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Die französische Spieleschmiede AGEOD hat schon so manches Highlight für Hardcorestrategen auf den Markt geworfen, von "Great Invasions" über "Birth of America" bis hin zu "Napoleon's Campaign". Das Spielprinzip dieser PC-Spiele ist jeweils ähnlich: Auf einer brettspielähnlichen Karte verschiebt der Spieler seine Armeen, um strategische Punkte zu erobern. Das klingt simpler als es ist; denn AGEOD bildet in seinen Spielen die jeweilige Ära penibel ab, samt der Einheiten, Waffen, Feldherren, geografischen Gegebenheiten und Befehlsstrukturen. Wetter- und Geländebeschaffenheit müssen ebenso beachtet werden wie die Spezialfähigkeiten der Truppen und Generäle, Nachschubwege und Waffenlager ebenso wie die Zugdauer. Aus dem einfachen Spielprinzip wird rasch ein wahres Strategiemonster, in das man sich mühsam hineinfuchsen muss.
Das gilt auch für AGEODs jüngsten Streich "Rise of Prussia", der beim deutschen Verleih Koch Media für Windows-PCs erschienen ist. Diesmal gilt es, den Aufstieg der preußischen Nation zu begleiten - im Siebenjährigen Krieg (1756-1763). Wahlweise kann man den Herren mit den Pickelhauben oder ihren zahlreichen Gegnern (Österreich, Rußland, Frankreich) strategisch unter die Arme greifen und die wichtigsten Schlachten jener Jahre befehligen. Diese werden auf einer scroll- und zoombaren Karte ausgefochten, die in zahleiche Provinzen unterteilt ist. Dörfer, Städte, Festungen, Straßen und Häfen stellen besondere strategische Punkte auf dieser Karte dar; dazwischen liegen Wälder, Marschland, Moore und andere Geländeformen, die es zu durchmessen gilt. Dazu teilt man seine Einheiten verschiedenen Generälen zu, die wiederum über ureigene Fähigkeiten verfügen; vom mutlosen Anführer über den großen Charismatiker bis hin zum Griesgram ist die ganze Bandbreite menschlicher Stärken und Schwächen vorhanden, die sich auch auf die Moral und Kampfkraft der Truppen auswirken.
Kämpfe selbst werden übrigens abstrakt in einem (sehr detaillierten) Schlachtenfenster abgehandelt - einen direkten Einfluss auf diese gibt es nicht, wohl aber auf die äußeren Gegebenheiten einer solchen Schlacht. Denn es macht einen Unterschied, ob man dem - eventuell überlegenen - Feind am Waldrand mit Füsilieren begegnet, ihn zur Seeschlacht zwingt oder von seinen Nachschubwegen abschneidet; oder ob man noch die Schlechtwetterfront über Potsdam abwartet, um den österreichischen Lumpen in den Rücken zu fallen.
Das ist Strategie pur und lässt die Köpfe nur so rauchen. "Rise of Prussia" ist leicht zu erlernen, aber schwer zu meistern, wie so viele Spiele von AGEOD. Dass leider kein gedrucktes Handbuch, sondern nur ein PDF beiliegt, macht die Sache nicht einfacher. Dafür überzeugt "Rise of Prussia" durch unzählige Tooltips und eine Einsteigerkampagne. Die Grafik selbst ist hübsch, wenn auch zweckmäßig; sie versprüht gediegenes Brettspielflair und bleibt stets übersichtlich. Und der Sound? Zackige Marschmusik, wie man sie von Preußen erwartet.
Fazit: Kein Spiel für jeden, sehr wohl aber für Hobbystrategen, die die Einarbeitungszeit nicht scheuen. Sie werden ein tiefgründiges und rundum gelungenes Spiel vorfinden, das bis ins letzte Szenario fesselt und einen zugleich fordert. Also: Dreispitz auf und Abmarsch!