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Richard Price hat in Deutschland nie dieselbe Aufmerksamkeit erfahren wie zum Beispiel in den Vereinigten Staaten von Amerika. Dort gelten seine früheren fünf Romane und auch das vorliegende Buch, das unter dem Titel "Lush Life" erschien, bereits als moderne Klassiker und Inbegriff der Gegenwartsliteratur.
New York – Schmelztiegel der Nationen, Anlaufstelle für unzählige kulturelle Hintergründe und Wohnort von acht Millionen Menschen. Hier trifft der Einzelgänger Eric Cash zusammen mit zwei flüchtigen Bekannten nachts auf zwei farbige Jugendliche. Am Ende der Nacht liegt einer der Fünf tot am Boden und die Polizei muss einen weiteren Mord aufklären. Nachdem die Lage zunächst klar ist, tauchen nach und nach Zweifel an den Aussagen der verschiedenen Zeugen auf und Eric avanciert zum Hauptverdächtigen ...
Damit ist die Handlung im Wesentlichen auch umrissen – denn besonders viel ereignet sich auf den 528 Seiten nicht. Zunächst erscheint es so, dass Richard Price der Protagonist ist, doch dann rückt zusehends der Polizist Matty Clarke in den Mittelpunkt der Handlung. Leider verliert sich der Autor so häufig in detailverliebten Schilderungen, dass die Handlung nur langsam vorangetrieben wird und jegliche aufkommende Spannung im Keim erstickt wird. Insbesondere die ersten zweihundert Seiten stellen den Leser vor eine Geduldsprobe, denn hier werden die handelnden Charaktere vorgestellt – angefangen bei den gescheiterten Träumen eines jeden, der aktuellen und früheren Wohnsituation bis hin zur Gewohnheit des Kaffee-Trinkens. Die Beschreibungen New York Citys fallen ähnlich detailliert aus – bereichern die Handlung allerdings nur geringfügig.
Dieser Hang zum Detail zieht sich zwar durch das gesamte Buch, könnte den Roman aber durchaus bereichern. Jedoch scheitert das Lesevergnügen zusätzlich noch an den vielen Handlungsträgern, den Sprüngen innerhalb der Handlung und nicht zuletzt an den teilweise sehr verschachtelten und langatmigen Sätzen. Es kann schon vorkommen, dass man den einen oder anderen Satz mehrfach lesen muss. Die Sprache der Handlung ist plakativ, hin und wieder auch etwas derb, sollte den Leser aber nicht ernsthaft verstören.
Schaut man einmal hinter die Kulissen, blendet man also die vielen Details komplett aus, bleibt eine insgesamt ziemlich fade Geschichte, die nicht gerade vor Überraschungen strotzt. Freunde langatmiger, detaillierter Erzählungen können einen Blick riskieren. Sucht man hingegen nach einem raffinierten Plot und einer dynamischen Geschichte, stellt das vorliegende Buch von Richard Price einen potentiellen Fehlkauf dar.
An Richard Price scheiden sich also die Geister – entweder man liebt diese Art der Erzählung oder eben nicht.