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Ausgerechnet auf der lange ersehnten Hochzeit ihrer Kollegin Callie wird das FBI-Team um Smoky Barrett in einen neuen, äußerst grausigen Fall verwickelt: Ein Auto hält unvermittelt neben der Hochzeitsgesellschaft, jemand wirft den nackten Körper einer Frau aus dem Wagen und rast davon. Die Frau ist am Leben, aber nicht ansprechbar – sie wurde offenbar sehr lange Zeit gefangen gehalten und misshandelt, ist mal lethargisch, mal hysterisch. Smoky und ihr Ermittlerteam verdächtigen rasch ihren Ehemann, der seine Frau vor rund sieben Jahren als vermisst gemeldet und offenbar eine neue Liebe gefunden hat; zudem hat er kürzlich die Lebensversicherung seiner Frau aufgelöst. Der scheinbar simple Entführungsfall entpuppt sich bald als das pure Grauen: Im Lauf der letzten Jahre sind immer wieder lang vermisste Personen plötzlich wieder aufgetaucht, doch sie hatten weniger Glück als das letzte Opfer – ihr Gehirn wurde mittels eines medizinischen Eingriffes zerstört, sie sind nur noch leblose Hüllen. Nach und nach kommt Smoky Barrett dem skrupellosen Täter und seinem Motiv auf die Spur – und bringt damit sich und ihr Team in Lebensgefahr.
"Ausgelöscht" ist der vierte Teil der erfolgreichen Psychothriller-Reihe rund um die Fälle von Smoky Barrett und ihrem Spezial-Team. Bereits in den anderen drei Romanen hat Cody Mcfadyen nicht mit grausamen, teils extrem blutrünstigen Details gegeizt, aber diesmal hat er die Geschichte auf eine völlig neue Ebene des Horrors gehoben, die den Leser sprachlos macht. Dass Fälle von Personen, die über Jahre gefangen gehalten werden, die traurige Realität sind, haben die unfassbaren Berichte über Natascha Kampusch und Elisabeth Fritzl gezeigt. Der Autor hat scheinbar solche Fälle zum Anlass genommen, um sie in ein weitaus bestürzenderes Muster einzufügen, denn in diesem Thriller sind die Entführungen nicht sexuell motiviert. Immer wenn man denkt, schlimmer könne es nicht kommen, wird es schlimmer – und schließlich wird Smoky Barrett vor eine herzzerreißende Entscheidung gestellt. Hier zeigt sich, dass Cody Mcfadyen trotz aller grausigen Details mehr kann als nur blutrünstig über Serienkiller schreiben. Stilistisch hat der Autor offenbar dazu gelernt – er ist zwar immer noch drastisch, aber nicht mehr so reißerisch und derb in der Ausdrucksweise, sondern er räumt den emotionalen und psychologischen Aspekten in dieser Geschichte viel Raum ein, und das auf sehr gelungene Art.
Auf fast gemeine Weise (für den Leser) hat Mcfadyen in diesem vierten Roman das Grauen mit sehr vielen menschlichen, äußerst tragischen Begebenheiten verknüpft. Hinzu kommt, dass Smoky nach langer Zeit endlich bereit ist, sich auf ihr neues Glück einzulassen. Ihre neue Liebe Tommy zieht bei ihr und Adoptivtochter Bonny ein und, was noch viel wichtiger ist: Smoky ist schwanger. Man fiebert also als Leser mit ihr mit, weil man weiß, dass dieses neue Leben äußerst fragil ist. Das macht sich auch durch Bonny bemerkbar, die auf einmal verstörende Verhaltensweisen an den Tag legt.
Fazit: "Ausgelöscht" ist der bisher beste Teil der Smoky Barrett-Romane, aber auch der grausamste und schockierendste. Hochspannend, aber eben auch sehr starker Tobak, was einem der Autor hier auftischt.