Die Gesundheitsbranche und der Markt für Wellness-Artikel boomen. Sport zu treiben, ohne dafür das Haus verlassen zu müssen, also im heimischen Wohnzimmer, das wurde bereits mit Fitness-Videos und -DVDs möglich. Nun gibt es diese auch für die Wii-Konsole.

Das Besondere beim Sport- und Ernährungscoach "My Body Coach" besteht in den zwei mitgelieferten Kurzhanteln, in die die Wii-Remotes integriert werden können. Die Hanteln sind mit je 0,5 Kilogramm inklusive der Remotes nicht allzu schwer.

Auf dem Startbildschirm kann zwischen dem Soforttraining oder dem persönlichen Training gewählt werden. Erstellt der Sportler ein neues Profil, so müssen der Name sowie das Geschlecht, das Alter, die Größe, das derzeitige Gewicht, die Hautfarbe und die Kleidung gewählt werden. Danach muss die Frage beantwortet werden, welchem Sportniveau der Spieler sich zuordnen würde. Nach dieser Frage wird festgelegt, welches Trainingsprogramm am sinnvollsten erscheint. Es kann außerdem zwischen Gewicht verlieren, in Form bleiben, sich kräftigen, Muskeln aufbauen und Entspannen gewählt werden. Danach kann es auch schon losgehen.

Auf dem Trainingsbildschirm erscheinen die Wahlmöglichkeiten "Trainingstyp", "Trainingsniveau" und "Konzentration auf bestimmte Muskelgruppen". Zudem können die Musik und das Sportstudio ausgesucht werden. Bis hierhin macht der Bodycoach einen sehr guten Eindruck.

Während des Trainings lässt sich die Perspektive ändern. Die Vorturnerin im knappen Dress beginnt mit Aufwärmübungen. Schon nach einer kurzen Zeit geht es dann aber ins Eingemachte. Nachmachen ist angesagt. Im Test mit einem äußerst durchtrainierten Sportler wurden die Übungen für die Arme schon nach knapp sieben Minuten sehr anstrengend. Die Übungen sind also sehr anspruchsvoll. Allerdings kann das Niveau jederzeit verändert werden.
Die Übungsleiterin zieht ihr Programm ziemlich gnadenlos durch; die Zeit für eine Lockerung und Dehnung der geschundenen Muskeln ist recht knapp bemessen.

Zwar lassen sich 15 verschiedene Musikarten für das Training einstellen, leider klingen diese sehr Oldschool-Nintendo-mäßig und nerven durch die ständige Wiederholung. Viel besser wäre es gewesen, wenn sich die Musikstücke alle paar Minuten zufällig ändern würden. Dann lieber Ton aus und die eigene Musikanlage an.
Die Übungsleiterin ist relativ unpersönlich. Keine Name und keine Stimme. Außerdem wird der Sportler mit "Sie" angesprochen. Wo gibt es denn sowas?
Die Übungen werden nicht erklärt, weder verbal, noch werden sie langsam vorgemacht. Ein Feedback über die Remotes konnte beim Test zunächst nicht festgestellt werden. So könnten die Remotes während des Trainings prinzipiell auch ausgeschaltet werden, sofern der Spieler die Perspektive nicht wechseln oder eine Pause einlegen will. Nach einigen Minuten des Tests erschien es aber doch so, dass die gewählte Figur mit einer gehörigen Zeitverzögerung auf die Bewegungen des Spielers reagierte.
Die gewählte Spielerfigur ist mal mehr, mal weniger aktiv bei der Sache. Manchmal hört diese einfach mit der Übung auf, obwohl die Trainerin weitermacht. Dem Spieler stellt sich dann die Frage, ob er weitermachen soll oder nicht. Leider bleibt diese Frage unbeantwortet.
Auch die Frage nach der Bedeutung des Wortes "Kardiovaskulär", das als Trainingstyp eingestellt werden kann, wird nicht geklärt. Da hilft auch ein Blick in das Booklet nicht.
Zugutehalten muss man dem Spiel aber die Enzyklopädie, in der jede Übung mit den Erklärungen nachgeschlagen werden kann.

Am Ende der Trainingseinheit wird der Sportler durch ein eingespieltes Klatschen für seine Bemühungen belohnt. Zwei Sekunden später klatscht dann auch lautlos die stumme Trainerin. Animation und Ton passt hier leider nicht ganz zusammen.

Am allerpeinlichsten ist das eingespielte Gehechele der gewählten Figur. Soll dies dem Sportler klar machen, dass das Atmen nicht vergessen werden soll? Dafür wird es zu sehr von der Musik übertönt. Wenn die Musik für die Dehnübungen pausiert und das Hecheln dadurch lauter wird, kann ein Schmunzeln kaum unterdrückt werden.

"My Bodycoach" ist nur für Sportler empfehlenswert, die sich mit Übungen zur Kräftigung der Muskeln auskennen und keine großen Überzeugungskünste durch das Spiel benötigen. Für diese ist der Bodycoach eine gute Anregung. Für Ungeübte empfiehlt sich vor der ersten Trainingseinheit eine Studie der Enzyklopädie, da das stumme Vorturnen der Trainerin sonst schnell die Motivation sinken lässt.

Weitere Informationen und Bilder zu dem Spiel gibt's auf www.mybodycoach-thegame.de.