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Zusammen mit seiner jüngeren Schwester Mira und seiner Mutter lebt Anand in einem Elendsviertel in der großen Stadt Kolkata (ehemals Kalkutta). Mit seinen zwölf Jahren arbeitet Anand Tag für Tag bei einem Teeausschank, zur Schule kann er leider nicht mehr gehen, da das von der Mutter verdiente Geld allein nicht reicht, um die Familie zu ernähren. Und auch trotz Anands Mithilfe geht es ihnen nicht gut, häufig verzichtet die Mutter auf ihr Essen, so dass zumindest die beiden Kinder etwas haben. Die kleine Mira spricht seit einem schrecklichen Vorkommnis nicht mehr, ihr Geist hat sich zurückgezogen, sie lacht nicht, nimmt gar nicht mehr richtig am Leben teil.
Das alles war einmal anders: Sie waren eine sehr glückliche Familie, lebten in einer kleinen, sauberen Wohnung, Anand und Mira gingen täglich in die Schule, die Mutter kochte für alle leckere Mahlzeiten und abends saßen sie zusammen mit dem Vater vor den Köstlichkeiten. Vor einigen Jahren aber ging der Vater der Familie ins ferne Ausland, um dort zu arbeiten und viel Geld für sie alle zu verdienen. Jedoch hörten sie nach einiger Zeit nichts mehr von ihm, die Rücklagen der Familie wurden immer kleiner und schließlich blieb ihnen nichts als der Umzug ins Armenviertel.
Eines Tages kommt nun ein gebrechlicher alter Mann in die Teestube, in der Anand arbeitet. Anands Chef verjagt den zerlumpt aussehenden "Gast", denn so jemanden möchte er in seinem Laden nicht sehen. Anand aber hat Mitleid, nimmt eine kurze Pause, rennt dem grauhaarigen Mann hinterher und gibt ihm sein eigenes Mittagessen und einen Becher Tee. Abhaydatta ist der Name des Alten und wie sich herausstellt, sucht er nach einem Lehrling, der ihn in das magische Silbertal begleitet. Es gilt ein magisches Kleinod zu beschützen, das zuvor von einem feindlichen Magier gestohlen wurde. Anand wünscht sich nichts sehnlicher als Abhaydatta bei diesem unglaublichen Abenteuer zu begleiten, aber wie sollen dann seine Mutter und Schwester überleben? Schließlich würden dann seine Einnahmen fehlen, um die Familie zu ernähren. Allerdings kann Abhaydatta die Mutter überzeugen, denn er hat magische Kräfte und heilt tatsächlich Miras Seele. Sie spricht und lacht wieder - so erlaubt die Mutter Anand auf die weite Reise zu gehen. Ein großes Abenteuer beginnt ...
"Anand und das Geheimnis des Silbertals" ist der erste Band einer Trilogie der in Indien geborenen Autorin Chitra Banerjee Divakaruni. Ihr Schreibstil ist sehr poetisch und wunderbar flüssig lesbar. Auch jüngere Leser können so mit dieser exotischen Geschichte viel Freude haben. Im Rahmen der Geschichte können die jungen Leseratten Einblicke in das Leben in Indien nehmen: An der Seite von Anand lernen sie indische Speisen, Alltagssituationen und Bräuche kennen. Doch dies alles färbt das Abenteuer nur wunderschön ein, niemals wird es ob dieser Beschreibungen von fremden Dingen langweilig. Vielmehr bildet sich so ein schöner lebendiger Hintergrund. Die Geschichte selbst ist märchenhaft, niemals belehrend, aber trotzdem sehr lehrreich. Teils zeigen sich auch philosophische Elemente und die Kombination all dessen bietet nicht nur Kindern und Jugendlichen einen ruhigen Lesegenuss. Viele Teile des Abenteuers können Groß und Klein zum Nachdenken anregen, wecken vielleicht sogar Fernweh nach diesem exotischen fernen Land.
Einfach mal so nach Indien zu reisen ist nur den wenigsten möglich; wer aber mit Anand auf die literarische Reise geht, wird es nicht bereuen und kann für einige Stunden in die Ferne schweifen und mit ihm in den Himalaya vordringen - vielleicht ja sogar bis ins Silbertal.
Die unaufdringliche Art der Erzählung mit orientalischem Flair punktet durch ihre Menschlichkeit und die lebendigen, liebenswerten Figuren. Einfach eine wirklich schöne Geschichte voller Magie!
Eine Leseprobe von "Anand und das Geheimnis des Silbertals" gibt es auf der Verlags-Website.