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Die Anwältin Valerie Weymann ist von Hamburg aus auf dem Weg zu einem Geschäftstermin in London. Doch sie soll ihr Ziel nie erreichen, am Flughafen wird sie an der Passkontrolle abgefangen und verhaftet, ohne Angabe von Gründen. Zwei Männer, ein Deutscher und ein Amerikaner, legen ihr ein Foto ihrer besten Freundin Noor, die seit zwei Wochen verschwunden ist, vor und wollen Informationen zu dieser Frau. Valerie beruft sich auf ihr Recht zu schweigen und auf einen Anwalt, doch das bringt ihr wenig – sie wird verhaftet und als Terror-Mitverdächtige festgehalten. Weder ihr Mann noch ihr Kanzleipartner können ihr helfen, als der amerikanische CIA-Mann Borroughs, der seinen Job überaus ernst nimmt, entscheidet, dass Valerie definitiv schuldig ist und es nur darum geht, sie zu brechen und ein Geständnis zu erpressen.
Jeder gilt so lange als unschuldig, bis seine Schuld bewiesen ist. Nach diesem Grundsatz soll in Gerichtssälen in Deutschland gehandelt werden, darauf verlässt man sich. Doch wie leicht diese Leitlinie nicht mehr gilt, das vermittelt "Machtlos" auf beklemmende Art.
Eine Verkettung unglücklicher Zufälle – eine alte Affäre, Geschäfte des Partners, Feinde der besten Freunde – führt dazu, dass eine unauffällige, normal lebende Frau unter Terrorverdacht gerät und ihr Leben komplett aus der Bahn geworfen wird. Valerie ist eine ganz normale Frau - berufstätig, verheiratet, Mutter zweier Töchter -, die ganz normal erscheint. Absolut unfassbar ist es, wie schnell alles aus den Fugen gerät und dass auf fundamentale Rechte, etwa das Recht auf einen Anwalt, das Recht zu schweigen und vor allem das Recht auf menschenwürdige Behandlung, so schnell verzichtet wird.
Alex Berg scheint überaus detailliert recherchiert zu haben, die Vorgehensweisen erscheinen wirklich realistisch, so grausam sie auch sein mögen, und auch aktuelle Bezüge sind stets gegeben. Je mehr Seiten man liest, desto eindringlicher wird deutlich gemacht, dass diese Geschichte wirklich passieren könnte und nicht reine Fiktion ist. Auf die Quellen, die dazu beitrugen, dieses Buch so fundiert zu machen, geht der Autor am Ende ein, um interessierten Lesern die weitere Beschäftigung mit Verhörmethoden, geheimen CIA-Lagern und Terrorverdacht zu ermöglichen.
Dieses Buch ist nicht zu verwechseln mit dem Film "Machtlos" von 2007, der eine thematisch ähnliche Handlung aufweist, allerdings bei weitem nicht so beklemmend wirkt wie dieser Roman.
"Machtlos" wirkt noch lange nach, wenn man als Leser selbst beginnt, sich zu fragen, wie man an Valeries Stelle handeln würde oder ob die theoretische Möglichkeit, Menschenleben zu retten, Folter rechtfertigt, auch wenn sie möglicherweise Unschuldige trifft.
Eine Leseprobe gibt es auf der Verlags-Website.