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Hendrik Libermann, der Leiter des Dezernats 124 des LKA Berlin, reist für einige Zeit von Berlin nach Potsdam, um im Urlaub für seine Tochter Miri da zu sein. Miri, die noch immer daran glaubt, dass ihre Eltern sich lieben und eines Tages wieder zueinander finden, muss bei ihrem Zusammentreffen erneut feststellen, dass dem nicht so ist. Schweren Herzens findet sie sich damit ab, getrennt lebende Eltern zu haben.
Henrik Liebermann hingegen plagen ganz andere Probleme. Mit Schmerzen an der Bandscheibe beschäftigt, begegnet ihm in überaus unglücklicher Haltung eine Frau, die so schön ist, als wäre sie dem Hochglanzcover einer Modezeitschrift entstiegen. Am nächsten Tag allerdings, ist die Schönheit verschwunden. Lediglich ihr Name taucht kurz darauf in einer Vermisstenanzeige der zuständigen Polizeidienststelle wieder auf. Während sich Liebermann mit unsäglich schmerzendem Rücken um die verschwundene Schönheit kümmert, schleicht noch ein weiteres männliches Wesen durch die Straßen des Viertels, das nicht weniger Pein zu ertragen hat.
Der Kater Serrano wurde von seinem Herrchen auf das Schmählichste hintergangen, als dieser ihm in einer heimlichen Aktion, seine Männlichkeit raubte. Immer noch benebelt und körperlich schwer gezeichnet, fragt er sich während eines Rundgangs, was die anderen Kater denken werden, wenn sie ihren Herrscher entmannt vor sich sehen? Aber nicht nur seine Position als König der Gegend scheint Serrano in Gefahr zu sein. Auch die Zuneigung zu seiner großen Liebe Aurelia wird ohne den längst nötigen Akt der Vereinigung bleiben. Und das genau in dem Moment, als Aurelia sich vier wunderschöne Katzenkinder von ihm wünscht. Von der Welt verraten und in seiner Ehre gekränkt, zieht sich Serrano in einen alten Keller zurück, aus dem er schon am nächsten Tag wieder hervorkommt, um seiner Liebsten die Schmach zu gestehen. Doch egal wo er sucht, Aurelia ist verschwunden und keiner der anderen Vierbeiner hat sie seit dem Einzug des fremden Mannes in ihrer Straße gesehen. Überaus vorsichtig geht Serrano ans Werk, als er beginnt, den Fremden zu beschatten, um hinter dessen Machenschaften zu gelangen. Denn nicht nur Aurelia bleibt verschwunden, auch zwei weitere Katzenkinder tauchen nicht mehr auf und der fremde Mann wandert immer noch durch ihre Straßen.
Mit ihrem ersten Katzenkrimi um den eigenwilligen Kater Serrano hat die Potsdamer Autorin Christine Anlauff ein gutes Händchen bewiesen. Überaus amüsant, aber auch tierisch ernst geht es in einem Potsdamer Vorortviertel zu, als erst eine Journalistin und gleich darauf die, mit goldglänzendem Fell gesegnete, Katze Aurelia verschwindet. Sich gegenseitig missmutig beäugend, machen sich zwei männliche Wesen getrennt voneinander an die Arbeit, um die von ihnen angebeteten Damen wiederzufinden. Während Hendrik Libermann mit einem ausgebildeten Team im Nacken die notwendigen Ermittlungsarbeiten verrichtet, verlässt sich Serrano auf seinen eigenen Instinkt und glaubt schon bald in dem Kommissar den Schuldigen am Verschwinden seiner Aurelia gefunden zu haben. Doch auch Kater können sich irren und nachdem beide gemeinsam die Leiche von Aurelia finden, kreuzen sich ihre Wege immer öfter. Eine Tatsache die dazu führt, dass Serrano beginnt, den eigenartigen und über alle Maßen begriffsstutzigen Fremden zu akzeptieren.
Eine ungewöhnliche Charakterstudie, die der Autorin dermaßen überzeugend gelungen ist, dass man den umherstreunenden Kater und den leicht gebeugt gehenden Kommissar förmlich vor sich sieht. Und während sich die Spannung eher im mittleren Bereich einpegelt, überwiegt die atmosphärische Dichte des Krimis und der Leser hält sich fasziniert an liebevoll geschilderten Details und gekonnt gezeichneten Figuren fest, deren Eigenheiten einer gewissen Ironie nicht entbehren.
Fazit:
Ein gelungenes Krimidebüt, das beweist, dass Katzen und Menschen viel gemeinsam haben, aber völlig unterschiedlich in ihrem Denken und Handeln sind. Ein Buch, das Lust auf mehr Romane mit vierbeinigen Detektiven weckt und gut unterhält.