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Das Team Ayroles (Text), Maïorana (Zeichnungen) und Leprévost (Farben) hat nach
"Garulfo" eine neue Trilogie geschaffen, die jetzt dank dem Verlagshaus Splitter in der deutschen Übersetzung zur Verfügung steht: "D".
Richard Drake kommt von einer seiner Forschungsreisen zurück ins viktorianische London. Beim Besuch einiger Bälle fällt ihm Miss Catherine Lacombe auf, er fühlt sich zu ihr hingezogen, doch seine grobschlächtige Art kommt bei ihr nicht unbedingt gleich gut an. Seine Forschungsreisen werden sehr kritisch gesehen, schließlich ist er ein Gegner der Sklaverei und die feine Gesellschaft Londons kann nicht besonders viel mit einem Abenteurer wie ihm, der sich mit Wilden rumtreibt, anfangen. Zudem macht ihm ein langhaariger, eleganter Schönling, genannt Lord Faureston, seine geliebte Lady Lacombe streitig. Sie scheint wie gefangen von ihm, wie sie sich gemeinsam auf der Tanzfläche bewegen, und schließlich verlässt sie den Ball, zusammen mit dem fast übernatürlich schön wirkenden Lord Faureston, in Richtung Garten. Drake folgt ihr unwissentlich, als er Jagd auf einen offensichtlichen Dieb macht, der sich durch den Garten davonmachen will, und stößt dabei auf eine bewusstlose Miss Lacombe, die von einem seltsamen kleinen Mann mit einem Holzpflock bedroht wird ...
Tatsächlich handelt es sich hier um eine Vampirgeschichte, jedoch ist schnell ersichtlich, dass die Autoren sich dem klassischen Vampir-Thema widmen und die Figur des Blutsaugers nicht verklären. Die Wahl des Serientitels "D" könnte sogar auf die Grundlage aller Vampirgeschichten zurückgehen: Dracula. Ob sich diese Vermutung bestätigt, wird aber erst mit Erscheinen der zwei Folgebände geklärt sein. Im ersten Band zumindest ist noch keinesfalls klar erkennbar, woher der Vampir kommt und warum er sich überhaupt in London aufhält.
Im Vordergrund der Story stehen zunächst der draufgängerische und etwas grobe Forscher Richard Drake und seine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben in London. Eigentlich möchte er London sofort wieder verlassen, doch ihm fehlt das Geld, um eine weitere Forschungsreise zu finanzieren und so verbringt er seine Zeit unter anderem auch unter potentiellen Geldgebern. Maïorana gelingt es mit seinen Zeichnungen fabelhaft, die passende Atmosphäre in den Ballsälen und Opiumhöhlen Londons heraufzubeschwören. Häufig wirken die Gesichter von Menschen, die nicht im Vordergrund der Geschichte stehen, etwas grotesk und überzogen. Nicht jeder wird sich mit diesen Darstellungen anfreunden können. Die Gesichtszüge der Hauptfiguren sind in den meisten Fällen menschlicher, während diese Aussage aber für den Vampir nicht ganz zutreffen kann. Es gibt größtenteils kleinere Panels, von denen immer mehrere auf einer Seite zu finden sind. Seitenfüllende Zeichnungen sind nicht enthalten, fehlen aber auch nicht, um einen positiven Gesamteindruck zu erhalten. Maïoranas Bilder sind vollgepackt; die Enge, die Fülle an Menschen, die sich bei einem gesellschaftlichen Anlass oder in einem Rauchsalon treffen, kann man anhand seiner Zeichnungen sehr gut nachvollziehen.
Leprévosts Kolorierung unterstreicht die verschiedenen Umgebungen durch warme Töne für die großen Gesellschaften und nachtblaue und graue Töne für Szenen, in denen der Vampir und die Nacht im Vordergrund stehen. Hat Leprévost doch der Geschichte eindeutig "Leben" hinzugefügt und offensichtlich einen großen Anteil am Gesamtwerk, wird er doch nicht zusammen mit dem Zeichner und Texter im Innenteil genannt. Alle Texte sind wie üblich handgelettert und gut lesbar, nur wenige Panels kommen ohne Text aus. Einige Teile des Comics leben vom Text Ayroles, andere wiederum von den Zeichnungen - es ergibt sich hier ein ausgewogener Mix.
Obwohl es sich um ein klassisches Thema handelt, das schon haufenweise Umsetzungen erfahren hat, bleibt die Story spannend und bekommt durch den ungewöhnlichen Charakter des Richard Drake eine abenteuerliche und recht unkonventionelle Komponente. Der Leser darf gespannt sein, wo die nächsten Bände ihn hinführen werden. Erscheinungstermine für den zweiten und dritten Band sind noch nicht bekannt.