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Helene ist vielleicht nicht der schlechtgelaunteste Mensch überhaupt auf der Erde, aber mit Sicherheit die Taxifahrerin Hamburgs mit der miesesten Laune und Lebenshaltung. Nichts in ihrem Leben passt ihr, schon gar nicht gute Laune bei ihren Mitmenschen. Zu schade, dass nicht einfach ein Auto sie überfahren oder sonst ein Schicksalsschlag sie treffen kann. Da ist die Hochzeit ihrer besten – und einzigen – Freundin erst recht kein Freudentag für sie. Immerhin heiratet ihre einzige Freundin einen Mann, den Helene gar nicht ausstehen kann. Und seine gesamte Verwandtschaft schon gar nicht. So kann diese Hochzeit, bei der Helene Trauzeugin sein soll, nur in einer Katastrophe enden.
Und tatsächlich: Am Ende des Tages hat Helene keine beste Freundin mehr, dafür aber einen ängstlichen Wolf adoptiert und einen Fahrauftrag im finstersten Hinterland. Hier soll sie eine Gruppe abholen, doch diese Menschen sind merkwürdig. Nicht nur, dass der Wolf zu ihnen zu gehören scheint (und sein Besitzer auf Helene wie der perfekte Mann wirkt), tragen sie auch noch alle Umhänge oder sonstige altertümlich wirkende Kleidung, sind furchtbar blass und legen ein merkwürdiges Verhalten an den Tag. Für Helene ist alles klar: Das sind Systemadministratoren und aus irgendeinem Grund soll sie eine von ihnen werden.
Das Buch sorgt allein schon mit seiner Einordnung für die erste Überraschung: Man kann auch Comedy schreiben? Und das ist etwas anderes als die Sparte „Humor“? Anscheinend schon … Steffi von Wolff brennt ein Feuerwerk aberwitziger Einfälle und Situationen ab, so dass es den Leser schon nach ein paar Seiten gar nicht mehr überrascht, dass ein Wolf panische Angst entwickelt, wenn man ihm ein Märchen vorliest. Warum auch nicht. Dieses Feuerwerk sorgt für ein Abstumpfen, schon sehr bald ist das alles gar nicht mehr so lustig, sondern zieht sich ewig hin, ohne dass die Handlung auch nur ein kleines bisschen weiter gekommen wäre. Immer wieder wird es so zu einem Kampf gegen sich selbst, doch weiter zu lesen und nicht zu einem anderen Buch zu greifen, das die Erwartungen auch erfüllen kann.
Wer durchhält, wird mit einer herrlich verrückten Geschichte voller ebenso durchgedrehter Einfälle unterhalten, muss allerdings Abstriche bei Handlung und Charakter hinnehmen. Helene ist eine undankbare Protagonistin, es macht keinen Spaß mit ihr und allzu bald teilt man einen Wunsch mit ihr: dass endlich ein Auto kommen und sie überfahren möge.
Wer unbedingt eine augenzwinkernde Geschichte mit Vampiren lesen möchte statt immer den gleichen romantischen Träumereien, der darf hier ruhig zugreifen. Jeder, der dieses Verlangen nicht spürt, kann das Buch gerne liegen lassen, verpassen wird er nichts.