Gesamt |
|
Action | |
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bedienung | |
Bildqualität | |
Brutalität | |
Extras | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Strategie | |
Ton | |
Der nach Rache sinnende Geheimagent Sam Fisher ist zurück und er ist nicht derselbe, der er einst war! Doch nicht nur der Held der namhaften "Splinter Cell"- Reihe hat sich verändert, das gesamte Spielkonzept geht mit "Splinter Cell: Conviction" neue, ungewohnte Wege.
Es beginnt mit einer Verschwörung Die Story wird in diesem neuen Teil der Reihe persönlicher und konzentriert sich im Wesentlichen auf die Suche nach Sams Tochter. Sam war einst Agent einer Untereinheit der NSA, genannt Third Echolon. Nachdem der Agent im vorherigen Teil erfahren musste, dass seine Tochter bei einem Autounfall ums Leben kam, wird ihm nun bewusst, dass ihr Tod kein Zufall war. Nun nicht länger für die Third Echolon arbeitend, muss Sam feststellen, dass eine Verschwörung hinter allem steckt. Zu den Beteiligten zählt scheinbar auch sein ehemaliger Arbeitgeber, die NSA, weswegen der Familienvater sich nun voller Hass auf einen eisernen Rachefeldzug begibt.
Story mit EntwicklungspotentialDurch die zunehmend auf Hintergründe ausgerichtete Story bewegt sich das Spiel in eine neue und innovative Richtung. Leider wird dieses Prinzip nicht in vollem Maß ausgeschöpft. Zwar ist die in Rückblenden erzählte Geschichte gut, doch gibt es keine überraschenden Wendungen. Die anderen Charaktere neben Sam stechen kaum hervor. Die Geschehnisse deuten jedoch auf eine Veränderung der Hauptfigur hin. So zeigt sich Sam kälter und brutaler als in den Vorgängern des Spiels. Obwohl die Geschichte für Agenten zunehmend persönlicher wird, fehlt leider in vielen Szenen die emotionale Komponente, die hier ja eigentlich zu erwarten wäre.
Abwechslung und VerhörstrategienDie Missionen gestalten sich sehr abwechslungsreich. Erstmals agiert Fisher auch am helllichten Tag unter Zivilisten. Deren Reaktivität bezüglich Sams Handlungen beschränkt sich leider sehr stark. Variantenreiche Reaktionen der Passanten, wie in Ubisofts "Assassins Creed", sind nicht zu erwarten. Hier besteht noch Ausbaupotential in Anbetracht der Tatsache, dass sich diese Neuerung auf den ersten Blick als sehr interessante Spielkomponente herausstellt. Zwischen den Missionen gibt es ab und zu cineastische Verhörinszenierungen, bei denen man beschränkt eingreifen kann. Beispielweise hat man die Möglichkeit zu entscheiden, wie die informationstragende Person dazu bewegt werden kann, ihre Geheimnisse preiszugeben. Dies geschieht meistens auf äußerst brutale Weise, was perfekt zu Sams neuem Agentenimage passt.
Vereinfachung für den SpielerInsgesamt hat das Spiel grandiose Animationen und gehörig viel Action zu verbuchen, was für einen Teil von Splinter Cell eine große Veränderung darstellt. Zwar ist das Schleichen noch ein wesentliches Element, doch werden nun zu Gunsten rasanter Action und Waffengewalt einige taktische Elemente aufgegeben. Gegner werden mit einem Schuss ausgeschaltet, statt sie sorgfältig zu beobachten und durch verschiedene aufwändige, leise Techniken ruhig zu stellen. Das Spielprinzip gestaltet sich damit insgesamt viel schneller und dynamischer, allerdings auch automatisierter. Das zeigt sich deutlich an der Neuerung "Markieren und Ausschalten". Gegner werden anvisiert und markiert. Mit einem einzelnen Tastendruck folgen ein paar grandios inszenierte Animationen mit Schüssen und der Gegner ist ausgeschaltet. Diese Vereinfachung macht den Einstieg in das Spiel für Anfänger leichter und wirkt zudem noch optisch atemberaubend. Allerdings gibt es für geübte Taktiker wenig zu tun, ein Stück Komplexität wird aufgegeben. Dieses Prinzip der Vereinfachungen zieht sich durch das gesamte Spiel: man muss keine Karte mehr lesen, es gibt nur noch zwei Laufgeschwindigkeiten, knifflige Miniaufgaben fehlen, es gibt nur noch ein Nachtsichtgerät, Sam ist nun Meister der Selbstheilung und so weiter. An diesem Punkt spalten sich wohl die Meinungen. Man könnte behaupten, dass diese Simplifizierungen das Spiel angenehmer machen und erleichtern. Andere werden sich stark unterfordert fühlen beim Verfolgen der imposant dargestellten, aber automatisierten Kampfinszenierungen.
Steuerung und weitere FeaturesÄhnliches gilt für die Steuerung. Diese funktioniert durch Vereinfachungen sehr gut und flüssig. Da Schleichen und Deckung Suchen weitgehend automatisiert wurden, können manchmal ungewollte Situationen entstehen, wenn zum Beispiel Sam sich nicht zu der Deckung bewegt, die man eigentlich angepeilt hatte. Leider sind einige Elemente der Steuerung relativ schwierig, wie beispielsweise das Werfen von Granaten. Außerdem wirkt die Steuerung etwas träge beim Ziehen der Waffe, was bei einem Überraschungsangriff oft sehr frustrierend sein kann. Dennoch gibt es zusätzlich viele ausgeklügelte Features im Spiel, die das Leben als Agent erleichtern. Beispielsweise wird immer die letztgenannte Position des Agenten als transparente Kopie dargestellt. Somit weiß der Spieler, wo ihn die Wachen zuletzt gesehen haben und kann dies für einen Überraschungsangriff ausnutzen. Das klappt fast immer ziemlich gut, denn die Gegner rennen fast schon übertrieben stupide ballernd zu dieser Position, was die KI in diesem Fall leider sehr berechenbar macht. Obwohl es etwas zu konsequent umgesetzt wurde, ist dieses Spielelement sehr hilfreich und regt zu Experimenten an. Eine weitere Hilfestellung bietet der Hell/Dunkel-Wechsel des Bildschirms. Sobald man sich im Schatten und somit vor den Augen der Wachen in Sicherheit befindet, wird der Screen schwarzweiß. Eine intelligente Lösung, um das HUD zu vereinfachen. Jedoch ist der Wechsel zumindest am Anfang etwas nervig. Damit wird neben den vielen Actionneuerungen das ursprüngliche Schleichelement, welches das Markenzeichen von "Splinter Cell" darstellt, hervorgehoben.
Action statt TaktikDer Kampf ist ein bestimmendes und immer wiederkehrendes Element im Spiel. Immer mehr gerät dabei der Stellungswechsel in den Vordergrund und verdrängt die Taktik im Spiel. Das ständige Wechseln des Aufenthaltsorts ist überlebenswichtig und verleiht dem Spielfluss von "Splinter Cell: Conviction" in Kombination mit Schusswechseln eine ungewohnte Dynamik und vor allem Spannung! Wie bereits erwähnt, lässt sich der Gegner mit einem Tastendruck ausschalten. Leider hat man nicht, wie in vorherigen Teilen, die Wahl, ob man ihm nur das Bewusstsein nimmt und ihn k.o. schlägt. Da diese Art des Tötens nicht sehr viel Können erfordert darstellt, äußert sich die Schwierigkeit des Spiels in der Masse der Gegner. So manche Mission ist dadurch nur sehr schwer zu meistern. Dem Agenten stehen jedoch nicht nur Pistolen oder zahlreiche Gewehre zur Verfügung. Sprengkörper, EMP-Granaten oder ferngesteuerte Kameras dienen Sam zusätzlich als Hilfestellung und zur Ablenkung der Gegner. Dem Realitätsgrad entsprechend kann der Agent nur eine Pistole und ein Gewehr tragen, aber auch fallengelassene Waffen aufnehmen. Desweiteren besitzt man die Möglichkeit Waffen aufzuwerten. Genauigkeit, Wirkradius oder Durchschlagkraft lassen sich beispielsweise so verbessern. Die dafür benötigte Währung erhält man beim Absolvieren bestimmter Zusatzziele, wie zum Beispiel lautlosem Verschwinden, Kopfschüssen oder Nahkampfattacken.
Doppelt hält besser"Splinter Cell: Conviction" besitzt überraschenderweise nicht nur einen Einzelspieler-, sondern auch einen Multiplayermodus, der sehr viel Spaß macht. Dieser basiert auf einer Vorgeschichte zur eigentlichen Haupthandlung. Dabei schlüpft man in die Rolle des US-Agenten Archer und seines russischen Kollegen Kestrel. Verschiedene Spielmodi sorgen für genügend Abwechslung. Oft können beide Spieler kooperieren, wie zum Beispiel im Story-Modus. Die Agenten können sich gegenseitig wiederbeleben, Schlösser gemeinsam öffnen oder die Aktion "Markieren und Ausschalten" gemeinsam durchführen und so mehr Gegner vernichten. Das ist auch vonnöten, denn der Multiplayermodus gestaltet sich ähnlich wie der Einzelspielermodus, nur mit einer deutlich größeren Anzahl von Gegnern. Sollte der Mitspieler einmal in Bedrängnis sein, kann sein Gegenüber ihn aus dem Würgegriff befreien, was Spielraum für taktische Zusammenarbeit und Rückendeckung schafft. Weitere Spielmodi umfassen das Infiltrieren eines Gebiets nur mit lautlosem Töten, die Verteidigung eines EMP-Generators vor Gegnerwellen, alle Gegner zu jagen und töten, sowie das gegenseitige Ausschalten. Die Spiele können online, über LAN oder mit Splitscreen gespielt werden.
Der neue SpielverderberWer den Multiplayer-Modus nutzen möchte, sollte bekanntlich über eine Internetverbindung verfügen. So lautete bisher die allgemeine Regel. Dank des neuen Kopierschutzes von Ubisoft (dem Herausgeber des Spiels), wird eine ständige Verbindung zur Außenwelt für das gesamte Spiel benötigt. Wer also über eine sehr schwache oder nicht konstante Internetverbindung verfügt, kann dieses Spiel nicht spielen. Diese Tatsache führt zu großer Frustration, wenn man bedenkt, dass es einen zweiten Faktor gibt, von dem das Spielen von "Splinter Cell: Conviction" abhängig ist. Die Server von Ubisoft müssen eine ständige Verbindung mit dem Spieler aufweisen. Sollte der Fall eintreten, dass deren Server ausfallen, dann ist das Spielen für niemanden möglich. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass so etwas zwar selten der Fall ist, aber durchaus eintreffen kann. Ein derartiger Kopierschutz muss nicht, kann aber den eigentlichen Spaß am Spiel deutlich verderben.
Cinesiastische Grafik mit StilDie gute Grafik des Spiels bewegt sich auf der Ebene zeitgemäßer Spiele und benötigt dafür noch nicht mal Hardwareressourcen auf High-End-Level. "Splinter Cell: Conviction" besticht vor allem durch hervorragend inszenierte und imposante Animationen, insbesondere in den Zwischensequenzen, die das Spiel fast zu einem Film werden lassen. Dieser Eindruck wird durch zunehmende Automatisierungen beim Spieler noch verstärkt, was jedoch den Spielspaß mindern kann. Eine tolle Idee sind Projektionen von Hilfestellungen, Richtungspfeilen und Hinweisen auf Wänden und Objekten der Spielwelt, ein auf jeden Fall optisch sehr ansprechender Stil und eine abwechslungsreiche Art den Spieler im Spiel zu führen. Die Soundqualität besticht durch gute Soundtracks und eine tolle Sprachausgabe. Obwohl Lippensynchronität nicht immer gegeben ist, befindet die Synchronisation durch Sprecher wie Martin Kessler (Stimme von Nicholas Cage) auf einem hohen Niveau.
Ein Experiment"Splinter Cell" geht mit diesem Teil neue Wege und versucht den Spielstil zu modernisieren. Dabei gestaltet es sich vor allem freundlicher für Einsteiger und experimentiert mit neuen Spielelementen. Oft arten Experimente und Versuche jedoch nicht in absoluter Perfektion aus. Das ist auch hier der Fall. Es fehlen noch ein paar Schritte, um dem "neuen Conviction" die endgültige Richtung zu geben und es zu einem markanten Sam Fisher-Packet zu machen. Der Schuss- und Stellungswechsel sticht immer wieder deutlich hervor, womit sich "Splinter Cell: Conviction" mehr vom Schleichtaktik-Genre distanziert. Als 3rd-Person-Shooter kann man es jedoch nicht bezeichnen, da die Spielmechanik noch etwas träge wirkt und zu wenig Action-Abwechslung geboten wird. Somit bewegt sich dieses Spiel irgendwo dazwischen, was es für Spieler eindeutig präferierender Spielstile wohl schwierig macht, es mit hundertprozentiger Hingabe zu favorisieren.