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 Twilight Classics, Folge 14: Backfire

Die letzte Nacht


Cover
Gesamt ++---
Action
Anspruch
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Bislang ist die "Twilight Classics"-Reihe von Epix vorrangig für Trashkundige und B-Movie-Liebhaber von Interesse gewesen, nicht aber für Thriller-Freunde. Mit der deutschen DVD-Erstveröffentlichung des amerikanisch-kanadischen Psychothrillers "Backfire – Die letzte Nacht" von 1987 will das Berliner Label nun auch dieses Leck flicken – mit ausgesprochen bescheidenem Erfolg.

Der vermögende Kriegsveteran Donnie McAndrew (Jeff Fahey) ist seelisch von den Schrecken in Vietnam gezeichnet. Nacht für Nacht wacht er schweißgebadet aus blutigen Albträumen auf und auch tagsüber wird er von grausamen Erinnerungen überwältigt und gequält; es fällt ihm zunehmend schwerer, zwischen Realität und Einbildung zu unterscheiden. Seine verbitterte Frau Mara (Karen Allen) will seine Eskapaden nicht länger ertragen und beschließt, Donnie zu beseitigen. Sie nutzt seine psychische Labilität aus und inszeniert einen Albtraum, der ihren Mann in den Selbstmord treiben soll. Dieser misslingt jedoch, Donnie verfällt in einen katatonischen Zustand und wird zum Pflegefall. Durch eine Verfügung ist Mara gezwungen, sich um ihren Mann zu kümmern, andernfalls verliert sie ihren Anspruch auf Donnies Vermögen. Doch Mara gibt sich nicht geschlagen: Sie lacht sich in einer Bar den Herumtreiber Reed (Keith Carradine) an und steigt mit ihm ins Bett, um ihn als Komplizen für den Mord an Donnie zu gewinnen. Schon bald aber gehen merkwürdige Dinge im Haus vor sich: Unheimliche Geräusche wecken Mara nachts auf, und ein Exemplar aus Donnies Waffensammlung verschwindet und taucht an anderer Stelle wieder auf. Ein beunruhigender Verdacht lässt sie nicht mehr los: Ist Donnies Zustand nur Maskerade?

Allzu oft wird vorschnell und wider besseres Wissen vom Budget, das einem Film zur Verfügung gestanden ist, auf die Qualität des Streifens geschlossen. Geld regiert die Welt, und von daher werden einfache Direct-to-Video-Produktionen gerne belächelt, ohne dass überhaupt ein Blick riskiert wurde. Bedauerlicherweise sind Streifen wie "Backfire" – hierzulande ursprünglich unter dem Titel "Final Night – Die letzte Nacht" auf VHS veröffentlicht – keine verlässliche Hilfe, wenn es darum geht, mit dem sich hartnäckig haltenden Mythos vom Low-Budget-Film als zwingendes Qualitätsvakuum aufzuräumen.

Dabei hat "Backfire" eine durchaus überzeugende Ausgangsposition: Ein Kriegsveteran, von der Hölle von Vietnam gezeichnet und als seelisches Wrack in den Tag hineinlebend, wird von blutigen Tagträumen gequält und kämpft mit der Angst, irgendwann vollends den Verstand zu verlieren. Dies scheint der Fall zu sein, als er eines Nachts neben einer blutgetränkten Matratze erwacht und aus dem Telefonhörer Schlachtenlärm und Todesschreie vernimmt. Der Höhepunkt: Eine blutige Duschszene von atmosphärischer Härte, die entfernt wirkt, als hätte Stanley Kubrick sie ursprünglich für "Shining" geschrieben, nur um sie dann doch zugunsten des allseits bekannten Fahrstuhls fallen zu lassen. Kurz darauf folgt der eigentliche Clou des Films: Die Schreckgespenster sind keine Ausgeburten von Donnies Phantasie, sondern werden als perfide gesetzte und ganz und gar reale Gruseleffekte entlarvt: Lautsprecher, ein Eimer Blut, Manipulationen an den Wasserleitungen – allesamt kleine Zaubertricks von Mara, um ihren Mann in den Selbstmord zu treiben. Doch weshalb diese Auflösung schon nach einer guten halben Stunde Laufzeit? Weil "Backfire" Donnies missglückten Selbstmord und seine Fesselung an den Rollstuhl als Ausgangssituation für ein vielversprechendes Katz-und-Maus-Spiel nutzt, in welchem der Spieß umgedreht und die skrupellose Ehefrau von der Jägerin zur Gejagten wird.

So vielversprechend diese Pointe auch klingen mag, das stille Versprechen auf clevere und saubere Thrillerkost kann "Backfire" doch nicht einhalten, denn nach dem fehlgeschlagenen Mordversuch stolpert der Film unversehens in einen Leerlauf, der konsequent bis zum Ende durchgezogen wird. Die Story kommt nie über eine routinierte Aneinanderreihung uninspirierter Thriller-Momente hinaus, die hölzerne Dramaturgie schafft es nur selten, die Schockmomente wirkungsvoll zu setzen, so dass der Zuschauer mit einer dahin dümpelnden und spannungsarmen Geschichte zu kämpfen hat, die er irgendwo schon mal besser gesehen hat und die er über sich ergehen lässt, in der Hoffnung, mit einer intelligenten Auflösung oder einem furiosen Finale versöhnt zu werden. Tatsächlich steht am Ende des Films ein Twist mit Aha-Effekt, doch so richtig greifen will dieser nicht, dafür wirkt er bemüht und – vor allem im Rückblick – dürftig vorbereitet. Nicht minder dünn wirken die zahlreichen Versuche des Drehbuchs, der Geschichte mehr Tiefgang und den Charakteren mehr Vielschichtigkeit zu verpassen. So kommt Maras Backstory plötzlich und an einer beliebigen Stelle im Film zur Sprache und wird ebenso hastig wieder ad acta gelegt. Die Figuren bleiben farblos, die Story zu flach und die Spannung allzu oft am Boden, daran können weder die solide Kameraführung von Tak Fujimoto ("The Sixth Sense", "The Happening") noch das überschaubare Ensemble etwas ändern. Dies gilt vor allem für Karen Allen: Indys trinkfeste Partnerin aus "Jäger des verlorenen Schatzes" zeigt sich sichtlich engagiert, um ihrer Rolle als eiskalte Mörderin gerecht zu werden, sie hat aber einfach nicht das Charisma, um als solche wirklich zu überzeugen. Da kann auch die solide Vorstellung von David Carradines Bruder Keith ("Dexter – Season 2") als rätselhafter Herumtreiber nichts retten. So funktioniert "Backfire" schlussendlich weder als cleverer Thriller, der es gerne gewesen wäre, noch als kritische Autopsie einer vom Vietnamkrieg traumatisierten Gesellschaft.

Ein paar Worte zur DVD: Das Bild hat altersbedingt mit einem Rauschen zu kämpfen, das besonders in dunklen Szenen ins Auge springt, Unschärfen und verwaschene Konturen lassen es zuweilen weich erscheinen. Der deutsche Ton in Dolby Digital 2.0 kommt etwas flach und dumpf daher, die Dialoge wirken mal zu laut, mal zu leise eingespielt. Extras sind Mangelware, sieht man einmal von der obligatorischen Trailershow sowie einem Wendecover ab.

Fazit:
Spannungsarmes Katz-und-Maus-Spiel mit interessanten Ansätzen und hölzerner Umsetzung. Freunde von 80er-Jahre-Thriller können zugreifen, wer aber auf der Suche nach cleverer Unterhaltung ist, der ignoriert "Backfire" lieber, denn gesehen haben muss man den Streifen nicht.

Michael Höfel



DVD | Disc-Anzahl: 1 | EAN: 4047879401107 | Erschienen: 14. Mai 2010 | FSK: 16 | Laufzeit: 90 Minuten | Originaltitel: Backfire | Preis: 9,99 Euro | Untertitel verfügbar in: - | Verfügbare Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 2.0)

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