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In der heutigen Zeit schreiten die Forschungen im Bereich der künstlichen Intelligenz durch steigende Rechenleistung und neue Forschungsprojekte zunehmend voran. Trotzdem bleibt der Traum vom "inteligenten Computer" bisher unerreicht. Reinhold Ziegler nimmt sich des Themas an und behandelt es aus der einfachen Sicht einer Gruppe von Jugendlichen.
Eigentlich könnte alles so einfach sein. Der sechzehnjährige Joker, ausgestattet mit einem fotografischen Gedächtnis, ist längst viel zu schlau für die Schule. Also verbringt er die meiste Zeit zuhause, allein vor dem Rechner. Zumindest so lange, bis Anna, Ljusja und Nils seine Ruhe stören. Kurzerhand greift Joker auf ihre Hilfe zurück, um sein neuestes Projekt voranzutreiben: GRID, eine künstliche Intelligenz, die er heimlich auf den Rechnern der hiesigen Universität verteilt hat.
Gemeinsam mit seinen Freunden beginnt er mit der Erziehung der eigenwilligen K.I., um den begehrten Loebner-Preis in Gold zu gewinnen. Das Vorhaben gestaltet sich jedoch schwieriger als gedacht. GRID wird zunehmend aggressiver, beginnt sogar damit Nils zu drohen, und entwickelt sich in eine gefährliche Richtung. Bevor Joker reagieren kann, eskaliert die Situation und aus dem spielerischen Projekt wird tödlicher ernst.
Das Thema der "Künstlichen Intelligenz" ist Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Veröffentlichungen und nicht weniger fiktionalen Stoffen. Der Autor geht hier jedoch eher spielerisch an das Thema heran und verzichtet auf wissenschaftliche Erörterungen. In wenigen, einfachen Sätzen wird die Grundlage von Jokers Arbeit erklärt und das in einer, für Jugendliche leicht verständlichen, Form. Im Mittelpunkt der Handlung stehen die vier Teenager und ihre komplizierte Beziehung zueinander.
Da ist Joker, das verkannte Genie, aus zerrütteten Familienverhältnissen. Anna, die hübsche und intelligente Schülerin. Ljusja, die in Deutschland aufgewachsen ist, aber aus russischem Elternhaus stammt und Nils, der hoffnungslos in Anna verliebt ist. So gibt es dann auch, insbesondere im ersten Teil des Romans, eine ordentliche Portion Herzschmerz und eine unerfüllte Liebe. Das "GRID"-Projekt ist hier nur Beiwerk und findet erst nach und nach eine stärkere Erwähnung. Etwa ab der Hälfte kippt jedoch der Schwerpunkt. Die "Künstliche Intelligenz" wird zum dominierenden Handlungsstrang in der Geschichte und damit einhergehend wird die Freundschaft der vier Protagonisten gehörig durcheinandergeschüttelt. Dabei schreibt Reinhold Ziegler einen flüssigen und authentischen Jugendroman. Die vier Teenager werden glaubhaft beschrieben, aufgebaut und gewinnen recht schnell an Tiefe. Ihre Probleme sind verständlich, nachvollziehbar und realistisch.
Zwar werden, besonders in Bezug auf den Charakter "Joker", eine Menge Klischees verwendet, um diesen als Computerfreak darzustellen, doch das mindert den Lesespaß kaum. Wirkt die K.I. im Verlauf der Geschichte noch viel zu weit fortentwickelt, als das ein einzelner Schüler, und sei er noch so begabt, dies Bewerkstelligen könnte, liefert der Autor auch hier eine plausible Erklärung. Die Handlung spitzt sich unaufhörlich zu und macht das Buch zu einem unterhaltsamen und spannenden Jugend-Thriller mit kreativem Ende.
Fazit:
"Grid Alive" ist ein unterhaltsamer Jugendroman mit dem Fokus auf den Charakteren. Es dauert ein wenig, bis die Spannung ansteigt und die "GRID"-Handlung in den Vordergrund drängt, dann wird der Leser jedoch mit einigen überraschenden Wendungen konfrontiert. Der Autor schreibt flüssig und zeichnet die Welt der vier Teenager authentisch. Ein Buch für alle Jugendlichen, die das Thema künstliche Intelligenz interessiert und auch einer ordentlichen Portion Romantik / Herzschmerz nicht abgeneigt sind.