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Die junge Hohe Protektorin Wynter muss über den schmerzlichen Verlust hinwegkommen, den der Tod ihres geliebten Vaters verursacht hat. Doch für Trauer hat sie keine Zeit, da sich in König Jonathans Königreich große Veränderungen ereignet haben, die ihren Schatten auf ganz Europa werfen. Sogar die Königsfamilie selbst ist entzweit und es wird gemunkelt, dass die Mordanschläge auf Prinz Razi von seinem verstoßenen Bruder Alberon, den ehemaligen Kronprinzen, in Auftrag gegeben worden sind.
Wynter kennt Alberon und Razi aus ihrer Kindheit und traut keinem von beiden eine solche Tat zu. Dies ist der Grund, weshalb sie heimlich beschließt, Razi und seinem Gefährten Christopher zu folgen, damit diese sie auf die Fährte des ehemaligen Kronprinzen führen. Aber der Wald ist gefährlicher als sie dachte, da viele verschiedene Parteien das Lager des abtrünnigen Prinzen suchen. Sie selbst entkommt nur knapp den Wegelagerern und einer Horde von Sklavenjägern. Und bei aller Heimlichkeit wäre sie fast von ihren beiden Freunden Razi und Christopher getötet worden, die nicht wussten, dass sich auch Wynter in der Gegend aufhält.
Gemeinsam sind die drei Freunde wesentlich sicherer unterwegs. Die unsichere Situation zwingt sie, sich einer Gruppe Merroner anzuschließen. Dieses wilde Volk mit seinen heidnischen nordischen Bräuchen ist Christopher bekannt, da er von einem ihrer Clans abstammt. So gut es geht, versucht er Razi und Wynter die ungewohnten Gebräuche zu erklären und passt auf, dass sie keinen Fehler begehen. Aber in den Traditionen der Merroner liegt ein Geheimnis, dass, wenn es herauskommt, aus den momentan Verbündeten schnell Blutfeinde werden lassen kann.
Mit "Geisterpfade" erscheint nun endlich der zweite Teil der Moorehawke-Trilogie. Auch in diesem Roman erlebt der Leser alle Ereignisse aus Sicht der jungen Wynter mit an, die alleine versucht, die Wahrheit über die politischen Intrigen im Königreich zu erfahren. Wieder stehen an ihrer Seite Prinz Razi und sein treuer Freund Christopher. Besonders Christopher ist es dieses Mal, der die Handlung vorantreibt. Für ihn wühlt die Begegnung mit Sklavenjägern alte Erinnerungen auf und er ist es auch, der vermittelnd zwischen seinen Reisegefährten und den Merronern steht, da er ihre Gebräuche und Sprache kennt. Zeitgleich entwickelt sich zwischen ihm und Wynter eine scheue Liebesbeziehung, die jedoch von Christophers schrecklichen Erlebnissen in der Vergangenheit bedroht wird.
Celine Kiernan bleibt auch in dieser Geschichte ihrem Erzählstil treu. Für sie steht nicht die Geschichte, sondern ihre Figuren im Vordergrund, weswegen die Handlung sich lediglich langsam entwickelt, damit Zeit für Emotionen, soziale Interaktionen und die Entwicklung der Charaktere bleibt. Dabei versteht sie es, mit passenden Worten traurige, gefährliche und zärtliche Momente ins Leben zu rufen und dem Leser vor Augen zu führen. Für eine Trilogie ist "Geisterpfade" ein typischer Zwischenroman, da er das Bindeglied zwischen den ersten Entwicklungen und dem finalen Abschluss darstellt. Es ist ein Reiseroman, der die Charaktere nicht nur physisch sondern auch psychisch auf neue Wege bringt.
Ein stiller, besinnlicher und sehr einprägsamer Fantasyroman, der durch seine leisen Töne Leser für sich zu gewinnen weiß.