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Ein junger Engländer findet sich nach einem Besuch bei einer Bekannten allein auf einer Parkbank wieder. Hier in LA sitzt er nun seit Tagen fest, das Wetter in London ist zu schlecht - es will einfach keine Maschine dorthin fliegen. Zu ihm setzt sich ein älterer Mann, bittet um eine Zigarette und bietet eine Geschiche als Bezahlung an ...
Er erzählt vom ersten Mord - dieser geschah lange, bevor alles Leben auf der Erde entstand, selbst noch vor der Schaffung des Universums selbst. Es passierte in der Stadt Gottes, offensichtlich verübt von einem Engel an einem seinesgleichen. Damals wurden die Grundsteine für alles gelegt, was heute selbstverständlich ist, so arbeiteten die Engel an Emotionen, wie der Liebe und Reue, aber auch am Thema Tod. Und während dieser friedlichen Arbeiten geschieht es, ein Engel stirbt, er wird erstochen - dies ist die erste Leiche in der Geschichte der Welt. Doch wer ist der Täter?
Raguel - der Engel der Rache - wartet schon sehr lange im Palast auf seine Aufgabe. Nun ist es soweit, er weiß plötzlich, was seine Bestimmung ist, breitet seine Flügel aus, um zum allerersten Mal seinen Raum im lichtumfluteten Palast zu verlassen. Seine Aufgabe ist es den Mörder zu finden, so dass sich dieser seinem Schicksal stelle ...
Mit "Mordmysterien" liegt der fünfte Band der
"Neil Gaiman Bibliothek", herausgegeben vom Panini Verlag, vor. Wieder handelt es sich um eine hochwertige Hardcover-Ausgabe einer Comic-Adaption, die eine Kurzgeschichte Neil Gaimans zum Vorbild hat. Umgesetzt ist diese Story von P. Craig Russell, der neben Arbeiten für
"Sandman" auch schon Gaimans Jugendroman
"Coraline" in wundervolle Bilder verwandelte. 2001 erschien die basierende Kurzgeschichte "Mordmysterien", die 1998 im Original in der Story Collection "Smoke and Mirrors" veröffentlicht wurde, in der Sammlung "Die Messerkönigin" auf dem deutschen Markt. Nur ein Jahr später wurde die von P. Craig Russell gezeichnete und geschriebene Comic-Adaption im Original herausgegeben; wie schön, dass diese jetzt auch in einer deutschsprachigen Version verfügbar ist.
Um die Story zu bewerten, reicht es eigentlich zu sagen, sie sei "typisch Gaiman" - dies ist für den "Master of Stories" im Grunde schon ausreichend, zeugen doch seine vielfältigen literarischen Werke von seiner unglaublich vielseitigen Phantasie. Russell hat den Tenor der Kurzgeschichte sehr gut eingefangen und Gaimans Stil nicht verfälscht. Menschliche Abgründe stehen neben klaren, unschuldigen Zeichnungen von naiv wirkenden Engeln und ihrer heilen Welt, in der es nur sie und den Namen gibt (Gott). Dass die Story in einer Überraschung endet, ist zweifellos dem ursprünglichen Autor zuzuschreiben, trotzdem verdient auch Russell hierfür ein Lob, ist doch die Auflösung von ihm perfekt in Bildern umgesetzt.
Blättert man den Comic nur mal eben so durch, ohne sich auf den Text und somit die Geschichte einzulassen, kann man stellenweise aufgrund der Zeichnungen und Farbgebung den Eindruck haben, man hätte eine 60er-Jahre-Superheldenstory vor sich. Die pastellfarbene Darstellung der Stadt Gottes, die von einem Engel überflogen wird, hat doch etwas von der Atmosphäre der Silver-Age-Ära. Kolorierung und Zeichnungen zusammen mit dem Text ergeben dann aber das Gesamtkunstwerk und ziehen den Leser in ihren Bann.
Sowohl die Sandman-Bände als auch andere Comic-Adaptionen von Gaiman-Werken beinhalten in sehr vielen Fällen ein Vor- oder Nachwort von einem Kollegen aus der Branche. Schade, dass dies in diesem Band nicht der Fall ist. Das ist aber auch schon das einzige Manko an diesem nicht ganz preisgünstigen, aber wirklich lohnenswerten Comicband.