Alera ist Kronzprinzessin von Hytanica. An ihrem achtzehnten Geburtstag soll sie den zukünftigen König des Landes heiraten. Damit endet dann aber ihre Machtstellung, denn Hytanica ist sehr patriarchisch aufgebaut, im Gegensatz zum verfeindeten Nachbarland der Cokyrier, bei denen die Frauen die Macht und das Sagen haben. Doch über dieses Land weiß Alera wenig. Bis kurz vor ihrer Geburt tobte ein heftiger Krieg, der urplötzlich von einem auf den anderen Tag endete, ohne dass jemand wusste, warum die übermächtigen Cokyrier sich zurückzogen. Doch dieser Frieden scheint brüchig zu sein, wie Alera feststellen muss, als eine Frau des Nachbarlandes auf einmal im Palast aufgegriffen wird. Ihr gelingt es zu fliehen, bevor jemand weiß, was sie wollte, aber der Anfang ist gemacht. Wenig später erscheint Narian, ein junger Mann, der in Hytanica geboren wurde, allerdings als Säugling im Krieg entführt wurde und nun erst wieder in seiner ursprünglichen Heimat auftauchte. Alera ist fasziniert von diesem jungen Mann, der so ganz anders ist als der Mann, den ihr Vater als zukünftigen Ehemann und König für sie ausgesucht hat. Zwischen den beiden entwickelt sich eine zarte Liebe. Aber kann diese verbotene Liebe überhaupt sein unter den bösen Vorzeichen?

"Alera: Geliebter Feind" ist nur der erste Teil einer Trilogie. Das erklärt, warum die Geschichte nur sehr langsam und schleppend vorangeht und beim Leser immer wieder der Eindruck entsteht, es würde sich nichts ereignen. Nichts außer Teegesellschaften jedenfalls, Bällen, gemeinsamen Ausritten und Spaziergängen und der detaillierten Beschreibung der getragenen Kleidung und der Möbel des jeweiligen Raumes. Die Charakterbeschreibungen sind ähnlich detailliert, aber zum Glück nicht ähnlich nervenaufreibend. Die Naivität Aleras ist zwar nervig, aber durchaus nachvollziehbar, betrachtet man die Gesellschaft, in der sie aufgewachsen und die Rolle, die ihr zugedacht ist.

Dennoch: Der Stempel "Fantasy" auf diesem Buch trügt. Es ist eine alltägliche Liebesgeschichte in einem altertümlichen Setting. Mysteriöses oder Fantastisches wird nur selten angedeutet, in Form einer dunklen Prophezeiung oder möglicher Zauberkräfte. Das ist nicht ausreichend, um diese Hofgeschichte in einen Fantasyroman zu verwandeln. Wenn weniger Wert auf die Beschreibung von Möbeln, Etikette und Kleidern gelegt worden wäre, wäre entweder mehr Raum gewesen für die Entwicklung der Geschichte oder aber es wären Seiten gespart worden – beides wäre ein Entgegenkommen dem Leser gegenüber gewesen.

Für junge Mädchen, die Prinzessinnengeschichten und verbotene Romanzen mögen, mag dieses Buch geeignet sein. Leser, die Wert auf eine spannende Geschichte und wirkliche Fantasyelemente legen, sollten zu einem anderen Buch greifen.