Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
In der Kunsthalle Wilhelmshaven wurde vom 28.3.2010 bis zum 30.5.2010 die Ausstellung "Augentäuschung – Special Effects in der Gegenwartskunst" gezeigt. Es wurden neue Einblicke in das "Trompe l’œil" gegeben, was übersetzt nichts anderes als "Augentäuschung" bedeutet. Zahlreiche Künstler zeigten hier ihre Werke, die von Gemälden bis über Videoinstallationen sehr zahlreich und unterschiedlich waren. Alle hatten sie eins gemeinsam: Sie vermochten mit dem Blick des Betrachters zu spielen.
Nachträglich zur Ausstellung ist das gleichnamige Buch erschienen, in dem einerseits der "Special Effect" an sich erklärt wird und des Weiteren einige Künstler und ihre Werke direkt vorgestellt werden. Früher, gerade zu Zeiten des Barocks und der Renaissance, war es üblich, besonders realistisch wirkende Bilder zu schaffen. Und bis heute versuchen sich Künstler daran, uns etwas sehen zu lassen, was gar nicht wirklich existiert. Im ersten Teil des Buches werden allerdings nicht nur die Augentäuschungs-Effekte der Malerei, sondern vor allen Dingen auch die des modernen Films beschrieben. Es wird erklärt, was diese faszinierenden Effekte ausmacht. Eine Eigenschaft ist, dass wir nie komplett an einer Illusion teilhaben können. Man sitzt zum Beispiel in einem Kino und schaut sich einen Film an. So realistisch er auch wirken mag, immer wird man wissen, dass man sich nicht mitten im Geschehen, sondern in einer Reihe von Stühlen in einem abgedunkelten Saal befindet.
Es wird nicht erklärt, wie "Special Effects" funktionieren, sondern welche Bedeutung sie in Film und Kunst haben. Außerdem lernt man etwas über die Entstehungsgeschichte und die Bedeutung der Augentäuschung in Filmen. Früher war die Tatsache, dass man bewegte Bilder zeigen konnte, an sich schon ein "Special Effect", heute muss man mit immer komplizierterer Technik aufwarten, um die Zuschauer noch zu beeindrucken. Das Buch zeigt auf, wie das geschieht und warum man sich täuschen lässt. Diese Einführung macht den ersten Teil des Bandes aus.
Im zweiten Teil werden verschiedene Künstler und ihre Werke vorgestellt. Die Auswahl ist hier ebenso vielseitig wie faszinierend. Insgesamt werden zwölf Installationen näher beleuchtet. Nicht immer ist auf den ersten Blick erkennbar, dass es sich um ein Kunstwerk handelt. So hat Sven Braun ein Bild erschaffen, welches riesig ist und fast eine komplette Wand einnimmt. Man hat den Eindruck, auf eine leere, transparente Leinwand zu blicken. Bei genauerer Betrachtung stellt man jedoch fest, dass die Leinwand natürlich komplett undurchsichtig ist und der Effekt lediglich aufgemalt wurde. Dieses Kunstwerk mit dem Namen "transparent" ist ein gutes Beispiel für das Spiel mit der Realität und dem, was wir erwarten zu sehen. Andere Illusionen entstehen am Rechner durch die geschickte digitale Bearbeitung von Videosequenzen. An anderer Stelle sehen wir bekannte Bildverfremdungen, die wir für eine ganz klar erkennbare digitale Bearbeitung am Rechner halten, obwohl sie aufwändig real erzeugt wurden. Man erlebt also eine Täuschung in der Täuschung. Man glaubt, etwas zu sehen, was nicht real ist - und doch ist es so. Da man aber nur ein Foto des real Erzeugten sieht, ist es wiederum eine Augentäuschung.
Die Gegenwartskunst funktioniert auf individuelle und faszinierend vielfältige Weise. Wie wir und unsere Augen getäuscht werden, kann nicht auf einen Nenner gebracht werden und ist von Werk zu Werk unterschiedlich. "Special Effects" gibt einen guten Einblick in diesen Bereich der Kunst und lässt die Leser besser verstehen, was hinter dem Gesehenen steckt.