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Wo sind sie hin, die guten Weltraumsimulationen? Es kommt einem noch wie gestern vor, dass man sich Tage und Nächte mit Lucas Arts "Tie Fighter" um die Ohren schlug, gefolgt von "Freespace 2", "Freelancer" oder – wenn man die Geduld und Fehlertoleranz eines Zen-Mönchs hatte – "X3". Und wenn wir schon bei Space Sim-Klassikern sind, warum nicht gleich das Urgestein "Elite" erwähnen, das schon vor allen anderen zünftige Raumschlachten mit einem ausgefeilten Handelssystem koppelte. Besitzer einer Xbox 360 konnten angesichts der jährlichen Veröffentlichung von 300 Zweiter-Weltkrieg-Shootern bisher nur in Nostalgie schwelgen. So gesehen kommt "Darkstar One: Broken Alliance" für die Plattform wie ein erfrischender Schauer daher, schließlich ist das Gameplay mit seiner riesigen Welt, seinem Echtzeit-Handelssystem und seiner fummeligen Unzugänglichkeit so Old-School, dass das Spiel als sein eigener Opa durchgehen könnte. Nach Videospiel-Maßstäben ist das gar nicht so weit hergeholt, schließlich erschien "Darkstar One" bereits 2006 für den PC und wurde jetzt mit ein paar grafischen Anpassungen einfach für die Xbox 360 portiert.
Von einem der auszog, das Handeln zu lernenIm Spiel übernimmt man die Rolle von Kayron Jarvis, der zu Beginn der Geschichte das einzigartige Raumschiff Darkstar One von seinem kürzlich ermordeten Vater vererbt bekommt. Auf der Suche nach dem Mörder durchfliegt er dabei die gesamte Galaxis, legt sich mit allerhand kriminellem Gesindel an und lernt die hübsche Eona kennen, die bald zu seiner Co-Pilotin wird. Leider braucht die Geschichte sehr viel Zeit, um Fahrt aufzunehmen. Die nach heutigen Maßstäben eher staksig gefilmten Zwischensequenzen erfüllen zwar ihren Zweck, sind aber – wie der Rest des Spiels auch – nicht sehr ansehnlich. Das mag man dem betagten Spiel jedoch verzeihen, vor allem deswegen, weil man sich die meiste Zeit im freien Raum aufhält und aus der Entfernung sowieso alles zum Pixelbrei verschwimmt.
"Darkstar One" punktet vor allem spielerisch und da eher durch Masse als Klasse. Ungefähr 300 Systeme kann man im Laufe des Spiels frei anfliegen, und sie alle unterscheiden sich hinsichtlich Regierungsform, Reichtum, Warenproduktion, Staatsangehörigkeit und so weiter. In jedem System wird man außerdem – wenn man es wünscht – mit Aufträgen zugepflastert. Hier mal ein paar Raumpiraten erledigen, dort zwei Raumgleiter abhören und möglichst keine Begleitmissionen annehmen – so gelangt man Credits, die man dringend benötigt, um sich bessere Waffen und Ausrüstung für die Darkstar One zu kaufen. Alternativ kann man dafür auch zwischen den Systemen Handel betreiben. Das Spiel berechnet dabei in Echtzeit Angebot und Nachfrage eines Systems, wodurch die Preise immer ein bisschen in Bewegung sind. Normalerweise hat das jedoch keine so großen Auswirkungen, schließlich werden beispielsweise Nährstoffe in landwirtschaftlichen Systemen immer in Massen hergestellt und in Bergbau-Kolonien immer in Massen angefragt. Wer keine Lust hat, auf diese eher beschauliche Weise seine Brötchen zu verdienen, der schlägt die schiefe Bahn ein und schmuggelt so illegale Waren wie Androiden oder Videospiele (in Diktaturen gar nicht beliebt) an der örtlichen Polizei vorbei. Oder man zückt die Laserkanonen und raubt vorbeifahrende Handelsschiffe ganz einfach aus.
Mein Level 18 Elite-Schlachtkreuzer"Darkstar One" ist offen gestaltet und bietet dem Spieler die Möglichkeit, so zu spielen, wie er es gerne möchte. Zentral dafür ist auch der Ausbau des titelgebenden Schiffs, das durch das Finden von Artefakten aufgewertet werden kann. Die Entscheidung zwischen Rumpf, Flügeln und Antrieb beim Upgrade klingt zwar relativ simpel, hat aber einen entscheidenden Einfluss darauf, welche Bauteile man sich für das Schiff kaufen kann und wie viele. Baut man etwa stetig die Flügel aus, kann man immer mehr und immer stärkere Waffen an die Darkstar One anschrauben. Oder man züchtet sich einen kleinen Schlachtkreuzer heran, der mit automatischen Geschütztürmen ausgestattet ist. Das alles braucht jedoch Energie, für die man stärkere Generatoren einbauen muss, und so weiter. Die Darkstar One ist irgendwie immer ein "Work in Progress", kann stets bessere Bauteile und Waffen vertragen – und angesichts der immer stärker werdenden Gegnerhorden ist das auch dringend nötig.
Denn bei allem Handel und allem Rollenspielcharakter ist "Darkstar One" in erster Linie ein Actionspiel im Weltraum, schließlich wird man recht häufig von Piraten überfallen und muss in nahezu jeder Story- oder Nebenmission im Raumkampf gegen Gegnermassen antreten. Je nachdem, welcher Alienrasse sie angehören, zeigen diese dann ein etwas unterschiedliches Flugverhalten. In der Praxis fällt das jedoch nicht weiter auf, weil man eh meistens – oh, die Nostalgie! – mit dem Drehen des Sichtfelds beschäftigt ist, bis man den Gegner zwecks Vaporisierung wieder anvisieren kann. Die Steuerung ist dabei für die Konsole recht gut gelöst und spielt sich ein bisschen wie ein Shooter. Für die Umverteilung der Schilde oder die Auswahl der lebensrettenden Plasmakanone braucht man aber freilich schon noch ein paar Knöpfe mehr, und das kann im Eifer des Gefechts schnell schiefgehen.
Abwechslung, bitte kommen!Nun bietet "Darkstar One" zwar viele Möglichkeiten und eine riesige Spielwelt, doch leider geht dies auf Kosten der Abwechslung. Zwar bietet die Hauptstory ein paar aus dem Raster fallende Missionen, beispielsweise auf Planetenoberflächen, über weite Strecken ist die Geschichte jedoch nur wenig motivierend. Und der Rest des Spiels läuft eigentlich nur darauf hinaus, mehr Geld zu verdienen und Artefakte zu sammeln, um die Darkstar One immer weiter auszubauen – einen großen Einfluss auf die letztendlich sehr statische Spielwelt hat man leider nicht.
Designschnitzer machen außerdem dem Anfänger das Leben schwer. Wer sich nicht mit dem Handbuch des Spiels vertraut macht, wird über viele der Informationen und Symbole im Unklaren gelassen. Beispielsweise ist es zwar schön zu wissen, ob die Wirtschaft eines Systems auf Agrarkultur oder Technologie basiert – was das spielerisch heißt, muss man jedoch für sich selbst ergründen. Zwar zeigt das Spiel an, welche Güter in einem System produziert werden, die Nachfrage erfährt man jedoch erst, wenn man den ganzen Weg bis zur Handelsstation gemacht hat und selbst nachguckt. Blöd, wenn dann das Schiff bis zum Rand mit Nahrungsmitteln gefüllt ist und sich die Bewohner des Systems aber als ausreichend satt entpuppen.
"Darkstar One" ist ein riesiger Sandkasten im Weltall, ein Spiel, in das man eigene Ideen und Vorstellungen mitbringen sollte, wenn man richtig viel Spaß haben möchte – so richtig Old School eben. Die Story allein ist anfangs nicht motivierend genug, also muss man sich vornehmen, ein berüchtigter Pirat zu werden oder allen Diktaturen der Galaxie gefährliche Videospiele unterzuschmuggeln oder alle besetzten Systeme zu befreien. Diese unterschiedlichen Möglichkeiten bietet "Darkstar One" an, aber selbst die werden nach zu kurzer Zeit eintönig. Da motiviert lediglich das Hochpäppeln des eigenen Schiffs auf Dauer, doch das nimmt viel Zeit in Anspruch. Für Fans von Weltraumspielen muss "Darkstar One: Broken Alliance" aber trotzdem eine unbedingte Empfehlung sein – alleine schon deswegen, weil es auf der Xbox 360 einfach keine Alternative gibt.