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Vom Tag seiner Geburt an ist Nevares Lebensweg vorgezeichnet. Als zweitgeborener Sohn eines Edelmannes ist er dazu bestimmt, Soldat zu werden, während sein großer Bruder das Gut erben und sein kleiner Bruder Priester wird. Nevare tritt damit in die Fußstapfen seines Vaters, der, bevor der König ihn mit einem Adelstitel und einem Stück Land belohnte, ebenfalls Soldat war. Die Ländereien der Familie liegen im Osten des Reiches, einst Heimat der Flachländer. Durch ihre überlegenen Schusswaffen fast unmöglich zu besiegen, wurden sie mit uralter Magie zurückgedrängt. Einzig die "Fleck" leben noch in den tiefen undurchdringlichen Wäldern. Dies ist die Zeit in der Nevares aufwächst und als ehemaliger Soldat weiß sein Vater, was auf den Sohn zukommen wird. Er lässt ihm die bestmögliche Ausbildung zuteilwerden, damit sein Sohn für die Zeit auf der Kavallerie-Akademie vorbereitet ist.
Doch es gibt Lektionen, die man nur von seinem Feind lernen kann – und so tritt Dewara, ein Kidon-Häuptling der Flachländer – in Nevares Leben. Dewara bringt ihm das Überleben bei und macht ihn dabei auch mit der alten Magie der Flachländer bekannt. Doch dann läuft etwas schief und Nevare stößt auf noch ältere Magie, die ihn als Werkzeug gegen sein eigenes Volk auserwählt. Nevare, zu dieser Zeit noch ein Junge, wird dadurch gezeichnet, ohne zu wissen, was ihn einmal erwarten wird. So lebt er sein Leben weiter, bis er endlich das Alter erreicht hat, um die Kavallerie-Akademie aufzusuchen und ein Offizier zu werden. Zusätzlich zu allen anderen Schwierigkeiten, die ein Neuadliger auf der Akademie zu erdulden hat, droht die Vergangenheit Nevare einzuholen …
"Die Schamanenbrücke" ist der Auftakt der "Nevare-Trilogie" von Robin Hobb, die schon 2008 vom Verlagshaus Klett-Cotta herausgebracht wurde. Im englischen Original erschien "Shaman's Crossing" schon 2005.
Mit 670 Seiten ist "Die Schamanenbrücke" ein gewaltiges Werk. Doch lässt der Leser die eigentliche Handlung Revue passieren, ist kaum etwas passiert. Robin Hobb nutzt das Buch, um den Leser in die Kultur ihrer fiktiven Welt einzuführen und ihm Land und Leute näher zu bringen. Der wesentliche Handlungsfaden, nämlich der Widerstand der unbeugsamen "Flecke" gegen Nevares Volk, der entscheidend für die weiteren Bände sein wird, wird im Auftaktband erst einmal zur Nebensache degradiert. Erst zum Ende hin gewinnt dieser Strang an Bedeutung, indem die zahlreichen Anspielungen langsam zu einem kompletten Bild vereint werden und dann in einem verheerenden Schlag auf das Leben Nevares und seiner Freunde Einfluss nehmen. Doch mit dem Ende des Bandes wird der Leser erst einmal mit einem Plot zurückgelassen, der viele Fragen aufwirft und vor allem gekonnt Lust auf mehr macht. Dies alles schafft Robin Hobb mit scheinbaren Nichtigkeiten, die aber in Wahrheit eine Liebe zum Detail widerspiegeln, die dieses Buch farbenfroh und lebendig erscheinen lässt, ohne das dem Leser dabei langweilig wird. Auch die Spannung kommt nicht zu kurz. Ist die Geschichte erst einmal vorangeschritten entwickelt die Handlung sich zu einem Puzzle, das den Leser mit seinem Facettenreichtum zu fesseln weiß.
Da der Leser mit "Die Schamanenbrücke" in eine ganz andere Welt entführt wird, bietet die Autorin noch ein hilfreiches Extra: eine Karte ihrer Welt zu Anfang des Buches. So kann der Leser sich die geografischen Gegebenheiten besser vor Augen führen und auch den militärischen Überlegungen folgen, die in diesem Buch einen wesentlichen Faktor bilden.
Mit dem vorliegenden Band beweist Robin Hobb erneut ihre Liebe zum Detail, die selbst einen Auftakt-Roman zu etwas Besonderem macht und den Leser gespannt sein lässt, wie es in "Im Bann der Magie" weiter gehen wird.