Ekel und Angst vor Spinnen sind weit verbreitet, auch wenn die meisten Menschen einsehen, dass es sich bei den achtbeinigen Gliederfüßern um nützliche Insektenvertilger handelt. Haarig seien sie, giftig, bissig – so die häufig gegen sie angeführten Argumente.
Hat man die Aversion gegen Spinnen jedoch überwunden oder im Griff und kann die Tiere objektiv beobachten, so erschließt sich eine höchst interessante Welt, denn diese Tiergruppe hat sich in vielfältiger Weise an das Leben als Jäger angepasst: Viele Spinnen bauen Netze, andere jagen aktiv oder bauen Fallen. Zum Teil betreiben sie aufwändige Brutpflege. Kurz, Spinnen sind alles andere als langweilig.
Der Kosmos-Spinnenführer stellt über vierhundert europäische Spinnenarten in Text und Bild vor und greift auch hier auf sein klassisches Naturführer-Konzept zurück. Ein Vorwort wirbt um Verständnis und Interesse für Spinnen, und ein umfangreiches Kapitel "Wissenswertes über Spinnen" erläutert Körperbau, Jagd und Ernährung, Fortpflanzung, Lebensräume und vieles mehr. Der Leser erfährt auch, wie er Spinnen finden, beobachten und fotografieren kann, und was er zu ihrem Schutz beachten muss.
Anschließend werden die einzelnen Spinnenfamilien und die ihnen zugeordneten Arten vorgestellt – übrigens auch Milben, Zecken, Tausendfüßer und andere Verwandte. Glossar und Register bilden den Abschluss. Die vordere und hintere Einbandklappe enthalten zudem praktische Übersichten.

Für den Spinnenführer wird man sich vermutlich nur interessieren, wenn man keine allzu große Abneigung gegen die Achtbeiner hegt. Andernfalls dürfte sich die skeptische Einstellung jedoch nach der Lektüre von Vorwort und Eingangskapitel legen, denn diese vermitteln hervorragend, durch gute Bilder – Fotos und Skizzen – unterstützt, die Faszination dieser ungewöhnlichen Jäger.
Der eigentliche Führer besteht aus Doppelseiten zu einer oder mehreren Spezies. Links präsentieren sich die Familien und natürlich die einzelnen Arten in Textform, rechts anhand von zumeist mehreren Fotos. Die Arten werden mittels Merkmalen, Vorkommen und Lebensweise charakterisiert; ein farbig unterlegter Kasten bietet einen knappen Steckbrief mit den wichtigsten Angaben. Auch findet man, sofern erforderlich, eine kurze Beschreibung ähnlicher Arten, damit sich Verwechslungen vermeiden lassen.
Wie bei den Kosmos-Führern üblich, wird mit einem Farbcode gearbeitet: Jede linke Seite ist oben mit einem Balken gekennzeichnet, dessen Farbe für eine bestimmte Familie steht. Die Farben lassen sich oben am Seitenschnitt erkennen, sodass man mit etwas Routine beim Bestimmen sofort die Seiten mit der gesuchten Familie aufschlägt.
Alle Beschreibungen sind knapp und präzise gehalten, doch hinreichend ausführlich, sodass der Leser und Naturfreund die Art nicht nur zu bestimmen vermag, sondern auch einiges Hintergrundwissen erwirbt.
Die Fotos sind praktisch durchweg von sehr hoher Qualität und so ausgewählt, dass man arttypische Charakteristika gut erkennen kann. Etliche zeigen auch Spinnen mit Beute oder Kokons mit Jungtieren und andere interessante Szenen.
Dank der praxisorientierten Aufmachung ist eine schnelle Orientierung und somit Bestimmung möglich. Da der Führer über 400 Arten umfasst und aus robustem Material besteht, hat er ein stolzes Gewicht von fast 800 Gramm, passt aber dank dem kompaktem Format in jeden Rucksack und übersteht auch regelmäßige strapaziöse Touren. Ein prima Begleiter für Naturfreunde!