühl für diese Abschnitte, sondern auch, weil die Worte nur blasse Bilder beschreiben. Allerdings lebt die Geschichte wieder einmal auch von den Abschnitten, die Wolf betreffen. Seine Sinneseindrücke werden von der Autorin so plastisch geschildert, dass man wie ein Wolf riechen und hören kann. Wieder eine schöne, andere Perspektive, aus der man die vertraute Erzählung wahrnimmt.
Liest sich der Anfang des Buches noch etwas schleppend, wirken einige spätere Ereignisse zu gedrängt. Hier hätte man sich an einigen Stellen einige ausführlichere Schilderungen gewünscht. Andererseits wird dem Ausklang der Geschichte ausgiebig Platz eingeräumt. Ohne zu viel zu verraten, geht die Reise Toraks eigentlich gut aus. Und natürlich ist dieses positive Ende auch dem Genre des Jugendromans geschuldet. Aber dass es dann so absolut und umfassend positiv ausfällt, verwundert dann sehr. Alle Probleme sind gelöst und zu einem perfekten Ende gebracht. Ganz zum Schluss kann man sogar einen kleinen Hoffnungsschimmer auf eine Fortsetzung der Geschichte um Torak, Renn und Wolf erkennen.
Fazit: Dieses Buch ist das gute Ende einer beeindruckenden Reihe. Wer Hollywood-artige Finale mag, wird hier vollends bedient. Vorher muss aber mit den Protagonisten gezittert werden, was paradoxerweise sehr viel mehr Vergnügen bereitet.