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Eigentlich hat Betsy Taylor mit ihren Hochzeitsvorbereitungen schon genug um die Ohren. Die frisch gebackene Vampirkönigin der Untoten muss sich nicht nur mit der schwierigen Frage nach dem passenden Blumenarragenment oder der verzwickten Gästeliste auseinandersetzen, sondern darüber hinaus mit allerlei politischen Aufgaben und Verpflichtungen. Zudem sollte ihr Nachtclub allmählich schwarze Zahlen schreiben und obendrein stehen lebende wie untote Gegner vor ihrer Tür Schlange, um ihr den Garaus zu machen. Dann trifft auch noch eines Nachts eine Delegation europäischer Vampire ein, um der neuen Königin zumindest vordergründig ihre Aufwartung zu machen. Die politischen Verhandlungen werden jedoch nicht nur durch das mangelnde diplomatische Talent Betsys erschwert, vielmehr stellt sich heraus, dass die Vampirin Sophie von einem der Gäste vor Jahrzehnten ungewollt zum Blutsauger gewandelt wurde. Als diese nun Vergeltung fordert, sitzt Betsy zwischen den Stühlen. Sie soll Recht über einen Mord sprechen, der viele Jahre vor ihrer eigenen Geburt verübt wurde. Während die Situation zu eskalieren droht, erfährt sie obendrein noch, dass ihre langjährige beste Freundin schon seit geraumer Zeit ein düsteres Geheimnis vor ihr verbirgt. Dann gibt es da noch einen Zombie auf dem Dachboden, der nur darauf wartet, der neuen Vampirkönigin an die Kehle zu gehen. Und ausgerechnet jetzt setzt sich Betsy in den Kopf, für immer auf Blut zu verzichten und startet eine Null-Diät. Und ob es sich nun um Schokolade oder eben Blut handelt: Eine Diät zehrt gleichermaßen an den Nerven von Untoten wie an denen der Lebenden ...
Mary Janice Davidson erschuf mit ihrer Figur Betsy Taylor eine hervorragende Grundlage für eine humorvolle und abgedrehte Vampirreihe, die sich bewusst selbst nicht allzu ernst nimmt. Was vielversprechend begann, endete zumindest in Band 4 wie auch in diesem Teil der Geschichte in einem zähen und bisweilen langweiligen Versuch, an die Erfolge der ersten Romane anzuknüpfen. So halten sich zwar die Wiederholungen und Rückblenden in Nur über meine Leiche in Grenzen, allerdings vermisst man erneut das Fortschreiten der potentiell spannenden Geschichte. Ob es sich nun um den fragwürdigen Zombie auf dem Dachboden oder die Auseinandersetzung mit der europäischen Delegation handelt: Keine der Geschehnisse trägt entscheidend zur Entwicklung der Charaktere oder der allgemeinen Handlung bei. Der Zuhörer wird zunehmend mit Nichtigkeiten und endlosen Diskussionen gelangweilt. Einzig die Lüftung des dunklen Geheimnisses um Jessica verspricht, etwas Ernsthaftigkeit in die Geschichte zu bringen. Im Anschluss an das recht kurze Hörbuch bekommt man noch eine überschaubare Bonusstory über einen weiblichen Werwolf namens Antonia zu hören. Die Handlung als solche ist allerdings eher unspektakulär und hätte daher nicht zwingend ausgekoppelt werden müssen. Zumindest wird diese Geschichte nicht wie gewohnt aus der Ich-Perspektive von Betsy Taylor geschildert und bringt daher etwas Abwechslung mit sich.
Das Traurige an diesem Teil der Taylor-Reihe ist, dass der Hörer langsam aber sicher von der Figur Betsy Taylor genervt ist. Natürlich soll sie immer etwas unkonventionell, naiv und bisweilen etwas dümmlich bleiben. Wenn sie sich jedoch im fünften Teil der Serie immer noch wie eine verzogene Göre verhält und regelmäßig mit Empörung auf alles reagiert, was ihr nicht in den Kram passt, möchte man sie dann doch gerne mal ordentlich schütteln und darauf hinweisen, dass sie langsam erwachsen werden soll. Wer könnte da den Schurken der Geschichte verübeln, wenn sie Betsy Taylor regelmäßig den Garaus machen wollen?
In den 215 Minuten Spieldauer versucht Nana Spier, dem wenig sinnvollen Geschehen zumindest etwas an Lebendigkeit einzuhauchen. Wie auch in den vorherigen Hörbüchern glänzt sie auch hier mit ihrem Talent für abwechslungsreiche und witzige Dialoge. Dies macht den mangelnden Inhalt der Geschichte zwar um einiges erträglicher, kann aber über den eigentlich Mangel des Buches nicht hinwegtäuschen.
Es bleibt zu hoffen, dass es Mary Janice Davidson in den verbleibenden Romanen um Betsy Taylor gelingt, der Serie wieder Leben einzuhauen. Denn nach den ersten Büchern ist eins sicher: Schreiben kann sie eigentlich!